Raus aus den Kirchenmauern
Voller Erfolg: Bistum beteiligte sich an der Dresdner Hochzeitsmesse
Dresden (mh) -Bei einer Verkaufs- und Publikumsmesse geht es um Werbung für Produkte und ihren Verkauf. Die Angebote, die die Kirche macht, seien zwar nicht verkäuflich, dennoch hält Dr. Johannes Hintzen die Teilnahme der Kirche an einer so genannten Hochzeitmesse für sinnvoll: "Eine Messe ist eine Werbeveranstaltung. Und für uns als Kirche bietet sie die Chance, mit Menschen in Kontakt zu kommen", sagt Hintzen von der Abteilung Pastoral im Bischöflichen Ordinariat. Aus diesem Grund hat das Bistum Dresden-Meißen am vergangenen Wochenende zum ersten Mal an einer Hochzeitmesse in der sächsischen Landeshauptstadt teilgenommen -mit erstaunlicher Resonanz, wie Hintzen rückblickend meint.
Das Bistum war einer von knapp 120 Ausstellern. Zwischen Brautkleidverkäufern und Juwelieren, Limousinenfahrdiensten und Hotels zeigte der Bistumsstand das, "was Kirche für und mit Familie tut". Schwerpunkte bildeten Liturgie und Brauchtum sowie die ganz praktischen Angebote -vom Familienurlaub in kirchlichen Häusern bis zu entsprechenden Beratungsdiensten.
Liturgie, Brauchtum und praktische Informationen
Die Bedeutung, die die Ehe für katholische Christen hat, wurde den Besuchern am Stand vor allem durch die Liturgie der Trauung vor Augen geführt: Neben einer Fotowand mit Bildern aus dem Trauungsgottesdienst waren Stola, Messgewand und Kelch zu sehen. Die Besucher konnten hier "Kirche zum Anfassen" erleben, wenn sie die erste Ehrfurcht vor den Dingen, die ihnen wie aus einer anderen Welt vorkamen, überwunden hatten. Die traditionelle Vogelhochzeit und die sorbische Hochzeitssuppe, die die Besucher probieren konnten, standen für das Brauchtum. Daneben gab es viele praktische Informationen: Mitglieder des Familienbundes und Mitarbeiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum standen Rede und Antwort. Für einige Stunden war mit dem Leiter der Pastoralabteilung, Dr. Bernhard Dittrich, auch ein Priester als Ansprechpartner am Stand. Faltblätter informierten über kirchliche Einrichtungen und ihre speziellen Familien-Angebote -beispielsweise das Bischof-Benno- Haus in Schmochtitz und die Familienbegegnungsstätte im Kloster Wechselburg.
Mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, die Fremdheit der Kirche ein wenig zu überwinden und die Leute weiter neugierig auf Kirche zu machen -das waren die Hoffnungen, die Hintzen vor der Hochzeitsmesse mit der Teilnahme verband. "Hoffnungen, die sich mehr als erfüllt haben", sagt er.
Schätzungsweise 200 bis 300 Leute besuchten an den beiden Messetagen den Stand. Manche kamen nur, um einen der Luftballons des Katholischen Familienbundes mitzunehmen. Mit vielen ergab sich aber ein Gespräch. Ein großer Teil der Paare beispielsweise hatte ganz konkrete Fragen: Was ist bei der Eheschließung zu beachten, wenn ein Partner katholisch, der andere evangelisch ist? Können auch Ungetaufte in einer Kirche heiraten? Wie ist das mit der religiösen Erziehung der Kinder in einer konfessionsverschiedenen Ehe?
Ein positives Echo auf die erste Beteiligung des Bistums an dieser Hochzeitmesse, die in Dresden zum vierten Mal stattfand, gab es von den Organisatoren: Es sei gut, dass die Kirche dabei ist, sie gehöre zu einer solchen Messe dazu wie das Standesamt.
Kirche auf dem Markt der Möglichkeiten
"Wir haben als Kirche eine Möglichkeit genutzt, zu den Menschen zu gehen", heißt Hintzens Bilanz. Viele von denen, die den Stand besucht haben, würden wohl nie in ein Pfarrhaus oder gar ins Ordinariat gehen. Kirche müsse auch ein Dienstleistungsunternehmen sein. "Sie muss ihre Dienste nach außen offensiv anbieten und darf nicht hinter den Kirchenmauern sitzenbleiben. Wir müssen diese Mauern zwar nicht gleich abreißen, es genügt vielleicht schon, vor die Mauern zu gehen -auf die Straße zu den Menschen." Die Kirche gehöre auf den Markt der Möglichkeiten. Deshalb steht für ihn fest: "Wir werden auch künftig Anlässe wie die Hochzeitsmesse nutzen."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002