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Keine Spur von anfänglichen Ängsten

Einmalig in den neuen Bundesländern: Bildungsfreizeit für Alzheimer-Patienten und Angehörige

Zeichen des Dankes: Eine Rose für die Ehepartner von Alzheimer-Patienten gab es zum Abschluss der gemeinsamen Tage

Schmochtitz (mh) -Alzheimer -rund 800 000 Menschen in Deutschland leiden unter dieser Krankheit. Betroffen sind aber nicht nur die Kranken, sondern auch die Menschen in ihrem Umfeld, besonders Ehepartner und andere Angehörige. Sie müssen, vor allem so lange ein Alzheimer-Patient in der häuslichen Umgebung wohnt, ihr Leben immer mehr darauf einstellen. "Je nach Schwere der Erkrankung müssen sie Tag und Nacht für den Patienten da sein. Die eigenen Bedürfnisse treten zunehmend in den Hintergrund. Vor allem heißt das auch: keine freie Zeit und kein Urlaub", sagt Rudolf Frenzel. Er leitet in Bautzen eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alzheimer-Patienten und hat in Leipzig eine solche Gruppe aufgebaut. Frenzel weiß, wie wichtig es für die Angehörigen ist, einmal selbst zur Ruhe zu kommen. In den alten Ländern gibt es dafür entsprechende Angebote -im Osten Deutschlands bisher nicht.

Das ist nun anders: Zum inzwischen zweiten Mal hat kürzlich im Bischof-Benno- Haus in Schmochtitz eine Bildungs- und Erholungsfreizeit für Alzheimer-Patienten und ihre Angehörigen stattgefunden. Zehn Ehepaare, die meisten aus Sachsen, nahmen daran teil. Wie notwendig ein solches Angebot ist, zeigt schon, dass kaum Werbung nötig war. Mund-zu-Mund- Propaganda und eine Anzeige in der Zeitschrift der Alzheimer- Gesellschaft genügten.

Damit die Angehörigen sich selbst erholen und etwas zur Ruhe kommen konnten, hatten ein Dutzend Frauen aus Schmochtitz und Umgebung ehrenamtlich und zwei Krankenpflegedienste die Betreuung der Patienten übernommen. Physiound Ergotherapeuthen standen zur Verfügung. Und bei Notfällen wäre das Marienkrankenhaus in Dresden eingesprungen. Neben Theaterbesuch, einem Ausflug ins Kloster Marienstern sowie Bastel- und Singestunden, standen Bildung und Information auf dem Programm: Thema waren dabei neue medizinische Erkenntnisse genauso wie soziale Fragen etwa im Zusammenhang mit der Pflegeversicherung. Dr. Jürgen Heusinger führte als Psychologe mit den Teilnehmern Gruppen- und Einzelgespräche. Wichtige Fragen dabei: Wie bewältige ich die Dauerbelastung der Pflege? Und: Welche Möglichkeiten der Entspannung gibt es?

Warum engagiert sich ein kirchliches Bildungshaus in diesem Bereich? "Hier erfahren die Menschen: Kirche redet nicht nur über soziale Fragen, sondern sie bringt sich ganz konkret ein. Bildung und Soziales -beides kommt bei dieser Freizeit zusammen -waren schon immer Markenzeichen der Kirche", sagt der Rektor des Bischof-Benno- Hauses, Dr. Peter-Paul Straube. Und das gilt für ihn auch gerade dann, wenn es keine öffentliche Förderung gibt, was für diese Freizeit der Fall ist. Finanzielle Unterstützung gibt es durch die AOK. "Für uns ist das mit Blick auf die Situation der pflegenden Angehörigen Gesundheitsvorsorge", sagt Marion Majewski. Sie wünscht sich in den neuen Ländern noch mehr solche Freizeiten und appelliert an entsprechende Selbsthilfegruppe, nach dem Bautzner Vorbild aktiv zu werden. "Dann gibt es auch Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung." Rund 50 Leute sitzen am letzten Abend im Speisesaal des Bischof-Benno- Hauses. Teilnehmer, Betreuer und Referenten haben sich versammelt zum gemeinsamen Essen, Singen, Erzählen und Danke-Sagen. Rudolf Frenzel kann den Erfolg der Freizeit an diesem Abend ablesen: "Welch ein Unterschied zum Begrüßungsabend. Verkrampft und verängstigt saßen die Leute da -bloß nichts falsch machen, haben sie gedacht. Und jetzt: Die frohen Gesichter und die angeregte Unterhaltung zeigen, was die Tage gebracht haben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 29.03.2002

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