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Zum gemeinsamen Mahl eingeladen

Bei der Erstkommunionvorbereitung müht sich Pfarrer Lamm um eine kindgerechte Sprache

Pfarrer Lamm bei der Vorbereitung von Kindern auf ihre Erstkommunion.

Weißwasser (kh) -"Wir trainieren und trainieren, hören den Startschuss und gehen nach Hause. So darf es weder im Sport, noch mit der Erstkommunion und der Vorbereitung darauf laufen", sagt Pfarrer Christoph Lamm.

Deshalb hat der Seelsorger versucht, den acht Mädchen und Jungen, die an diesem Sonntag in Weißwasser Erstkommunion haben, vor allem nahe zu bringen, was "communio" eigentlich meint: Gemeinschaft. Als Teil von Gemeinde und Kirche konnten sich die Kinder erfahren, als sie als Sternsinger von Haus zu Haus zogen. Zwei gemeinsame Fahrten sowie das Singen lustiger Lieder bei Tee und Brötchen zu Beginn jeder Vorbereitungsstunde sollten den Drittklässlern helfen, als Gruppe zusammenzuwachsen. Bei der inhaltlichen Hinführung zu Bußsakrament und Eucharistie wählte der Seelsorger, der schon als Kaplan in Cottbus und Hoyerswerda Kinder auf die Erstkommunion vorbereitete, eine möglichst kindgerechte Sprache: Was es bedeutet, dass Jesus nach der Wandlung in Brot und Wein gegenwärtig ist, verdeutlichte er anhand einer Geschichte von Karmeliten-Pater Reinhard Körner aus Birkenwerder.

Die Geschichte erzählt von einer Frau, die in ihrem Zimmer zwei Rosensträuße stehen hat. Den einen hat sie sich selbst gekauft, den anderen hat sie von ihrem Mann geschenkt bekommen. "Welcher Strauß ist für die Frau wichtiger?", fragte Pfarrer Lamm die Kinder. "Der, den sie von ihrem Mann bekommen hat", lautete die Antwort. Warum das so ist, lag für die Kinder auf der Hand: "Da steckt die Liebe drin." Genauso sei es mit dem heiligen Brot, meint Pfarrer Lamm. Da stecke Gottes Liebe zu den Menschen drin. Die lasse sich zwar weder schmecken noch messen, "aber spüren".

Bei dem, was die Kinder selbst schon gespürt haben, setzte Pfarrer Lamm bei der Vorbereitung auf die Beichte an: Er ermunterte die Mädchen und Jungen, sich an Situationen zu erinnern, als sie sich bei der Mutter entschuldigt hatten und diese ihnen verzieh. "Wenn ich ehrlich zu meiner Mutter bin, kann ich spüren, dass sie mir vergibt. Und selber fühle ich mich auch wohler, wenn ich bei der Wahrheit geblieben bin", so Pfarrer Lamm.

Dass Gott dieses Vergeben noch viel besser könne als ein Mensch, sei für die Kinder einleuchtend. Zudem ist Pfarrer Lamm der Ansicht, dass Gott die Menschen bei ihrem Ringen ums Gutsein nicht allein lässt, sondern ihnen andere Menschen schickt, die ihnen dabei helfen. Den Kommunionkindern veranschaulichte er das mit einer Begebenheit aus seiner eigenen Kindheit: Bei einer Mutprobe ging es darum, aus einem Geschäft etwas zu klauen. Auch Christoph Lamm, damals zehn oder elf Jahre alt, war mit dabei. "Ich habe mich sehr dämlich angestellt", sagt er im Nachhinein. Denn bevor er die Rolle Drops, die er ins Auge gefasst hatte, einstecken konnte, kam ein Mann auf ihn zu und sagte: "Willst du wirklich zum Dieb werden? Hier hast du fünf Mark. Kauf dir, was du brauchst!"

Pfarrer Lamm nahm diese Begebenheit zum Anlass, mit den Kindern darüber zu sprechen, was wirklich wichtig ist -die Rolle Drops zu haben und vor den anderen angeben zu können oder ehrlich zu bleiben. Bei der Kommunionvorbereitung ist dem Geistlichen wichtig, auch die Eltern mit einzubeziehen -trotz Schwierigkeiten, die damit zum Teil verbunden sind. Die Elternabende vergleicht Lamm mit Zusammenkünften einer Selbsthilfegruppe. Sich selbst sieht er dabei mehr als Gesprächsleiter denn als Therapeut: "Patentantworten kann ich sowieso nicht geben. Ich habe keine Familie", sagt er. Den einen oder anderen Tipp hat der Seelsorger dennoch parat. Zum Beispiel rät er Eltern, die bis dahin am Abend nicht mit ihrem Kind gebetet haben, dem Sohn oder der Tochter vor dem Einschlafen wenigstens ein Kreuzzeichen auf die Stirn zu machen: "Das ist eine Sache von drei Sekunden. Wenn dann noch der Satz kommt: ,Danke, lieber Gott!', dann ist das schon die Grundform eines Gebets."

Die Verantwortung, dass die Erstkommunion nicht zur "Letztkommunion" wird, gibt Lamm aber nicht an die Eltern ab. Auch er als Pfarrer möchte dazu beitragen, dass die Kinder mehr und mehr in die Gemeinde hineinwachsen. Konkret denkt er dabei an die Gründung einer Kinderschola oder an eine Feier am Jahrestag der Erstkommunion, da er selbst das Treffen zur silbernen Erstkommunion in seiner Heimatstadt Spremberg in positiver Erinnerung hat. Auf jeden Fall werden die acht Kommunionkinder den Tag nach ihrer Erstkommunion gemeinsam verbringen, einen Gottesdienst feiern, bei dem sie weniger aufgeregt sind als am Weißen Sonntag selbst, und danach zusammen Mittag essen. Schließlich ist die Erstkommunion für Pfarrer Lamm nur der Startschuss: "Und dann laufen wir los, und zwar gemeinsam!"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 03.04.2002

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