"Heidi" und die "Lilly unter den Linden"
Die katholische Christin Cornelia Gröschel gab im Film der Heidi eine neues, modernes Gesicht
Dresden (jak) -Dem Filmstart von "Heidi" am 21. Februar sieht Hauptdarstellerin Cornelia Gröschel aus Dresden-Johannstadt gelassen entgegen. Inzwischen haben sich Freunde, Mitschüler, Verwandte und Gemeindemitglieder daran gewöhnt, dass Cornelia immer wieder zu Drehaufnahmen unterwegs ist. Dennoch ist "Heidi" etwas Besonders, es ist Cornelia Gröschels erster Kinofilm. Erzählt wird die über 120 Jahre alte Story von Johanna Spyri in einem modernen Gewand, versetzt in unsere Tage.
Der Inhalt in Kurzform: Nach dem tragischen Tod ihrer Mutter soll Heidi für kurze Zeit zu ihrem kauzigen Großvater, dem "Alpöhi", ziehen. Dieser lebt allein oberhalb eines Dorfes in den Alpen und will erst gar nichts von seiner Enkeltochter wissen. Heidis Freund Peter, ein Baseball spielender Sohn eines Ingenieurs aus Boston, steht ihr in dieser Zeit bei und zeigt ihr auch, wie EMails geschrieben werden. Doch die gemeinsamen Tage sind bald vorüber und Heidi muss zu ihrer karrieresüchtigen Tante Dete nach Berlin wo sie deren Tochter Clara trifft -ein zickiges, einsames Großstadtgirlie. Clara färbt Heidis Haare blau und bringt nicht nur das Bad zum Überlaufen, sondern auch Heidis Geduld. Heidi will zurück zu ihrem Großvater. Doris, ein Mädchen aus einem Berliner Internet- Cafè, und 327,80 Mark rücken diesen Traum in greifbare Nähe ...
Cornelia Gröschel, die den kompletten Film schon gesehen hat, findet die Umsetzung des Stoffes gut. Rückblickend auf die Dreharbeiten meint sie aber, dass sie es sich ebenso vorstellen konnte, die Clara zu spielen. Irgendwie fühlte sie sich im Kleid der Heidi, was sie zum Glück nicht die ganze Zeit tragen musste, nicht so ganz wohl -Cornelia ist eben ein modernes Dresdner Mädchen. Zusammen mit zwei Schwestern und einem Bruder wuchs sie in einer katholischen Familie in Dresden-Johannstadt auf und geht ins St.- Benno-Gymnasium zur Schule. Zum Film kam sie über eine Anzeige in einer Dresdner Zeitung, gesucht wurden Mädchen für ein Casting. Selbst sagt sie heute: "Ich habe mich eigentlich mehr zum Spaß beworben." Was kam, war eine erste kleine Rolle und eine Eintragung in einer Agentur für Kinderdarsteller. Bisher spielte Cornelia Gröschel Rollen in Fernsehverfilmungen, so unter anderem in den Serien "In aller Freundschaft" und in der "Klinik unter Palmen". Für die Rolle der Heidi setzte sie sich gegen 400 Mitbewerberinnen durch. Daneben wurde ein weiterer Fernsehfilm abgedreht. In "Lilly unter den Linden" spielt sie ein Mädchen, das vom Westen kommend ihre Tante in der damaligen DDR besucht. Zu sehen ist er voraussichtlich im Herbst im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Wie Cornelia selbst sagt, geht sie ganz pragmatisch an die Umsetzungen der Rollen: "Ich lese das Drehbuch ein- oder zweimal, dann lerne ich die Szene, spiele sie und vergesse sie wieder ..."
Für "Heidi" dauerten die Dreharbeiten von August bis Oktober vergangenen Jahres. Eine Zeit, die Cornelia Gröschel viel Spaß machte, aber auch hart war. So waren die Außentemperaturen im Oktober schon tief gesunken, als Szenen in der Schweizer Bergwelt anstanden. Alle waren dick eingemummelt, nur Cornelia nicht, denn sie musste vor den laufenden Kameras im Kleidchen über die Wiesen laufen. Die Folge war eine Erkältung, die den Dreh verzögerte. Begleitet wird Cornelia Gröschel bei den Aufnahmen von ihrer Mutter oder von den Großeltern. Elisabeth Gröschel -die Mutter -machte dabei die Erfahrung ganz unterschiedlicher Lebenskonzepte, und irgendwie sind die Leute vom Film so ganz anders. "Viele sind erstaunt, wenn sie merken, dass wir katholisch sind und aktiv zur Pfarrgemeinde gehören", sagt Elisabeth Gröschel. Für sie und ihre Tochter ist dies besonders wichtig: "Wir können zurück in unser Leben, und dazu gehört die Kirche, sie ist Heimat, dort finden wir uns wieder."
Den Filmweg ihrer Tochter Cornelia möchte Elisabeth Gröschel und ihr Mann weiter begleiten. Sie sagt: "Wir sind beide der Meinung, dass unser Kind sehr begabt ist, und dies wollen wir unterstützen, egal was sie später daraus macht". Cornelia selbst -die in ihrer Familie liebevoll kurz "Nele" genannt wird -sieht es im Moment jedoch als sicher an, dass sie als Erwachsene in keinen Filmen mehr mitwirken möchte. Viel lieber will sie mit Pferden arbeiten, neben dem Tanzen ihre große Leidenschaft. Für den Sommer heißt es aber wieder arbeiten, dann stehen die Dreharbeiten für einen weiteren Fernsehfilm an.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002