"Dann kann ich mich Christ nennen"
Warum sich fünf Erwachsene aus dem Bistum Görlitz in der Osternacht taufen lassen
Cottbus/Hoyerswerda/Klettwitz/ Schwarzheide (kh) -Vier Frauen und ein Mann empfangen im Bistum Görlitz in der Osternacht das Sakrament der Taufe. Der TAG DES HERRN sprach vorab mit den Taufbewerbern:
Frage: Frau Wloch,wie sind Sie zum Glauben gekommen?
Manuela Wloch (28), Cottbus: Meine Eltern sind evangelisch, haben mich aber nicht taufen lassen. Ich habe nur ab und zu mit meiner Oma über Gott gesprochen. So richtig mit dem Glauben in Berührung gekommen bin ich erst durch meinen Beruf als Altenpflegerin. Viele der älteren Menschen, die ich betreue, sind Christen. Sie haben mir von ihrem Glauben erzählt. Ich habe damals zwar auch schon irgendwie an Gott geglaubt, aber ich fand's schade, dass ich nicht mehr darüber wusste und nicht so mit den alten Leuten mitreden konnte. Und dann habe ich meinen Freund kennen gelernt, der katholisch ist. Das war ausschlaggebend dafür, dass ich mich entschieden habe, mich einem Glaubensinformationskreis anzuschließen. Nun habe ich mich entschlossen, die Taufe zu empfangen, weil ich zur Gemeinschaft der Glaubenden dazugehören möchte.
Frage: Was, denken Sie, wird sich durch die Taufe für Sie persönlich verändern?
Wloch: Wenn ich am Sonntag zum Gottesdienst gehe, fühle ich mich immer noch ein bisschen außen vor. Ich denke, dass sich das durch die Taufe ändert.
Frage: Frau Kruscha, wie sind Sie mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen?
Annett Kruscha (30), Hoyerswerda: Ich habe 1994 bei Schwester Manfreda im katholischen Kinderhaus ein Praktikum gemacht. Die Kinder werden dort im Glauben erzogen und mit den kirchlichen Feiertagen bekannt gemacht. Das hat mir zugesagt und ich habe die Erzieherinnen viel nach Glaubensdingen gefragt.
Frage: Wie ging es dann nach dem Praktikum weiter?
Kruscha: Ich bin damals schon einmal zum Taufunterricht gegangen, habe mich aber nicht taufen lassen, weil mir einfach der Bezug zwischen Glaube und alltäglichem Leben fehlte. Außerdem hatte ich den Eindruck, nicht genug über den Glauben zu wissen. Ich habe mir eingebildet, die Leute, die schon als Kind getauft wurden, wüssten alle mehr. Im vergangenen Sommer hatte ich dann einen längeren Krankenhausaufenthalt. In dieser Zeit hörte ich eine Predigt, bei der ich das Gefühl hatte, dass der Pfarrer genau für mich sprach und mir Tipps gab, wie es im Leben weitergehen soll. Als ich dann nach Hoyerswerda zurückkam, war's für mich klar, dass ich mich taufen lasse.
Frage: Gibt es auch etwas, was Sie an der katholischen Kirche stört?
Kruscha: Ja, dass man eigentlich nicht verhüten darf. Ich persönlich habe da eine andere Meinung und ich setzte da auch meinen Kopf durch, schließlich muss ich es im Endeffekt verantworten.
Frage: Frau Miertschke, warum lassen Sie sich taufen?
Jeannette Miertschke (32), Hoyerswerda: Weil ich mir meines Glaubens jetzt richtig sicher bin und ihn auch ausleben kann, außerdem möchte ich endlich zu Hause angekommen sein, wie ich immer sage.
Frage: Wie sind Sie eigentlich zum Glauben gekommen?
Miertschke: Ich bin schon mit 16 gelegentlich in die Kirche gegangen. Trotz strenger Eltern habe ich mich manchmal heimlich aus dem Haus geschlichen, um die heilige Messe zu besuchen. Mich hat's einfach in die Kirche gezogen. Ich denke schon, dass das etwas mit Gott zu tun hat, dass er mich in seine Gemeinschaft aufnehmen wollte. Als ich 17 war, wollte ich mich schon taufen lassen. Ich habe dann aber doch mehr Zeit gebraucht. Jetzt, 15 Jahre später, bin ich so weit.
Frage: Warum möchten Sie ausgerechnet katholisch werden?
Miertschke: Das hat mit dem Anfang zu tun. Ich habe mich von Anfang an in der katholischen Kirche wohlgefühlt und dort viele Menschen getroffen, die die gleichen Ansichten haben wie ich und den Glauben auf die gleiche Art leben. In der Öffentlichkeit wird die katholische Kirche zwar des Öfteren kritisiert, aber ich würde immer wieder in sie eintreten wollen. Noch mehr Liebe kann man eigentlich gar nicht spüren in einer Gemeinschaft.
Frage: Herr Kaminski, wie haben Sie zum Glauben gefunden?
Rudi Kaminski (37), Schipkau (Gemeinde Klettwitz): Meine Frau ist katholisch. Ich konnte sie am Sonntag ja schlecht alleine in die Kirche gehen lassen, also bin ich halt mitgegangen. Dort wurde ich mit offenen Armen empfangen. Ich habe mich immer wohl gefühlt, obwohl ich nicht der Kirche angehörte.
Frage: Hat es auch etwas gegeben, was Sie fast davon abgehalten hätte, in die Kirche einzutreten?
Kaminski: Nein, eigentlich nicht. Bis jetzt habe ich immer nur positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Ich hatte sie mir immer viel strenger vorgestellt. Aber ich denke, das liegt auch am Pfarrer. Pfarrer Pabel macht das sehr locker. Das gefällt mir sehr gut. Fragen Sie mich doch mal in zwei Jahren wieder. Im Moment denke ich: Besser könnte die katholische Kirche eigentlich gar nicht sein.
Frage: Was, glauben Sie, wird sich durch Ihre Taufe ändern?
Kaminski: Meine ganze Lebenseinstellung. Ich will meinen inneren Frieden finden und versuchen, besser zu werden als bisher, vor allem ruhiger. Meine Vorbilder dabei sind mein Schwager Siegfried und mein verstorbener Schwiegervater. Der Schwiegervater war im Alter erblindet, aber seine Einstellung zur Kirche war sehr bewundernswert. Er war ruhig und ausgeglichen. Seine ganze Einstellung zum Leben hat mich fasziniert. Ich will auch versuchen, so zu werden.
Frage: Frau Schmidt, wie sind Sie zum Glauben gekommen?
Denise Schmidt (34), Schwarzheide: Hauptsächlich durch meinen Lebensgefährten, der katholisch ist. 1998 sind wir Weihnachten gemeinsam zur Christnacht nach Ruhland gegangen. Da habe ich gemerkt, dass wir den Weg des Glaubens gemein sam gehen könnten. Meine beiden Söhne sind schon getauft, Steven im August 2001 und Sebastian im Februar dieses Jahres. Ich habe ein bisschen länger gebraucht, um diesen Schritt zu gehen. Das soll ja nicht nur was für heute sein, sondern für die ganze Zukunft. Ich war vorher Atheistin. Der christliche Glaube war wirkliches Neuland für mich. Ich wollte da erst mal richtig reinschnuppern. Das geht nicht von heute auf morgen.
Frage: Stört Sie etwas an der katholischen Kirche?
Schmidt: Nein. Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit der Kirche, man findet Halt und die katholischen Menschen sind besonders zugänglich. Diese Form des Umgangs hatte ich vorher noch nirgends kennen gelernt. Das ist genau das, was mir hilft: miteinander reden und gleich behandelt werden.
Frage: Am Ostersonntag werden Sie offiziell in die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen. Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Empfang des Taufsakraments?
Schmidt: Dass der Glaube noch mehr verstärkt wird und dass ich wirklich dazugehöre. Dann kann ich mich auch wirklich Christ nennen.
Fragen: Karin Hammermeier
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 29.03.2002