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Die Fastenzeit bewusst mit Gott leben

Schwester Gisela Ibele lädt in Weißwasser, Görlitz und Hoyerswerda zu Exerzitien im Alltag ein

Schwester Gisela Ibele lädt in Weißwasser, Görlitz und Hoyerswerda zu Exerzitien im Alltag einHoyerswerda/Görlitz/Weißwasser -Nein, besonders fromm bräuchten sie nicht zu sein, die Christen, die mit ihr diesen "bewussten Weg auf Ostern hin" gehen möchten, versichert Schwester Gisela Ibele. Einen gewissen Hunger sollten sie allerdings schon mitbringen, eine Sehnsucht nach mehr -nach Gott, wie Schwester Gisela sagt. Die Franziskanerin von Reute leitet dieses Jahr gleich an drei Orten im Bistum Görlitz Exerzitien im Alltag. In Weißwasser haben sich mehr als 40 Personen angemeldet. Ihnen möchte die 39-jährige Gemeindeassistentin -ebenso wie den Teilnehmern in Görlitz und Hoyerswerda -neue Impulse geben für ihre Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu anderen Menschen.

"Aschuggerle geha" (anstoßen) nennt das die gebürtige Schwäbin. Sie ist überzeugt, "dass Gott jeden Menschen auf den Weg bringen will", und versucht mit ihren Exerzitien im Alltag, dabei ein wenig "Geburtshilfe" zu leisten. Schwester Gisela möchte die Teilnehmer einladen, sensibler zu werden für die Stimme Gottes in ihrem Inneren. "Dazu gehört auch, dass ich still werde, in mich hineinschaue und hineinhöre", erläutert die Ordensfrau.

Konkret sieht das bei den Exerzitien im Alltag so aus: Die Teilnehmer halten sich jeden Tag eine bestimmte Zeit frei für eine kurze Besinnung am Morgen und einen Rückblick am Abend. Als Anleitung dienen dabei die Gebete, Bibelstellen und Bilder sowie die Fragen zum persönlichen Glauben und zur Lebensführung, die Schwester Gisela für jede Fastenwoche in einem Heftchen zusammengestellt hat.

Einmal pro Woche treffen sich die Teilnehmer in der Gruppe. Dann haben sie Gelegenheit, einander von ihren Erfahrungen zu berichten. Bei den Kursen, die Schwester Gisela in den vergangenen beiden Jahren in Hoyerswerda hielt, war sie überrascht, wie offen die Menschen über sich und ihre Glaubenserfahrungen Glaubenserfahrungen sprachen. Die Franziskanerin freut das, denn sie ist der Meinung, dass sich die Teilnehmer auf diese Weise gegenseitig ermutigen. Sie fügt aber hinzu: "Auch Glaubensfragen und -zweifel haben hier Platz."

Für die Exerzitien im Alltag hat Schwester Gisela diesmal das Thema "Mein Vater" gewählt. Die geistlichen Übungen -nichts anderes meint das Wort "Exerzitien" -sollen die Teilnehmer anregen, das eigene Gottesbild zu überdenken. Darüber hinaus wünscht sich Schwester Gisela, dass diese Wochen helfen, das Leben wieder neu als Geschenk zu sehen, es anzunehmen und sich selbst als jemanden zu begreifen, "der von Gott geliebt ist und diese Liebe weitergeben kann". Schwester Gisela: "Ich lerne mich durch so einen geist- lichen Weg auch selber besser kennen -mit meinen Licht- und Schattenseiten." Im Idealfall soll diese Vorbereitung auf Ostern den Teilnehmern ermöglichen, "sich auszuhalten, im Wissen darum, dass sie geborgen sind -mit ihren Schattenseiten".

Dass Exerzitien im Alltag mit ihren -möglichst -regelmäßigen Meditationszeiten den Teilnehmern einiges an Durchhalte- vermögen abverlangen, streitet die Ordensschwester nicht ab: "Wenn ich 's nur mache, wenn ich Lust habe, dann schaffe ich es nicht." Bei vielen Teilnehmern verliefen die Exerzitien im Alltag nach folgendem Schema, hat Schwester Gisela den Eindruck: "Die erste Woche macht es Spaß. In der zweiten Woche habe ich keine Zeit. Die dritte Woche wird auch nochmal schwer und in der vierten Woche merke ich plötzlich: Es fehlt mir was, wenn ich 's nicht tue."

Obwohl Schwester Gisela eine gewisse Regelmäßigkeit für sinnvoll hält, setzt sie ihre Anforderungen nicht zu hoch an: "Man muss immer davon ausgehen, dass nicht alle Leute die Meditationen zu Hause immer machen." Diese Teilnehmer könnten aber genauso zu den Gruppentreffen kommen, denn: "Viele nehmen auch von den Abenden selber viel mit." Schwester Gisela möchte zum Beispiel durch Atemübungen und meditative Tänze zeigen, dass Beten nicht nur im Kopf stattfinden kann, sondern auch mit dem Körper möglich ist. Außerdem stellt sie das freie Gebet vor. Dabei bringt jeder das, was ihn gerade bewegt, vor Gott. Schließlich geht es bei Exerzitien im Alltag vor allem um eines: Gott hineinzunehmen ins eigene Leben.

Karin Hammermaier

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002

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