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Bruder und Gefährte in der Bedrängnis

Die mitteldeutsche Diaspora im Bewährungsfeld - Eine Dissertation über Hugo Aufderbeck

Erfurt -Kaum einer der katholischen Bischöfe in der DDR ist bei den Gläubigen der neuen Bundesländer auch heute noch so präsent wie der 1981 verstorbene Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck. Denkwürdig und bemerkenswert ist, dass mit seiner Person keine der heute gängigen Einordnungen -konservativ oder progressiv -verbunden sind. Das mag daran liegen, dass Aufder-beck im besten Sinne des Wortes Seelsorger war, dem die Gläubigen in der Diaspora, die Gemeinden und ihre Grundfunktionen -Zeugnis, Liturgie, Dienst am Nächsten -vorrangig am Herzen lagen. Aussagen wie "Nicht die Bekämpfung des Sozialismus, sondern der Aufbau des Leibes Christi" ist Aufgabe des Christen, kennzeichnen seine an den Erfordernissen der Kirche in einem totalitären Staat ausgerichtete Pastoral.

Lehrjahre als Seelsorgeamtsleiter

An der von Clemens Brodkorb wissenschaftlich akribisch erarbeiteten Dissertation über Aufderbeck mag zunächst -neben der Vorgeschichte seit 1909 -die zeitliche Eingrenzung von 1948 bis 1962 verwundern, die vor allem den Magdeburger Seelsorgeamtsleiter in den Blick nimmt. Sehr schnell wird bei der Lektüre deutlich, dass die Lehrjahre und Experimentierfelder des späteren Erfurter Bischofs in diese Zeit fallen. Hier entwickelte der mit Wilhelm Weskamm geistig eng verbundene Aufderbeck seine pastoralen Konzepte für die Diaspora, initiierte Arbeitsgemeinschaften, schuf begehrte Handreichungen und setzte sich mit der herrschenden Ideologie in seinem anonym verfassten Buch "Die Stunde der Kirche" auseinander. Den zahlreichen in den Anfangsjahren der DDR gegründeten "Instituten" für Priesterausbildung und kirchliche Berufe war er viele Jahre hindurch geistlicher Mentor oder sogar "interimistischer" Leiter. In zahlreichen Kursen und "Arbeitstagen" konnte er seine theologische Grundüberzeugung von einer Kirche des "gemeinsamen Werkes" Gläubigen und Priestern unterschiedlichster Jurisdiktionsgebiete nahe bringen. Kurzum, Aufderbeck hat die Pastoral in der mitteldeutschen Diaspora entscheidend und nachhaltig geprägt.

Wer sich über diesen Bischof informieren will, die Diasporasituation der katholischen Kirche in der DDR theologisch begreifen oder seine eigenen Erinnerungen an Bischof Aufderbeck auffrischen und vertiefen möchte, kann auf die Lektüre dieses gut lesbaren Buches nicht verzichten.

Andrea Wilke

Clemens Brodkorb: Bruder und Gefährte in der Bedrängnis.
Hugo Aufderbeck als Seelsorgeamtsleiter in Magdeburg. Zur pastoralen Grundlegung einer
"Kirche in der SBZ/DDR".
Bonifatius-Verlag Paderborn 2002
466 Seiten
34,90 Euro

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 03.04.2002

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