Der Mensch - das Abbild Gottes
Der Mensch ist der Partner Gottes

"Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen" (Gen 1,27-28).
Nach dieser erstaunlichen Aussage der Bibel ist der Mensch Gott so ähnlich, dass er als sein Bild gelten kann. Wollte man Gott bitten, ein Bild seiner selbst zu zeigen, dann könnte er auf den Menschen deuten und sagen: So bin ich. "Du sollst dir kein Gottesbild machen" heißt es im ersten Gebot (Ex 20,4). "In der Alten Welt waren die Götterbilder mächtig ...In Israel gab es keine Gottesbilder. Warum nicht, ist bis heute ein Rätsel, denn der Glaube an den einen Gott hätte sich mit der Darstellung eben dieses Gottes sehr wohl vertragen. Unser Schriftsteller -nämlich der Verfasser von Genesis 1 -, vom Geist getrieben, deutet diesen Brauch so: Der Mensch braucht sich von Gott kein Bild zu machen; Gott selbst hat sich seine Bilder geschaffen. Der Mensch ist sein Bild. Er übertrifft an Rang jedes Bild der Heidengötter, nicht nur weil er den einen wahren Gott darstellt, sondern weil er nicht von Menschenhand, nein, von Gott selbst entworfen und geschaffen wurde. Er ist unüberbietbar." (Diego Arenhoevel).
Worin besteht denn nun die Gottebenbildlichkeit? Die einen sehen sie im aufrechten Gang, die anderen in der vom Tier verschiedenen Gestalt des Menschen. Oder ist es die unsterbliche Seele des Menschen, seine Geistbegabtheit, die ihn Abbild Gottes sein lässt? Aus dem Kontext des zitierten Bibeltextes heraus ist zu sagen: Der Mensch ist Bild Gottes, weil er teil hat an der Macht Gottes. Er soll als eingesetzter Statthalter herrschen über die Erde. Nicht willkürlich und zerstörerisch, sondern in Leben spendender Ordnung, so dass die Welt gut und schön ist. Die alte Bezeichnung des Menschen als "Krone der Schöpfung" mag heute verpönt sein, weil sie missverständlich die absolute Herrschaft des Menschen über seine Welt ausdrücken kann. Dennoch: Unter seinen Mitgeschöpfen hat der Mensch einen uneinholbaren Vorrang. Er ist nicht als ranggleicher Teil in die übrige Natur einzuordnen. Der Schöpfer schuf ein Geschöpf, das ihm entspricht, zu dem er reden und das ihn hören und ihm antworten kann. Der katholische Erwachsenen-Katechismus sagt: "Der Mensch ist geschaffen als Partner Gottes, berufen zur Gemeinschaft mit Gott. Erst in der Hinwendung zu Gott und in der Anerkennung der Herrschaft Gottes ist er ein wirklich menschlicher Mensch. Der Sinn und die Erfüllung seines Daseins ist die Verherrlichung Gottes, mit der er der stummen Kreatur Stimme verleihen soll."
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 12.04.2002