Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Glücklich, wer sich als gläubiger Mensch an Gott wenden kann.
Jedes Jahr seinen Geburtstag in irgendeiner Form zu feiern, ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Das war nicht immer so. In vielen katholischen Gegenden, so auch in meiner Heimat, wurde eher der Namenstag gefeiert. Ich entsinne mich, wie ein Pfarrer einmal über die Geburtstagsfeier abwertend sagte: "Geburtstag hat doch jedes Kalb!"
Ist der Geburtstag nur ein weltliches Fest, das keinen religiösen Hintergrund hat? Auch bei Leuten, die sich von christlichem Glauben und Kirche distanzieren, ist der Kanon bekannt und wird gesungen: "Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei!" Glück und Segen -das spürt jeder -sind nicht einfach machbar, entspringen nicht eigener Planung und Leistung. Das Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" ist nur eine halbe Wahrheit. Glück und Segen sind Geschenk, sowie auch die Geburt selbst. Das weist darauf hin, dass man über das Leben nicht total verfügen kann. Beginn und Ende meines Lebens stehen nicht in meiner Macht. Und ob mein Leben gelingt oder nicht, das habe ich nicht völlig in der Hand.
Eine Geburtstagsfeier kann so zu einer Feier der Annahme des eigenen Lebens werden. Das werden besonders die empfinden, die Schweres durchgemacht haben und wieder aufatmen und sagen können: "Es geht mir besser, ich freue mich, dass ich weiterleben kann." Jeder Geburtstag aber kann Anlass zum Dank sein. "In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit", wie es Marie von Ebner-Eschenbach formulierte. Wem aber ist zu danken? Glücklich, wer als gläubiger Mensch sich dankbar an Gott wenden kann! In der Geburtstagsfeier als Zustimmung zum Leben ehrt er den, der das Leben schenkt. Er richtet seinen Dank an den, der in seinem Wirken sein Wohlwollen und seine liebende Zustimmug zum Dasein des Menschen ausdrückt: Gut, dass es dich, diesen einmaligen Menschen, gibt!
Wir feiern unseren Geburtstag gewöhnlich in der Gesellschaft von Verwandten und Freunden. Sie sagen uns ihre Glück- und Segenswünsche, unterstreichen ihre Aussagen durch Händedruck und Umarmung und Kuss. So nehmen sie teil am Segenszuspruch Gottes über uns und sind auch gleichzeitig Vermittler dieses Segens. Allen Leserinnen und Lesern, die in dieser Woche ihren Geburtstag feiern, wünsche ich zusammen mit der Redaktion dieser Zeitung Gottes Segen.
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 01.03.2002