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Humanität als umfassendes Prinzip

Ausstellung "Weltreligionen - Weltfrieden - Weltethos" im Dresdner Finanzministerium

Dresden (tg) -"Projekt Weltethos" -so nennt sich eine 1990 gestartete Initiative, deren Ziel der weltweite Dialog zwischen verschiedenen Religionen ist. Im Lichthof des sächsischen Finanzministeriums in Dresden ist dazu jetzt eine Ausstellung unter dem Titel "Weltreligionen -Weltfrieden -Weltethos" zu sehen.

Auf sechs Ausstellungstafeln stellt sie zunächst kurz die großen Religionen der Welt vor, dazu zählen neben dem Christentum und dem Judentum, der Hinduismus, der Buddhismus, die Chinesische Religion und der Islam. Jede der reich bebilderten Tafeln informiert über die Religionsstifter oder Leitfiguren, etwa Moses, Christus, Konfuzius, Shiva, oder Buddha. Hinzu kommt eine stichwortartige Beschreibung der jeweiligen Religion, eine Zeitachse zu ihrer Geschichte, Zitate aus den heiligen Schriften, vor allem jedoch Aussagen zu ethischen Aspekten.

"Behandle andere, wie du behandelt werden willst"

Sechs weitere Tafeln beschreiben das so genannte "Weltethos", auf das sich das Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago einigte. Es formuliert einen ethischen Minimalkonsens, der besonders angesichts fortschreitender Globalisierung für das Überleben der Menschheit notwendig scheint. Er ist unabhängig von einer bestimmten Religion, ist deshalb auch für nicht religiöse Menschen akzeptabel, denen das friedliche Zusammenleben und die Zukunft der Menschheit wichtig sind. Die beiden Grundpfeiler sind zum einen das Prinzip der Humanität, das heißt der Grundsatz: "Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden." Zum anderen das Prinzip der Gegenseitigkeit: "Behandle andere so, wie du selber behandelt werden möchtest." In unterschiedlichen Varianten ist dies als "Goldene Regel" in allen Weltreligionen formuliert. Davon abgeleitet sind Maßregeln für das menschliche Zusammenleben wie die Ehrfurcht vor dem Leben, beziehungsweise das Verbot zu töten, die Aufforderung, gerecht und fair zu handeln, wahrhaftig zu sein, einander zu lieben und zu achten, sowie Sexualität nicht zu missbrauchen.

Die Ausstellung wendet sich nicht nur an Erwachsene, auch Schüler der Oberstufe und Studenten. Da sie übersichtlich aufgebaut und anschaulich ist, ist sie beispielsweise besonders für den Ethik- oder Religionsunterricht geeignet.

Wie der Theologe Karl Josef Kuschel, Vizepräsident der Stiftung Weltethos, betonte, führe die Ausstellung ins "Zentrum der geistigen Auseinandersetzung der Zeit". Sie informiere über ethische Kernaussagen der Weltreligionen, versuche, das Wissen zu vernetzen und biete eine "Einübung in interreligiöse Dialogkompetenz".

Dialog ist eine Notwendigkeit

Zwar lebe der Westen weitgehend in einer postsäkularen Welt, doch global betrachtet stelle er in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar, so Kuschel. So könne derjenige, der die Religion ausklammere, kaum Verständnis erlangen für politische Vorgänge in der Welt. "Eine Weltbetrachtung ohne den religiösen Faktor ist defizitär." Zur Beschäftigung mit anderen Religionen hierzulande zwinge auch die Tatsache, dass sich in der Bundesrepublik in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Juden verdoppelt habe, zudem mittlerweile rund 3,2 Millionen Muslime hier lebten, so Kuschel. "Es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, den interkulturellen und interreligiösen Dialog zu lernen."

Informationen:
Bis 29. Mai im Lichthof des sächsischen Finanzministeriums in Dresden (Carolaplatz 1),
geöffnet Montag bis Freitag (Feiertage ausgenommen) 9 bis 18 Uhr.
Eintritt frei.
Anmeldung für Gruppen und Schulklassen bei Agnes Fiedler,
Tel. (03 51)2 84 0744
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 17 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.04.2002

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