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Bistum Erfurt

Bildung ist nicht nur Sache der Schule

Christliche Jugendliche diskutierten mit Kultusminister Krapp über die Zukunft der Bildung

Kein Heimspiel: Kultusminister Michael Krapp (CDU) musste sich auch unbequemen Fragen der Jugendlichen stellen.Erfurt -Wo liegen der Stellenwert und die Stärken außerschulischer Kinder- und Jugendbildung? Welche Möglichkeiten einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule gibt es? Über diese Fragen diskutierten am 21. Februar Jugendliche mit Politikern im Erfurter Jugendhaus "St. Sebastian". Der Thüringer Kultusminister Michael Krapp (CDU) und der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Hans- Jürgen Döring sowie über 100 Jugendliche vom Eichsfeld bis zum Altenburger Land folgten der Einladung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Thüringen.

Vor knapp einem Jahr hatten die Vertreter der katholischen Jugendverbände wie Malteser-Jugend, Pfadfinder, Kolpingjugend oder der Dekanatshelfergruppen auf dem BDKJ-Jugendforum eigene Positionen zur Bildungspolitik beschlossen. Sie vereinbarten auch, mit Politikern darüber ins Gespräch zu kommen. Freilich ahnten sie damals noch nicht, auf welch großes öffentliches Interesse dieses Thema nach der Veröffentlichung der Pisa-Studie plötzlich stoßen sollte.

"Die Bildungsdebatte darf jetzt aber nicht nur auf Verbesserungen in Schule und Kindergarten eingeengt werden", sagte BDKJ-Bildungsreferent Tobias Kube. Der Stellenwert außerschulischer Kinder- und Jugendbildung, wie sie von Jugendverbänden und vielen Pfarrjugendgruppen praktiziert wird, müsse ebenso beachtet werden." Zu Beginn der Veranstaltung berichteten die Verbände von ihren Vorstellungen in der Bildungspolitik.

Die jungen Christen hatten also eigene Forderungen an die Politik mitgebracht. Dabei ging es ihnen um eine methodisch vielseitigere Unterrichtsgestaltung. Zum Beispiel um eine verbesserte Zusammenarbeit der Schule mit Jugendverbänden und um einen ganzheitlichen Bildungsansatz, damit in der Schule Fächer und Lerninhalte nicht "arbeitsmarktpolitischem Druck" geopfert werden. Minister Krapp warnte vor Pauschalaussagen über die Schulsituation in Thüringen. Er betonte die Wissens- und Wertevermittlung im Zusammenhang mit der Bildungsdiskussion und den besonderen Stellenwert der Familie dabei. Weiterhin sprach er sich gegen die Bezeichnung "Ganztagsschule" aus und favorisierte stattdessen den Begriff "Ganztagsangebote".

Es sollte zu einer stärkeren Kooperation, nicht jedoch zu einer Vermengung von Schule und Jugendhilfe kommen. Die Schule müsse lebensnäher werden -im methodisch-didaktischen Bereich gäbe es noch viel zu tun. Nach dem Schulunterricht sollte aber genügend Raum für ein "Sich-Ausprobieren" sein. Dabei spielen Freiwilligkeit und das Engagement der Jugendverbände eine große Rolle. Der Minister kündigte an, dass die Zusammenarbeit der Schulleitung mit der Jugendhilfe künftig im Schulgesetz verankert werden soll. Hans-Jürgen Döring betonte, dass sich Schulen stärker profilieren und auch öffnen sollten, damit sie "Lebensraum" sein können. Die Pisa-Studie habe durch den Ländervergleich zumindest verdeutlicht: Es geht auch besser! Das müsse aber finanzierbar sein. Deshalb sollten regionale Netzwerke und das Ehrenamt stärker gefördert werden.

Robert Weidler

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 09.03.2002

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