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Bistum Magdeburg

Gemeinden nehmen Chancen wahr

Pfarreien Quedlinburg und Thale haben Kooperationsvereinbarung geschlossen

Stellvertretend für ihre Gemeinden Thale und Quedlinburg: Erhard Neumann und Bernada Köthe.

Quedlinburg / Thale (ep) -Seit 14. März ist eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Pfarreien St. Mathilde Quedlinburg und Herz Jesu Thale in Kraft. Domkapitular Rat Willi Kraning brachte den Gemeinden am Fest der heiligen Mathilde (14. März) den vom Bistum gegengezeichneten Vertrag zurück. Die Kooperationsvereinbarung war am 27. Januar von den Pfarrgemeinden Quedlinburg (1250 Mitglieder) und Thale (1000 Mitglieder) geschlossen und zur kirchenaufsichtlichen Genehmigung nach Magdeburg gesandt worden. In der Übereinkunft haben die Vertragspartner "aufgrund ihrer guten Erfahrungen miteinander" ihre seit Mitte der 90er Jahre bestehende Zusammenarbeit festgeschrieben. Ziele sind "die Koordination und eine verbindliche Form der Kooperation der Pastoral". "Vor Ort sollen aktive Gemeinden bestehen bleiben" und deshalb "in zunehmendem Maße bestimmte Aufgaben von Gemeindemitgliedern übernommen werden". "Dort, wo es möglich und erforderlich ist, sollen" aber auch "gemeinsame Veranstaltungen und Gottesdienste stattfinden", heißt es in der Vereinbarung.

"Wir müssen die Situation doch realistisch sehen", sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von Thale, Erhard Neumann. "Bei uns sind durch den massiven Arbeitsplatzabbau im Hüttenwerk seit der Wende etwa 25 Familie weggegangen. Wir haben vor allem ältere Menschen in unserer Gemeinde. Und angesichts fehlender Priester ist es ungewiss, ob wir nach Wolfgang Janotta noch einmal einen eigenen Pfarrer für Thale bekommen." Das jedenfalls habe Weihbischof Gerhard Feige im vergangenen Jahr bei der Firmung angedeutet. Auch in der Pfarrei Quedlinburg haben Familien auf der Suche nach Verdienstmöglichkeiten die Gemeinde verlassen. "Allein in den letzen beiden Jahren sind drei engagierte Familien mit Kindern, darunter vier im Erstkommunionalter, weggezogen", sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Bernada Köthe.

Zusammenarbeit und Vertrauen gewachsen

Angesichts der sich zuspitzenden Diasporasituation und der kleiner werdenden Zahl der Seelsorger waren alle Dekanate der Diözese bereits Mitte der 90er Jahre von der Bistumsleitung aufgefordert worden, auf die Bildung von pastoralen Einheiten hinzuarbeiten, erinnert der Quedlinburger Pfarrer Magnus Koschig. In Quedlinburg und Thale sei diese Mahnung aufgenommen und die Zusammenarbeit intensiviert worden -mit dem Ergebnis, dass die Gemeinden die Chancen erkannt und und mit dem Zusammenrücken verbundene Ängste überwunden haben, wozu auch die Kooperationsvereinbarung beitrage. Ängste gab es durchaus: "Wir sollen keinen Pfarrer mehr kriegen. Und: Was wird mit den Außenstationen, mit Neinstedt?" hieß es in Thale, und dies in dem Bewusstsein, doch das schönere Grundstück zu haben, sagt Erhard Neumann.

Vieles gemeinsam, aber dennoch eigenständig

Im Gemeindealltag aber wird schon seit Jahren eng kooperiert. Seit 1996 finden die Religiösen Kinderwochen, Erstbeichte und Erstkommunion gemeinsam statt. Im letzten Jahr wurde zusammen Firmung gefeiert. Mindestens vier Mal im Jahr halten die Pfarrer in der anderen Gemeinde die Sonntagsgottesdienste. Und der gemeinsame Fasching in Thale in diesem Jahr war "einfach Spitze", wie Bernada Köthe und Erhard Neumann einhellig betonen. "Für beide Seiten von Vorteil ist auch, dass unsere Chöre gemeinsam singen", sagt Frau Köthe. Und das Gemeindeblatt für beide Pfarreien sei ein Schritt zu umfassender gegenseitiger Information.

Die Praxis des Zusammenlebens wurde bei Zusammenkünften der Pfarrgemeinderäte (PGR) und Kirchenvorstände immer wieder reflektiert. Gemeindeberater Peter Neumann aus Magdeburg konfrontierte die Gremien mehrfach mit der Situation und der Frage, wie sie sich die Zukunft vorstellen. Heute sind beide Gemeinden Peter Neumann dafür "sehr dankbar", sagt Bernada Köthe. Seit Jahren nimmt an den PGR-Sitzungen gegenseitig ein Vertreter der anderen Gemeinde teil, zweimal jährlich wird gemeinsam getagt. Ab 2004 soll es gemäß Kooperationsvereinbarung einen halbe/ halbe besetzten gemeinsamen PGR geben. "Dann sollen aber in den beiden Pfarreien Ortsausschüsse aus dem jeweiligen Kirchenvorstand und den Mitgliedern des gemeinsamen PGR gebildet werden."

Für Pfarrer Koschig hat die Kooperationsvereinbarung auch in anderer Hinsicht wichtige Bedeutung: Die Zusammenarbeit soll auch dann fortbestehen, wenn sich Gemeindevertreter und Seelsorger eines Tages nicht so gut verstehen sollten wie dies heute der Fall ist. "Es gibt keine Alternative." Auch deshalb sei die Kooperationsvereinbarung nun Teil der Stellenbeschreibung der beiden Pfarreien.

Gern sind die Gemeinden bereit,
über ihre Erfahrungen Auskunft
zu geben. Tel.: (0 39 46)
91 50 82; Fax: (0 39 46) 91 50 16

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 13 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 29.03.2002

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