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Perspektiven für junge Menschen

Seit zehn Jahren arbeitet die Katholische Offene Jugendarbeit (KOJA) in Dresden

Dresden -Anfang der 90er Jahre gab es in Dresden etwa 300 Kinder und Jugendliche, die auf der Straße lebten und auch in kein Heim gehen wollten. Auf der anderen Seite gab es die Jugendarbeit in den Gemeinden. Doch um soziale Problemfälle ging es da weniger. Einige sahen hier eine Lücke. "Sich nur mit Menschen zu beschäftigen, denen es gut geht -das reicht nicht", sagten sie sich. Mit diesem Grundgedanken formierte sich aus der Initiative einzelner, vor allem katholischer, aber auch evangelischer Christen der Dresdner Verein Katholische Offene Jugendarbeit (KOJA), erinnert sich Jens Daniel Schubert. In diesem Frühjahr besteht der Verein zehn Jahre.

Das Ziel von einst sei geblieben, erzählt Schubert, der heute Vereinsvorsitzender ist: Sozial benachteiligten Jugendlichen einen Platz in der Gesellschaft zu geben, damit sie eine Lebensperspektive finden können; humane, soziale und christliche Lebensgrundsätze in der praktischen Sozialarbeit zu vermitteln. Dabei sei der Verein offen für alle, unabhängig von Weltanschauung und Religion.

Auf das eigenständiges Leben vorbereiten

Deutlich verändert indes hat sich der Umfang des Engagements. Mit einer betreuten Wohngruppe hatte es begonnen. Heute sind es insgesamt sechs Projekte. Hauptadresse für das betreute Wohnen ist nun ein Haus im Dresdner Stadtteil Friedrichstadt. Jugendliche und Kinder ab sechs Jahre, auch junge Mütter oder Väter, die nicht mehr bei ihren Eltern leben können, finden hier eine Bleibe und werden auf ein eigenständiges Leben vorbereitet.

Im selben Haus betreibt KOJA für Jugendliche des Stadtteils einen Treffpunkt mit Café, verschiedenen Werkstätten und einem Probenraum. "Unsere Streetworker sind auch bei den Jugendlichen unterwegs", berichtet Schubert. Außerdem kommen Arbeitslose hier regelmäßig zum Frühstück zusammen.

Das jüngste Projekt nennt sich "Koboldland". Eine Natur-Kindertagesstätte im Dresdner Norden, wo die Jüngsten sich mit der Umwelt und dem christlichen Jahreskreis vertraut machen und sich ausgiebig im Freien aufhalten können. Sie war im vergangenen Jahr eröffnet worden.

Eine Besonderheit von KOJA: Der Verein ist der einzige freie Träger in Dresden, der sich mit zugewanderten Jugendlichen, vor allem russlanddeutschen Spätaussiedlern, beschäftigt. Etwa in seinem Jugendgemeinschaftswerk, außerdem in einem Integrationszentrum in der Plattenbausiedlung Prohlis, wo besonders viele Spätaussiedler leben. Dort läuft auch das Projekt "WALP" -Abkürzung für "Wiedergutmachung, Arbeit, Lernen, Perspektive". Dahinter verbirgt sich eine Tischlerwerkstatt. Jugendliche, von denen einige gerichtlich verfügte Arbeitsstunden ableisten, bauen und reparieren hier unter Anleitung eines Tischlers und eines Sozialarbeiters Bänke und Spielgeräte für Kinder. "Für die Spätaussiedler ist die Sprachbarriere ein großes Problem", sagt Schubert. "Hier können sie sich über die Arbeit artikulieren."

Einsparungen gingen nicht spurlos vorbei

Als erster Verein in Dresden hat KOJA vor zwei Jahren ein Wohnprojekt für Jugendliche aufgebaut, die regelmäßig Drogen nehmen. Jens Daniel Schubert: "Normalerweise ist das ein Ausschlussgrund beim betreuten Wohnen." Hier beschäftigten sich Sozialarbeiter mit der wichtigsten Ursache für Drogenkonsum: sozialen Problemen. "Die Jugendlichen lernen, einen geregelten Tagesablauf zu gestalten und den Umgang mit Konflikten."

Die Einsparungen bei den städtischen Ausgaben für die Jugendhilfe in den vergangenen Jahren sind auch an KOJA nicht spurlos vorübergegangen. "Das schlägt bei uns ganz hart durch", meint Schubert. "Wir stehen immer wieder vor der Schwierigkeit, wie wir weiterhin eine vernünftige fachliche Arbeit leisten."

Nicht nur deswegen sei KOJA auf eine bessere Unterstützung durch die katholischen Gemeinden in der Stadt angewiesen. Viel zu wenige dort wüssten von dieser Sozialarbeit. Das zeigt sich schon daran, dass KOJA heute mehr als 60, meist teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter hat, aber nur knapp 30 Vereinsmitglieder. Dabei hätten Katholiken über den Verein die Chance, viel näher dran zu sein an konkreter karitativer Arbeit, die schließlich auch eine Form erfahrener Nähe Gottes sei, meint Schubert. Geld sei nur die eine Seite, genauso wichtig sei ehrenamtliches Engagement. "Wir leisten stellvertretende Arbeit, aber jeder katholische Christ kann durch Mitgliedschaft und Mitarbeit Anteil daran nehmen."

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 18.04.2002

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