Zeichen für die Einheit im Bistum
Ölweih-Messe in der Cottbuser Marienkirche
Cottbus (mh) -Kaum ein anderer Gottesdienst macht die Zusammengehörigkeit innerhalb eines Bistums so deutlich, wie die so genannte Chrisam-Messe. Einmal im Jahr feiert der Bischof diesen Gottesdienst, in dem die Öle für die verschiedenen Sakramente geweiht und dann in alle Gemeinden des Bistums verteilt werden. Während dieser Gottesdienst häufig in der jeweiligen Bischofskirche stattfindet, feiern die Görlitzer ihn traditionell in der Cottbuser Marienkirche. Dort begrüßte am Kardienstag Bischof Rudolf Müller seinen Vorgänger, Alt-Bischof Bernhard Huhn, die Priester und Diakone des Bistums, die Priesteramtskandidaten, Vertreter der Orden und Geistlichen Gemeinschaften, Mitarbeiter im pastoralen und karitativen Dienst und Gemeindemitglieder. Dieser Gottesdienst sei ein Zeichen für die Einheit der Gemeinden mit dem Bischof, unterstrich Müller.
Die heiligen Öle verwiesen durch ihren späteren Gebrauch bei Taufe, Firmung und Krankensalbung sowie bei Priesterund Bischofsweihe auf die "Vielgestaltigkeit Christi in der Welt", sagte der Bischof. Ziel des christlichen Lebens sei die Anbetung Gottes. Mit Blick auf die Priester seines Bistums fragte Müller: "Anbetendes Knien vor Gott und die ständigen Anforderungen der Pastoral -wie geht das zusammen? Wir müssen beides aufeinander beziehen. Wir brauchen eine Pastoral der Anbetung!"
Die Ölweih-Messe gehört eigentlich zum Gründonnerstag. An diesem Tag verehrt die Kirche Jesus als den Hohenpriester des Neuen Bundes. Deutlichster Ausdruck ist der abendliche Gottesdienst zum Gedächtnis an die Abendmahlsfeier Jesu mit seinen Jüngern. Die Ölweihe wird häufig aus praktischen Gründen auf einen anderen Tag in der Karwoche verlegt, damit möglichst viele Priester aus dem Bistum daran teilnehmen können. Denn es ist in besonderer Weise ihr Gottesdienst: Durch die Priesterweihe haben sie besonderen Anteil am Priestertum Christi und als engste Mitarbeiter des Bischofs tragen sie auf ihre Weise zur Einheit im Bistum bei. Im Ölweih- Gottesdienst erneuern sie deshalb ihr Treueversprechen gegenüber dem Bischof, ähnlich wie es in der Osternacht alle Gottesdienstteilnehmer machen, wenn sie ihr Taufversprechen erneuern.
Der Tag der Ölweihe wird meist mit einem Priestertag verbunden. Damit soll den Priestern Gelegenheit geben, sich selbst innerlich auf die bevorstehende Feier von Tod und Auferstehung Jesu vorzubereiten. Ein geistlicher Vortrag, Zeit zur Besinnung und Gelegenheit zum Bußsakrament gehörten deshalb in Cottbus zum Programm. Den Vortrag hielt Alt-Bischof Huhn. "Heidenangst und Gottvertrauen" hatte er dafür als Motto gewählt. Es gebe viele Gründe für Zukunftsängste, sagte Huhn. Christen dürften keine vorschnellen Lösungen anbieten, indem sie behaupteten, das alles berühre sie nicht. "Wir haben keinen Sonderstatus in der Welt. ,Mein Gott, warum hast du mich verlassen' ist für uns keine Fremdsprache." Angst überwinden zu können, sei ein österliches Geschenk.
In den Mittelpunkt des Vortrags stellte Bischof Huhn eine besondere Form der Angst: die Angst des Priesters um die Kirche. "Wie viele Predigten, Pfarrbriefe, Gruppenstunden und Hausbesuche -aber mit welchem Erfolg?" Solch enttäuschende Erfahrungen könnten "scheibchenweise lähmen", stellte der Bischof fest. Dem gelte es. Zeichen der Hoffnung entgegenzusetzen. Auch heute gebe es dafür viele kleine Beispiele im Alltag. Bischof Huhn erinnerte an die Fastengottesdienste von Jugendlichen, an die Aufbrüche der katholischen Kirche in Russland in den letzten zehn Jahren, an den Papst, der als alter Mann die Jugend begeistere und auf seinen Reisen mehr geleistet habe als mancher Diplomat. Statt das Negative zu betrachten, gelte es, auf diese Aufbrüche zu schauen und auch die nötige Gelassenheit mitzubringen: "Das, was ich nicht leisten kann, in die Hände Gottes fallen zu lassen."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 03.04.2002