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Bistum Erfurt

"Mich gibt es nur einmal.."

Die Thüringer Landeshauptstadt stand vergangene Woche ganz im Zeichen der kirchlichen Aktion

Hoher Besuch im Bistum: Kardinal Lehmann im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen der Caritas-Beratungsstelle.

Erfurt (as) -Erfurts Bürger und Gäste staunten nicht schlecht als sie am vergangenen Samstag über den Fischmarkt spazieren gingen. "Woche für das Leben" stand auf dem großen Transparent, das über dem Eingang des Rathauses gespannt war. Die diesjährige Aktion der beiden großen Kirchen wurde am 13. April im Erfurter Dom bundesweit eröffnet. An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Karl Lehmann und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock teil. "Von Anfang an das Leben wählen statt auswählen" lautet das Motto. Damit greifen die Kirchen noch einmal verstärkt in die Debatte um die so genannte Präimplantationsdiagnostik (PID) und den geplanten Import embryonaler Stammzellen ein, der am 30. Januar vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde. Auf einem "Markt der Möglichkeiten" präsentierten sich Einrichtungen der Caritas und Diakonie, der Familienbund sowie die Malteser auf dem Erfurter Fischmarkt. Das Häßler-Gymnasium der Landeshauptstadt zum Beispiel stellte eine Seminararbeit über die Genforschung vor. Zahlreiche Veranstaltungen im Bistum Erfurt werden das Thema Lebensschutz aufgreifen.

Der Mensch sei Mensch von Anfang an, betonte Kardinal Lehmann in seiner Predigt. Beim Embryo handele es sich nicht um einen "Rohstoff" oder um einen "Zellhaufen", sondern um ein individuelles menschliches Leben, das auch seinen eigenen Schutzanspruch habe. Hinter dem Motto "Von Anfang an das Leben wählen" stecke eine tiefe biblische Aussage. Lehmann: "Allein Gott ist der Herr des Lebens". Leben bedeute dabei nicht nur bloßes Existieren, sondern "Einsich- frei-bewegen und Licht sehen". Dies sei letztlich ein Aufruf für das Leben, der in letzter Radikalität Gehorsam gegenüber Gott fordert. "Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen", zitierte Kardinal Lehmann das Buch Deuteronomium. Besonders das neue Gesetz über den Import embryonaler Stammzellen bereitet dem Mainzer Kardinal Sorge. "Wem ist heute noch bewusst, dass die Abtreibung in Deutschland nach wie vor strafbar ist?" Eine Aufweichung des umstrittenden Gesetzes über den Import embryonaler Stammzellen sei ebenfalls zu befürchten.

Die Einmaligkeit und Unwiderbringlichkeit menschlichen Lebens waren auch die Themen auf dem "Markt der Möglichkeiten". "Ich ...ich bin ....ich bin ich" steht auf einem Blatt, den es beim Stand der Caritas gibt. Dort traf der Besucher Dorothea Zengerling, Doris Grünhage und Maria Zucht von der Erfurter Caritas-Beratungsstelle. Kinder und Eltern lassen ihre Hand auf dem Papier abdrücken und merken: Jede Hand ist einmalig. "Das ist auch ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit", erläutert Dorothea Zengerling, "der Fingerabdruck macht deutlich: Jeder Einzelne ist wichtig, und er ist nicht austauschbar." Die Woche für das Leben ist aber nicht nur ein Beitrag zur Debatte um die Gentechnik. Sie macht vielmehr deutlich: Die Kirchen halten das biblisch-christliche Verständnis vom Menschen hoch. Dies beinhaltet die in der Gottebenbildlichkeit gründende Würde des Menschen, die sie nicht erst erwerben müssen, sondern die ihnen als Menschen zukommt. Dieses Bild vom Menschen hat Auswirkungen: Das Lebensrecht gilt jedem.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 18.04.2002

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