Die gute Botschaft nicht verstecken
Familie Wenner aus Erfurt will ihre Erfahrungen auch an andere Familien weitergeben
Erfurt (as) -Als Paar fallen Veronika und Gerhard Wenner ein wenig aus der Rolle. Schon deswegen, weil die Münsterländer seit 1993 im Osten Deutschlands leben, während viele Menschen immer noch den umgekehrten Weg gehen. Inzwischen hat das Ehepaar hier viele Freunde gefunden und möchte seinen Glauben auch bewusst in einer nichtchristlichen Umwelt leben. Für die Eltern von zwei und sechs Jahre alten Kindern ist dies das Wichtigste: Das, was sie glauben und hoffen, in die Welt zu tragen, ohne aufdringlich zu sein, aber auch ohne sich anzupassen. "Wir sind nicht besser als alle anderen", sagt Veronika Wenner. Ihr Mann Gerhard erzählt, dass er zum ersten Mal "durch eine schwierige Familiensituation" zu einem tieferen Nachdenken kam. Vorher habe er eben so in der Pfarrjugend mitgemacht, ohne dass "es etwas Besonderes" war. Später habe er dann Jugendliche der Fokolar-Bewegung kennen gelernt. "Die Gemeinschaft mit den Jugendlichen hat dazu geführt, dass ich mich auch mal für andere eingesetzt habe", sagt Gerhard Wenner heute im Rückblick. Die Offenheit der Fokolar- Bewegung hat auch seine Frau fasziniert, obwohl sie "zunächst skeptisch war", wie sie sagt. "Diese Gemeinschaft versucht den Blick zu weiten, auch mit anderen Konfessionen ins Gespräch zu kommen. Und sie fragt, wo Verbindungen liegen und wie wir aufeinander zugehen können", sagt die Grundschullehrerin. Heute engagiert sich das Ehepaar deshalb besonders in der Familienarbeit der Fokolar-Bewegung.
Genauso wichtig ist es aber für Veronika und Gerhard Wenner, mit Familien Kontakte zu haben, die nicht glauben und nicht in die Kirche gehen. Das "Licht auf den Leuchter" stellen bedeutet für sie zum Beispiel konkrete Hilfe in der Nachbarschaft zu leisten, auf die Kinder aufzupassen oder einfach mal zum Kaffee einzuladen. Frau Wenner: "Dabei geht es uns auch darum, im Gespräch genau hinzuhören -wo kann man von seinen eigenen Erfahrungen berichten, wo ergeben sich Anknüpfungspunkte." Ein konkreter Anlass, von seinem Glauben zu erzählen, seien Feiertage wie Weihnachten oder Ostern. "Dabei kann man durchaus etwas von der Schönheit des Brauchtums zeigen, ohne aufdringlich zu werden."
Von Bischof Joachim Wanke sind die Eheleute jetzt zu Familientrainern beauftragt worden, wofür sie sich in einem besonderen Kurs des Seelsorgeamtes vorbereitet haben. Hier geht es darum, die Kommunikation in der Familie und in der Partnerschaft aufrechtzuerhalten und damit zu ihrem Gelingen beizutragen. Die Eheleute sind zu Gast in Familienkreisen und anderen Gruppen und wollen das weitergeben, was sie selbst erfahren durften. Besonders am Herzen liegt dem Paar natürlich die religiöse Erziehung ihrer Kinder Sebastian und Marietta. Dabei müssen Worte und Taten übereinstimmen. "Die Kinder sollen an unserem Leben merken, was uns selbst wichtig ist", ist Vero- nika Wenner überzeugt. "Glauben kann man nicht nur durch Worte vermitteln. Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt. Dafür sind sie ganz sensibel." Beim gemeinsamen Gebet kommen positive wie negative Dinge zur Sprache. Entscheidend, so Gerhard und Veronika Wenner, sei es, dass die Kinder spüren, dass Verzeihung immer möglich ist. Und dass man nicht im "Streit ins Bett geht".
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002