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Bistum Magdeburg

Gute Arbeit öffentlich nicht präsent

BDKJ-Vorstandsmitglied Rudolf: Jugendverbandsarbeit muss in Gesellschaft hinein wirken

BDKJ-Vorstandsmitglied Frank Rudolf.

Die professionelle Jugendarbeit der katholischen Jugendverbände im Bistum Magdeburg ist in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar. Das hat Frank Rudolf (31) vom Diözesanverband Magdeburg des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gegenüber dieser Zeitung beklagt. Der TAG DES HERRN sprach mit ihm.

Frage: Warum machen Katholische Junge Gemeinde, Pfadfinder und die anderen katholischen Jugendverbände ihre Arbeit in der Öffentlichkeit nicht stärker bekannt?

Rudolf: Das hat verschiedene Gründe: Die Jugendarbeit wird zu fast 100 Prozent von Ehrenamtlichen geleistet. Diejenigen, die sich engagieren, haben vollauf damit zu tun, Programme zu erstellen, Angebote vorzubereiten und durchzuführen. Da sind einfach zeitliche und kräftemäßige Grenzen. Natürlich gibt es auch eine gewisse Unsicherheit und Unkenntnis im Umgang mit den Medien. An den Veranstaltungen im überwiegend kirchlichen Raum nehmen durchaus nicht christliche Kinder und Jugendliche teil, dennoch sind die Angebote zu wenig bekannt. Gesellschaftliche Öffentlichkeit ist offensichtlich aber auch nicht gewollt. Als Dachverband haben wir von unseren Mitgliedsverbänden ausdrücklich kein Votum dafür erhalten, Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Schade. Schaut man sich die großformatigen Plakate an den Straßen an, kann man den Eindruck gewinnen, dass nur die Sportverbände ehrenamtliche Jugendarbeit leisten.

Frage: Weshalb sollten die Jugendverbände denn stärker in der Öffentlichkeit präsent sein?

Rudolf: Die Verbände machen eine gute Arbeit. Davon könnten mehr junge Leute profitieren. Und größere Verbände könnten auch noch mehr für junge Leute tun.

Frage: Am 21. April sind Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt. Sind die Wahlen denn Thema in den Verbänden? Beschäftigen sich die jungen Leute mit gesellschaftspolitischen Fragen wie etwa die berufliche Perspektive Jugendlicher?

Rudolf: Kaum. Die katholischen Verbände machen insofern professionelle Kinder- und Jugendarbeit, als sie junge Leute kontinuierlich einladen, sich zu treffen, miteinander Spaß zu haben, als Christen miteinander zu leben. Aber politische Fragen werden kaum thematisiert. Überall wird gejammert, aber es fragt niemand: Was können wir tun, wenn etwa in einer Stadt ein Spielplatz total vergammelt ist.

Rudolf: Das stimmt. Aber es geschieht nicht.

Frage: Aber die Übernahme von Verantwortung ist doch durchaus zentrales Anliegen verbandlicher Jugendarbeit ...

Rudolf: Richtig. Es gibt die jährliche Mitgliederversammlung. Es werden Vorstände gewählt. Es werden Aufgaben vergeben und per Mehrheitsentscheid Beschlüsse gefasst. Insofern sind die Verbände eine Spielwiese für Demokratiefähigkeit. Aber der Blick wird nicht über die eigenen internen Angelegenheiten hinaus gerichtet.

Frage: Nochmal die Frage: Woran liegt das?

Rudolf: An der vollen Auslastung der Ehrenamtlichen. An den kleinen Zahlen, wobei wir uns mit anderen Anbietern von Jugendarbeit durchaus messen können. Vielleicht auch an einer fehlenden Kultur, politische Verantwortung zu sehen und sich zu engagieren. Wir erreichen einschließlich unserer Mitglieder immerhin gut 1000 junge Leute, die wir im Landeskinder- und -jugendring vertreten. Als BDKJ wären wir durchaus bereit, uns auch auf anderen Ebenen im Namen und mit unseren Mitgliedern zu Wort zu melden und aktiv zu werden. Aber dafür haben wir ausdrücklich kein Mandat.

Frage: Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Situation zu ändern?

Rudolf: Immer wieder appellieren, Öffentlichkeitsarbeit zu machen und die Notwendigkeit verdeutlichen. Aber vielleicht auch durch die Einrichtung hauptamtlicher Stellen. Denn ehrenamtliche Arbeit hat die eben beschriebenen Grenzen. Fast ohne Hauptamtliche ist umfassende Verbandsarbeit nicht einfach. Aus finanziellen Gründen ist September 2000 die Stelle eines BDKJ-Referenten gestrichen worden. Doch an diesen Stellen zu kürzen, ist kurzsichtig. Land wie Kirche sollten sich darüber im Klaren sein, dass junge Leute zu einem gesellschaftlichen Engagement hingeführt werden müssen. Und dies erst recht in Zeiten, in denen die Menschen allerorts ohnehin enttäuscht sind von den Parteien. Es wird beklagt, dass zu wenige in der Gesellschaft bereit sind, sich politisch zu engagieren. Aber es wird wenig dafür getan, Menschen dazu zu motivieren.

Fragen: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 15.03.2002

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