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Den Menschen einen Lebenssinn geben

Das Kolpingwerk gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung -Jubiläum in Görlitz

Auch die Jüngsten machen mit: Die Kolpingsfamilie von St. Jakobus führt zum Jubiläum ein Theaterstück über das Leben des Vereinsgründers auf.

Görlitz (as) -In der Kolpingsfamilie von St. Jakobus in Görlitz geht es zurzeit hektisch zu. "Wir haben noch eine Menge zu besprechen", sagt der Vorsitzende Peter Walter und bittet seine Freunde ins Klemens-Neumann- Heim. Der Grund: Die Kolpingsfamilie feiert am 5. Mai ihr 50- jähriges Bestehen. Dafür trifft sie letzte Vorbereitungen: Gottesdienst, Unterbringung der Gäste, Verteilung der organisatorischen Aufgaben. Zum Fest wird die Gemeinschaft ein Theaterstück über das Leben Adolph Kolpings aufführen -anstatt eines Festvortrages. "Damit erreichen wir vielleicht auch jüngere Leute", hofft Pfarrer Wolfgang Kresák, Präses der Görlitzer Kolpingsfamilie, seit November auch Diözesanpräses.

Ein bisschen bieder, nicht zeitgemäß, Nachwuchsprobleme: Wie auch andere katholische Verbände sorgt sich das Kolpingwerk um sein Image. Dass zu wenig junge Leute dabei sind, hat sicher nichts mit dem Anliegen zu tun. Das Problem der katholischen Verbände ist das der Kirchen -Trend rückläufig.

Aber das weiß man bei Kolping. Für die 34 Mitglieder der Kolpingsfamilie von St. Jakobus ist das Lebenswerk des Gesellenvaters wichtig und das, so ist man sich in Görlitz sicher, ist von hoher Aktualität. Globalisierung, Arbeitslosigkeit, die gesellschaftliche Ausgrenzung von ganzen Bevölkerungsgruppen -die politischen Probleme von heute sind in erschreckender Weise die gleichen wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Adolph Kolping den Gesellenverein ins Leben rief. Den wandernden Handwerksgesellen, die durch die Industrialisierung ihre Heimat in den Familien der Betriebe verloren haben, wieder einen Lebenssinn zu geben, war sein Lebensauftrag. Heute gehört das Kolpingwerk mit rund 270 000 Mitgliedern zu den größten katholischen Verbänden in Deutschland. Weltweit sind es rund 450 000. Kolpingmitglieder engagieren sich im sozialen Bereich und in den Pfarrgemeinden. Viele sind aber auch -und das vor allem ehrenamtlich -in Parteien, Verbänden und in der Kommunalpolitik tätig. Das internationale Kolpingwerk leistet Entwicklungshilfe und ist in über 50 Ländern der Erde vertreten. Kolping ist der einzige Verband, der die DDR-Zeit überlebt hat.

Der Familiengedanke war für Adolph Kolping bei der Gründung des Vereins besonders wichtig. Für einige Kolpingschwestern -und brüder von St. Jakobus ist dies der entscheidende Grund mitzumachen. "Schön ist, dass die ganze Familie daran beteiligt sein kann. Das gibt es kaum in einer anderen Gruppe", sagen Andrea und Johannes Marschner. Mit ihren fünf Kindern sind sie oft mit der Kolping- Gruppe unterwegs. Auch beim Theatersück sind alle beteiligt. Beeindruckend für die Familie ist auch, wie sich Adolph Kolping für die Schwächeren in der Gesellschaft eingesetzt hat. Gerhard Thiel ist schon über 40 Jahre Mitglied im Kolpingwerk. Für ihn bedeutet der Verband vor allem "einen Halt im Leben zu haben". Kolping habe den Menschen eine Richtung und einen neuen Lebenssinn gegeben, sagt Gerhard Thiel. Ein großes Erlebnis war für den gelernten Stellmacher der Kolpingtag 2000 in Köln, an dem das Werk sein 150- jähriges Jubiläum feierte.

"Die Anliegen Adolph Kolpings sind aktueller denn je", sagt Präses Kresák. Sein Verdienst sei, dass durch ihn die "soziale Frage" auch zu einer kirchlichen Aufgabe wurde. Dass es vor allem im Osten wenig Nachwuchs im Kolpingwerk gebe, liege auch daran, dass vie- le junge Leute wegen Arbeit und Berufsausbildung wegziehen müssen. Die Wichtigkeit der Kolping-Mitarbeit in der Gemeinde und das soziale Engagment betont auch der Vorsitzende Peter Walter. Seine Kolpingsfamilie unterstütze nicht nur die Priesterausbildung in Ecuador, sondern habe auch den Opfern des Jahrhunderthochwassers in Polen geholfen. Zudem unterhalte man gute Beziehungen zum Kloster St. Marienstern. Kolping steht heute allen offen. Im Bistum Görlitz gibt es elf Kolpingsfamilien mit rund 500 Mitgliedern.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 18.04.2002

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