Als Familie in zwei Gemeinden zu Hause
Alltägliche Ökumene: Maria und Andreas Sander führen eine konfessionsverbindende Ehe
Genthin (ep) -Für Familie Sander ist gelebte Ökumene selbstverständlich. Maria Sander (34) ist katholisch, ihr Mann Andreas (36) evangelisch. Und ihre Kinder Karl (11), Lisa (9), David (5) und Magnus (3) sind katholisch oder evangelisch getauft. "Da jeder von uns in seiner Kirche beheimatet ist, wollten wir, dass auch unsere Kinder teils in der katholischen, teils in der evangelischen Gemeinde aufwachsen"; sagt Frau Sander. "Wenn einer von uns seine kirchliche Heimat verlassen müsste, würde ihm das sehr wehtun."
So geht die sechsköpfige Familie einen Sonntag in die katholische und den anderen Sonntag in die evangelische Kirche zum Gottesdienst. Es gibt aber auch Anlässe, wo diese Regel unterbrochen wird. "Die Osternacht zum Beispiel möchte ich schon in der katholischen Gemeinde feiern", sagt Frau Sander.
Insgesamt aber haben sie und ihr Mann bei sich "eine ähnliche Religiosität" festgestellt: "Uns ist der Glaube an Gott und deshalb der sonntägliche Gottesdienstbesuch wichtig. Wir schätzen beide sehr die Bibel und versuchen aus ihr zu leben. Wir können, was das Eigentliche unseres Glaubens angeht, keinen wesentlichen Unterschied bei uns feststellen", sagt Frau Sander. Und ihr Mann, der aus einer Pfarrersfamilie stammt, fügt hinzu: "Wenn man den anderen liebt, muss man ohnehin alles, was zu ihm gehört, achten."
Während Maria Sander in der katholischen Pfarrei im Kinderliturgiekreis mitarbeitet und einmal im Monat eine religiöse Kleinkindstunde anbietet, hilft Andreas Sander in der evangelischen Gemeinde bei praktischen Arbeiten. Aber auch im Gemeindekirchenrat hat der Krankenpfleger schon mitgearbeitet. Ihren Kindern möchten die Sanders vor allem "die Erfahrung von Gottes bedingungsloser Liebe zu jedem Menschen als Fundament" mitgeben und stoßen damit bisher auf gute Resonanz, wie sie glauben. Die neunjährige Lisa wird demnächst zur Erstkommunion gehen, während ihr zwei Jahre älterer Bruder Karl noch ein bisschen bis zur Konfirmation warten muss. So sehr es für sie selbst kein Problem darstellt, gewissermaßen zu zwei Gemeinden zu gehören, sind sich die Eltern jedoch nicht sicher, ob auch ihre Kinder später damit gut zurechtkommen werden. Karl fragt inzwischen schon mal danach, warum die Familie in zwei verschiedene Kirchen geht. "Wir versuchen den Kindern deutlich zu machen, dass der Glaubensunterschied eigentlich nicht groß ist", sagt Frau Sander. Zudem sei die Zugehörigkeit zu zwei Gemeinden in einer kleinen Stadt wie Genthin nicht so ein Problem, wenn es etwa um Kontakte der Kinder zu anderen christlichen Kindern geht -es kennt ohnehin jeder jeden. "Als wir 1992 hierher kamen, sind wir in ökumenisch sehr aufgeschlossene Gemeinden gekommen", erzählt Frau Sander. "Hier wird eine Menge gemeinsam gemacht", ergänzt ihr Mann. "Zum Beispiel der ökumenische Himmelfahrtsausflug und der Gottesdienst am Ostermontag. Und auch die Sternsingeraktion."
"Natürlich müsste ich eigentlich jeden Sonntag zum katholischen Gottesdienst gehen", sagt Frau Sander. "Doch für uns ist es besser, als ganze Familie am katholischen oder am evangelischen Gottesdienst teilzunehmen, damit nicht einer mit seiner Herkunft benachteiligt wird. Dafür gehe ich nach Möglichkeit werktags zur Messe." Schon die Kinder hätten für die Situation ein gutes Gespür, wenn sie sagen: Jetzt waren wir zwei Mal hier, nun müssen wir wieder dort in die Kirche gehen. "Aber am liebsten", fügt Frau Sander hinzu, "wäre uns natürlich, wenn es eines Tages eine Kirche gäbe, in der wir alle zu Hause sind."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.03.2002