Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Spezial

Sich mehr Zeit für Gott nehmen

Tipps und Ideen zum Gestalten der vorösterlichen Bußzeit

Fastenzeit ist eine traditionelle Umschreibung für die vorösterliche Bußzeit, die darauf hinweist, dass die 40 Tage vor Ostern in besonderer Weise für die Vertiefung des Glaubenslebens genutzt werden können. Wer dies als bloße Aufforderung -oder gar als Zwang -versteht, der übersieht, dass es sich bei der Fastenzeit zuerst um eine Einladung handelt. Eine Einladung, das ganze Leben -Alltag und Freizeit -abzuklopfen und Fehleinstellungen zu korrigieren. Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen werden schließlich Entscheidungen, die das Leben im Kleinen wie im Großen ändern können. Für diese gibt es jede Menge Ideen und Tipps. Einige davon hier:

Immer wieder taucht zur Fastenzeit das Stichwort Fernsehen auf -es soll auch hier nicht fehlen. Kennen Sie eigentlich das Gefühl, einen ganzen Abend vor dem Fernseher verbracht zu haben und sich anschließend leer zu fühlen? Totaler Verzicht ist allerdings für die meisten von uns ein zu radikaler Weg. Nachrichten und Informationen gehören einfach dazu. Worauf es ankommt, ist der entscheidende Schritt, das Gerät bewusst abzuschalten. Hilfreich ist dabei eine Programmauswahl, das genaue Prüfen, ob diese oder jene Sendung mit Gewinn gesehen wird oder eben nicht ...Übrigens, es gibt auch heute Leute, die ganz ohne Fernsehen leben -sie sagen fast einhellig, dass sie die flimmernden Bilder nicht vermissen. Sie wenden sich lieber Büchern oder dem Radio zu.

Stichwort Bücher. Haben Sie schon Ihr Buch zur Fastenzeit gefunden? Möglich sind neben der -immer aktuellen -Bibel meditative Führer durch die vorösterliche Zeit, aber auch Publikationen, die über den Glauben informieren, Lebenszeugnisse von anderen Menschen sowie von Heiligen. Das Angebot ist sehr groß. Fragen Sie doch einfach Ihren Pfarrer oder gute Bekannte, ob sie Ihnen nicht etwas empfehlen, vielleicht sogar leihen können. Ein anderer Weg führt hin zum heimischen Bücherschrank. Man staunt, was sich dort alles versteckt hält. Erwin Strittmatter sagte einmal, dass er immer wieder mitten in die Bücher hineingriff und später das Gefühl hatte, dass die Bücher, die er dann las, auf ihn gewartet hatten.

Ein anderer Aspekt: Gerade für den Christen ist es wichtig, sich immer wieder aufs Neue mit seinem Glauben auseinanderzusetzen. Wer sich den Schwung erhalten will, der kommt ohne Treibstoffe wie religiöse Literatur nicht aus. Schön ist es, wenn man das Gelesene mit anderen teilen kann. Vielleicht in einem Glau- bensseminar in der Pfarrgemeinde. In einigen Orten gibt es diese bereits. Und wenn nicht, was spricht eigentlich gegen eine Neugründung? Gehen Sie auf Freunde und Bekannte zu, reden Sie mit Ihrem Pfarrer. Und es öffnet sich bestimmt ein Weg. Nicht zu vergessen die Angebote der Gemeinden wie Fastenpredigten, das Gebet des Kreuzweges oder das Angebot einer kirchlichen Bildungseinrichtung, die Einladungen der Gemeinschaften und Verbände. Fastenzeit ist immer die Chance, sich mehr Zeit für Gott zu nehmen. Wir sind eingeladen, uns in Gebet und Meditation an sein Geheimnis anzunähern. Vielleicht etwas mehr in der Bibel lesen, die Psalmen beten oder sich selbst für einige Zeit aus dem Alltag herausnehmen. Klöster und Exerzitienhäuser laden beispielsweise zur Mitfeier der Kar- und Ostertage ein -Informationen dazu gibt es bei den zuständigen Seelsorge- und Pastoralabteilungen. Für alle, die dies nicht können, ist das regelmäßige Gebet ein Weg, der in der Fastenzeit eingeübt werden kann und weit darüber hinaus segensreich sein wird. Vielleicht greift der eine oder andere auch wieder öfter zum Rosenkranz, einer Gebetsform, die leider bei vielen in Vergessenheit geraten ist. Auch das Gotteslob bietet vielfältige Anleitungen -Stundengebete, Lieder, Litaneien ...Eine weitere Möglichkeit sind die Passions- und Bußandachten in den Kirchen, Gebete, die von der Gemeinde getragen werden.

Die Fastenzeit kann zudem eine Menge im privaten Umfeld in Bewegung bringen. Warum mit einem Brief, einem Besuch oder einer versöhnlichen Geste erst wieder bis Weihnachten warten? Freunde und Bekannte freuen sich genauso über ein Zeichen der Verbundenheit, selbst dann, wenn der Kontakt schon seit langem abgebrochen ist.

Da gibt es weiter alle die, an die niemand mehr denkt. Einsame und verlassene Menschen gibt es überall. Ein Gruß im Treppenhaus, eine Nachfrage, wie es dem anderen geht, sind ein Anfang, etwas mehr Wärme zu vermitteln. Wer mehr tun möchte, kann sich im sozialen Bereich in der Pfarrgemeinde und bei der Caritas engagieren. Übrigens, erst im vergangenen Jahr war das Caritas-Motto der Einsamkeit gewidmet -hat es wirklich etwas verändert? Auch dieser Frage könnte in der Fastenzeit nachgegangen werden.

Tipps und Ideen gibt es viele und nicht alles ist für Jedermann tauglich. Nur noch eines: Schließen Sie dieses Anliegen mit in Ihr Gebet ein, fragen Sie Jesus, was die richtige Form für Sie in diesem Jahr sein kann.

FASTENZEIT IM KLOSTER

Die Fastenzeit in Benedikts Regel:

1. Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit.

2. Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten

3. und gemeinsam in diesen heiligen Tagen die früheren Nachlässigkeiten tilgen.

4. Das geschieht dann in rechter Weise, wenn wir uns von allen Fehlern hüten und uns um das Gebet unter Tränen, um die Lesung, die Reue des Herzens und um Verzicht mühen.

5. Gehen wir also in diesen Tagen über die gewohnte Pflicht unseres Dienstes hinaus durch besonderes Gebet und durch Verzicht beim Essen und Trinken.

6. So möge jeder über das ihm zugewiesene Maß hinaus aus eigenem Willen in der Freude des Heiligen Geistes Gott etwas darbringen (1Thess 1,6);

7. er entziehe seinem Leib etwas an Speise, Trank und Schlaf und verzichte auf Geschwätz und Albernheiten. Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.

8. Was aber der Einzelne als Opfer bringen will, unterbreite er seinem Abt. Es geschehe mit seinem Gebet und seiner Einwilligung;

9. denn was ohne Erlaubnis des geistlichen Vaters geschieht, wird einmal als Anmaßung und eitle Ehrsucht gelten und nicht belohnt.

10. Also werde alles mit Einwilligung des Abtes getan.

(Absatz acht bis zehn beziehen sich auf die benediktische Lebensweise, in der der Abt der geistliche Leiter des Mönches ist.)

jak/as

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 7 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 14.02.2002

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps