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Bistum Magdeburg

Start ins Jahr des Pferdes

400 Vietnamesen und Deutsche feierten im Magdeburger Rathaus das Tet-Fest

400 Vietnamesen und Deutsche feierten im Magdeburger Rathaus das Tet-FestMagdeburg (mh) -Bischof Leo Nowak hatte ein ganz besonderes Geschenk mitgebracht. Am Ende seines Grußwortes während des traditionellen Tet-Festes am vergangenen Samstag in Magdeburg sang er den Festbesuchern eine Strophe eines seiner Lieblingslieder vor: "Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns!" Der Inhalt dieses Refrains war auch sein Wunsch an die 400 versammelten Vietnamesen und Deutschen: Die gemeinsame Feier möge ein Beitrag zur Völkerverständigung sein.

Das Tet-Fest ist das vietnamesische Neujahrsfest. Berechnet wird sein Datum nach dem buddhistischen Mondkalender, der in Vietnam auch heute noch für kultische und kulturelle Zwecke genutzt wird. Und nach diesem Mondkalender löste das "Jahr des Pferdes" in der Nacht vom 11. zum 12. Februar das "Jahr der Schlange" ab.

Die in Magdeburg lebenden Vietnamesen feiern seit 1993 ihr Neujahrsfest gemeinsam. Ins Leben gerufen hat diese Feier das Interkulturelle Beratungsund Begegnungszentrum (IBZ) der Caritas. Die ersten Feste fanden in eher kleinem Rahmen statt, erinnert sich Nguyen Tien Duc vom IBZ. Doch mit der Zeit wuchs die Zahl der Teilnehmer. In diesem Jahr gab es nun eine Premiere: Zusammen mit dem Deutsch-Vietnamesischen Freundschaftsverein und unter der Schirmherrschaft des Magdeburger Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) hatte das IBZ zur Feier des Tet-Festes in den Großen Saal des Rathauses eingeladen.

Das Fest begann mit einem bunten Programm mit vietnamesischen Tänzen und Musikstücken sowie zahlreichen Grußworten. Einer der Höhepunkte dabei und ebenfalls eine Premiere: Deutsche Jugendliche aus der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung "Oase" in Magdeburg führten einen vietnamesischen Tanz auf. Sie hatten sich im vergangenen Jahr an "Magdeburg goes Vietnam" beteiligt. Unter diesem Titel hatten die Otto-Benecke-Stiftung und die Bistumscaritas ein Projekt zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit durchgeführt. Die Jugendlichen der "Oase" waren unter den Preisträgern und konnten sich zwei Wochen lang vor Ort ein Bild von Vietnam machen. Mit einem traditionellen Feuerwerk (Duc: "zur Vertreibung der bösen Geister") vor dem Rathaus wurde der offizielle Teil beendet. Im Anschluss gab es noch reichlich Gelegenheit zum Gespräch und zum Probieren vietnamesischer Spezialitäten.

Im Namen der in Magdeburg lebenden Vietnamesen dankte Duc der Kirche, der Caritas und besonders Bischof Nowak für den Aufbau der Beratungs- und Begegnungsstätte. "Sie haben uns damit viel geholfen." Mit Blick auf die deutschen Festgäste betonte er: "Wir sind Vietnamesen und Magdeburger. Und nur gemeinsam können wir einen guten Ruf für unsere Stadt herstellen." Oberbürgermeister Trümper sagte: Die Begegnung der Kulturen brauche Kraft, biete aber auch die Chance zur Bereicherung des eigenen Lebens. Bezugnehmend auf die Aktion "Magdeburg goes Vietnam" unterstrich er: Grenzüberschreitende Besuche -"auch außerhalb der touristischen Pfade" -schärfen den Blick auf das eigene Zuhause. Wenn Fremde sich in der Stadt wohlfühlten, sei das ein Zeichen der Hoffnung, sagte Trümper. Zugleich fordere das aber dazu heraus, die Bemühungen um Integration zu verstärken. Hier leisteten die Kirchen mit ihrem Engagement bereits einen wertvollen Beitrag.

Bischof Nowak rief in seinem Gruß dazu auf, sich trotz aller Unterschiede um Verständigung zu bemühen. Er erinnerte an die Bedeutung von Festen für die Menschen: "Ein Fest beschenkt uns mit der Ahnung, dass Leben mehr ist." Leben gelinge dort, "wo Menschen nicht für sich alleine sind, sondern über die Enge des Alltags hinaus leben und den Mitmenschen nicht aus den Augen verlieren".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 22.02.2002

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