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Mit "Ärzte ohne Grenzen" in Brasilien

Theresia Hupe sprach in der Görlitzer Jakobuspfarrei über ihren Auslandseinsatz

Arbeitet für 'Ärzte ohne Grenzen': Theresia Hupe.

Görlitz (kh) -Das schwarzhaarige Mädchen hat den Mund offen und weint. Sein Gesicht ist geschwollen, aus der Nase quillt gelbes Sekret. "Grippe" steht auf Portugiesisch neben der Zeichnung. Eine Seite weiter sind mögliche Ursachen für die Erkrankung aufgezeichnet. Nach zweimaligem Umblättern erfährt der Betrachter, wie er die Grippe behandeln kann -beispielsweise mit einem Tee aus Zwiebeln und Knoblauch oder einem Medikament gegen Fieber.

Mit ähnlichen Abbildungen sind auch andere Krankheiten dargestellt, die bei den Indianern im Amazonas-Gebiet vorkommen. Den ersten Teil dieses Buches hat die aus Görlitz stammende Krankenschwester Theresia Hupe gezeichnet. 16 Monate war sie mit "Ärzte ohne Grenzen" in der nordbrasilianischen Urwaldregion und half beim Aufbau eines indianischen Gesundheitssystems. Am 26. April berichtete sie in der Görlitzer Jakobusgemeinde über ihre Tätigkeit.

Ziel des Brasilien-Projektes war es, Indianer zu Gesundheitshelfern auszubilden. Sie sind Hupe zufolge mit Hilfskrankenschwestern vergleichbar und im Dorf die erste Anlaufstelle, wenn jemand krank wird. Die Indianer hätten in den zurückliegenden Jahren viel von ihrer Kultur verloren -bedingt durch Goldgräber, Diamantensucher und die Abholzung des Regenwaldes, sagte Hupe. Deshalb mussten die angehenden Gesundheitshelfer zunächst lernen, wie der menschliche Körper aufgebaut ist und woran sich bestimmte Krankheiten erkennen lassen.

Behandlungsmethoden wurden ihnen sowohl aus dem Bereich der indianischen Naturmedizin als auch der westlichen Medizin vorgestellt. Da die Indianer unterschiedliche Stammessprachen haben und kaum Portugiesisch sprechen, griffen Theresia Hupe und die anderen Freiwilligen hauptsächlich auf Bilder zurück, um das medizinische Wissen zu vermitteln.

Für Theresia Hupe war der Aufenthalt in Brasilien bereits der dritte Auslandseinsatz in den vergangenen drei Jahren. Zuvor hatte sie als Schulkrankenschwester in Indien Gesundheitserziehung bei Kindern geleistet, danach Opfer einer Flutkatastrophe in Mosambik versorgt. Und wenn das nächste Mal das Telefon bei ihr klingelt, könnte es "Ärzte ohne Grenzen" sein und fragen, ob sie sich an einem neuen Projekt beteiligen möchte. Denn Theresia Hupe gehört zurzeit zu einer Gruppe von Freiwilligen, die innerhalb von 24 Stunden abrufbereit sind.

Die 27-Jährige findet es interessant, Einblick in andere Kulturen und deren Gesundheitsverständnis zu bekommen. Sie freut sich, wenn andere Völker etwas über Deutschland oder ihre Familie wissen wollen und hat einfach erkannt, "dass es sinnvoll ist, was wir tun". Ihr Ziel ist, später selbst Projekte für "Ärzte ohne Grenzen" zu leiten.

Theresia Hupe ist bereit, auch in anderen Gemeinden von ihrem Brasilien-Einsatz zu berichten. Terminabsprachen sind unter
Tel. (0 30) 28 09 69 67 möglich.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 02.05.2002

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