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Beitrag zum Miteinander gewürdigt

Festveranstaltung: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden besteht 20 Jahre

Dresden (tg) -Als wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung von historischer Schuld und einem besseren Miteinander haben Vertreter der Kirchen das 20-jährige Wirken der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden gewürdigt.

Schritte zum Miteinander in schwerer Zeit gegangen

Es erfülle einen mit Schrecken, wenn man sehe, wie lange die Geschichte zwischen Juden und Christen, mit einem biblischen Ausdruck gesprochen, "wüst und wirr" gewesen sei, sagte der Bischof des Bistums Dresden- Meißen, Joachim Reinelt, auf einer Festveranstaltung zum Jubiläum der Gesellschaft in Dresden. Es sei "großartig", dass die Mitglieder der Gesellschaft den Mut besaßen, Schritte zum Miteinander in einer Zeit zu gehen, als dies noch nicht so einfach gewesen sei, führte Bischof Reinelt weiter aus. Der evangelisch- lutherische Landesbischof Sachsens, Volker Kreß, hob hervor, die Gesellschaft habe die Erinnerung an die Jahre von 1933 bis 1945 wach gehalten, was gerade in einer Zeit "beklemmender Anfälligkeit für rechtsradikales Denken" wichtig sei. Zudem habe sie einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, die "betrübliche Geschichte" der Anfälligkeit der Kirche für Antijudaismus aufzuarbeiten. 1982 hatte die erste öffentliche Veranstaltung des damaligen "Arbeitskreises Begegnung mit dem Judentum" in Dresden stattgefunden. 1991 formierte er sich als Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Günther Bernd Ginzel, Publizist und Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Köln, beklagte die weitgehende Unfähigkeit zum Lernen aus einer leidvollen Geschichte. Das zeige vor allem die gegenwärtige politische Situation im Nahen Osten. Sowohl bei Palästinensern wie bei Israelis habe er die Erfahrung machen müssen: "Sie erzählen nur von eigenen Opfern und sehen nur die andere Seite als Ursache."

Erschwert werde die Entwicklung zum Frieden durch den Umstand, dass der Konflikt wesentlich mit Religion zu tun habe. "Das religiöse Element verbindet sich mit dem nationalistischen", so Ginzel. Für Radikale auf beiden Seiten sei Religion eine wichtige Motivation.

Ausschau nach Kräften zum Frieden halten

Hoffnungsvolle Ansätze zu einem Frieden im Nahen Osten seien mittlerweile zerstört. Kräfte, die sich Gewalt und Extremismus widersetzten, neigten sehr schnell zur Ohnmacht, konstatierte Ginzel. "Bis heute haben sie nicht gelernt, sich mit der Macht ihrer Mehrheit durchzusetzen und so der Macht der Radikalinskis Einhalt zu gebieten." Wichtig sei es daher, nach Kräften zu schauen, die aus Gewalt- Erfahrung zum Frieden aufrufen. Ginzel vertrat in seinen Ausführungen zudem die Meinung, dass die Kirchen oft offen oder verborgen auf der Seite der Antisemiten gestanden hätten. "Wunderbar" hingegen sei, dass sie mittlerweile gelernt hätten und heute die wichtigsten Verbündeten der jüdischen Gemeinden seien, gerade wenn es zu antisemitischen Anschlägen komme. Man dürfe nicht die Augen davor verschließen, wie weit Antisemitismus heute, beispielsweise im Internet, wieder verbreitet sei. Christen und Juden sollten zu ihrer "Träumerei" stehen, die kein Illusionismus sei, und zeigen, dass es möglich sei, aus der Geschichte zu lernen. Aus biblischen Geschichten könnten sie lernen, "dass es auf den richtigen Glauben ankommt, aber nur, wenn daraus das richtige Handeln folgt".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002

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