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Aus Spaß am Denken

Ein Philosophiekurs für Jugendliche

Görlitz (kh) -"Wir suchen mit Hilfe der Vernunft Argumente für unseren Glauben. Indem wir uns mit großen Denkern aus früherer Zeit beschäftigen, versuchen wir zu Einsichten zu gelangen, die uns für unser Leben wertvoll erscheinen." So umschreibt der Görlitzer Kaplan Matthias Grzelka Ziele eines Philosophiekurses, den er seit kurzem einmal im Monat für Jugendliche anbietet. Am 14. März zum Beispiel stand das Thema "Werte" im Mittelpunkt. Dabei ging Grzelka aber nicht auf bestimmte heutige Wertvorstellungen ein -diese kommen im Firmunterricht vor -, sondern erläuterte vielmehr, was Philosophen verschiedener Epochen als erstrebenswert erschien: Bei Sokrates etwa war es Selbsterkenntnis, bei Aristoteles das Finden des rechten Maßes, also zum Beispiel Tapferkeit anstelle von Tollkühnheit oder Feigheit.

Der Kaplan wählt bei seinem Philosophiekurs bewusst eine andere Herangehensweise als im Religionsunterricht. Fragen der Theologie und der Philosophie ergänzten sich aber"wunderbar", meint der Geistliche. "Philosophische Gotteslehre" sei deshalb ein treffender Ausdruck für den Inhalt seines Philosophiekurses: "Letztlich geht 's um Gott, das Unbedingte, die Unendlichkeit, die Ewigkeit."

Philosophischer Bezug auf Gott

Der Bezug zu Gott wurde auch beim Treffen im März deutlich, als Grzelka die Jugendlichen zum Schluss mit Grundfragen konfrontierte. Die erste lautete: "Gibt es ein unbedingtes Sollen?" Grzelka bejahte dies. "Ich denke, es ist nicht in unser Belieben gestellt, wie wir uns entscheiden", führte der Kaplan weiter aus. "Ich bin zunächst mir selbst gegenüber verantwortlich, dann meinen Mitmenschen und zuletzt auch Gott. Wie ich mich entscheide, welchen Beruf ich beispielsweise wähle, hat Konsequenzen für mein Leben."

Die Jugendlichen sind angetan von diesem besonderen Bildungsangebot. Sie schätzen das Zusammensein und Diskutieren in der kleinen Gruppe -im Schnitt sind sie zu zehnt -ebenso wie die behandelten Themen, die sie selbst aussuchen dürfen. "In der Schule erfährt man so was einfach nicht", sagt beispielsweise Michaela Kern. "Es ist nicht die Zeit dafür da und viele würde das auch nicht interessieren."

Den Anstoß für einen früheren Kurs dieser Art zu DDR-Zeiten in Spremberg gaben übrigens Fragen, die im Deutschunterricht auftauchten, dort aber nur unzureichend beantwortet wurden. Matthias Grzelka ging regelmäßig zu diesen Treffen, die seiner Ansicht nach auch "Argumentationshilfen gegen die Kommunisten im Staatsbürgerkundeunterricht" vermittelt haben. Für Philosophie interessiert sich Grzelka bis heute -aus Spaß am Denken, wie er sagt. Eine Freude, die offensichtlich auf die Jugendlichen überschwappt, sonst kämen sie nicht immer wieder.

Der nächste Philosophiekurs mit Kaplan Matthias Grzelka findet am
25. April um 19 Uhr in Görlitz,
An der Jakobuskirche 4
statt. Das Thema lautet dann "Gottesbeweise".
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.03.2002

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