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40 Jahre im Dienst katholischer Publizistik

Am 3. März starb die ehemalige TAG DES HERRN - Redakteurin Elfride Kiel

Elfride Kiel"Ein Redakteur darf in seiner Arbeit nicht nach Bequemlichkeit, Arbeitszeit und -stunden fragen; er wird es nicht tun, wenn ihm seine Arbeit als Gabe und Aufgabe wirklich ,Beruf' ist. Er muss aus der Fülle heraus zielklar gestalten. Grundforderungen sind: Gediegenheit, Lebensnähe, Aufgeschlossenheit, Echtheit und Wahrhaftigkeit." Diese Sätze schrieb Elfride Kiel 1946 in einem Plan zum Aufbau einer katholischen Kirchenzeitung. Und sie sind ein Stück Beschreibung ihres eigenen Lebens. Rund 40 Jahre war Elfride Kiel als Journalistin für die Kirchenzeitung TAG DES HERRN und für den St. Benno-Verlag in Leipzig tätig. Am Morgen des 3. März ist sie 92-jährig im Caritas-Altenheim Seelingstädt bei Grimma gestorben.

Elfride Kiel ist am 18. Januar 1910 in Oelsnitz im Vogtland geboren. Schon im Alter von neun Jahren begann ihre journalistische Laufbahn. Von ihrem Vater, dem Chefredakteur der "Vogtländischen Zeitung und Tageblatt" in die Arbeit eingeführt, schrieb sie für die Kinderseite der Zeitung. Nach der Ausbildung in der Handelsschule ging sie als Lehrling in die Redaktion ihres Vaters. 1928 wurde Elfride Kiel in die Pressearbeit der evangelischen Kirche berufen und arbeitete in der Redaktion einer evangelischen Kirchenzeitung in Dresden. Daneben hörte sie in dieser Zeit an der Technischen Hochschule Vorlesungen unter anderem in Literatur, Kunstgeschichte, Volkskunde und Soziologie. 17 Jahre (bis 1945) war Elfride Kiel journalistisch und publizistisch für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen tätig. Die Dresdner Bombennacht des 13. Februar 1945 war ein tiefer Einschnitt. Bis auf wenige Papiere verloren sie und ihre Mutter alles. Sie flohen aus Dresden und fanden im Vogtland bei einer Adventisten- Familie Aufnahme.

In engeren Kontakt mit der katholischen Kirche kam Elfride Kiel schon Mitte der 20er Jahre. Die Begegnungen mit mehreren katholischen Priestern ließen in ihr den Wunsch entstehen, in die katholische Kirche zu konvertieren, was sie am 6. Januar 1948 tat. Ihre alten Freundschaften und Kontakte blieben ihr wichtig.

Nach ihrer Konversion schrieb Elfride Kiel Artikel für katholische Kirchenzeitungen. Als 1951 in Leipzig der St. Benno-Verlag gegründet wurde, war sie eine der Mitarbeiterinnen der ersten Stunde. Von 1951 bis 1973 arbeitete Elfride Kiel als Redakteurin für den TAG DES HERRN. Darüber hinaus war sie bis 1988 im St. Benno-Verlag tätig -besonders für den Liturgiekalender "Von Advent zu Advent" (40 Jahrgänge) und das "Katholische Hausbuch -Jahr des Herrn" (30 Jahrgänge). Neben zahllosen Artikeln für die Kirchenzeitung zählt das Verlagsverzeichnis rund 100 Kalender- und Buchproduktionen unter ihrem Name. Besonders bekannt sind ihre Bücher "Kunst im heiligen Dienst", "Kirchbau heute", eine Biografie der heiligen Elisabeth und zwei Bücher über die Kirche im Gebiet des heutigen Bistums Magdeburg.

Seit 1988 lebte Elfride Kiel im Caritas-Altenheim in Seelingstädt. Dort fühlte sie sich wohl, war zufrieden mit ihrem Leben, auch wenn sie während der beiden letzten Jahre wegen ihres Alters das Bett kaum noch verlassen konnte. Bis wenige Wochen vor ihrem Tod hat sie regelmäßig die Kirchenzeitung gelesen, für die sie so viele Jahre gearbeitet hat. Die Erinnerungen an diese Zeit waren ihr bis zuletzt wichtig. "Erinnern Sie sich noch, wie schön unsere Fahrten waren!", sagte sie immer wieder zu Siegfried Adler, der sie regelmäßig in Seelingstädt besuchte. Mit ihm, der viele Jahre für den St. Benno-Verlag als Fotograf gearbeitet hat, hatte sie fast die gesamte DDR bereist und sich so einen wohl einmaligen Überblick über alte und neue kirchliche Kunst erworben. Über 2000 Fotos mit dazugehörigen Texten von solchen Kunstwerken sind unter ihrer Verantwortung so erstmals veröffentlicht worden.

"Dass der St. Benno-Verlag mit Elfride Kiel eine solche Mitarbeiterin mit dieser totalen Einsatzbereitschaft und Liebe zum Beruf, mit solchen menschlichen und fachlichen Fähigkeiten und ökumenischen Kontakten, mit so breiten kunst- und heimatgeschichtlichen Kenntnissen besitzt, war und ist für ihn und die Erfüllung seiner Aufgaben in der Kirche von großem Segen geworden", schrieb der erste TAG DES HERRN-Chefredakteur Josef Gülden 1980 aus Anlass des 70. Geburtstages von Elfride Kiel. Möge Gott, der Herr, ihr nun alle Mühe ihres Dienstes vergelten und ihr Anteil an der Herrlichkeit der Auferstehung geben.

Michael Birkner für den St. Benno-Verlag und Matthias Holluba für die Redaktion TAG DES HERRN

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 09.03.2002

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