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Aus der Region

Neues von der Caritas St. Petersburg

Johannes Brosdetzko nach einem Besuch in Russland

Johannes Brosdetzko: Unterstützung für das Hartmut-Kania-Haus in Petersburg.

Die Beziehungen zwischen dem Bistum Görlitz und St. Petersburg in Russland haben Tradition. Einer von denen, die sich dafür engagieren, ist Johannes Brosdetzko, Projektleiter Humanitäre Hilfe für den Caritasverband des Bistums Görlitz. Kürzlich ist er von einer Reise nach St. Petersburg zurückgekehrt.

Frage: Herr Brosdetzko, was haben Sie in St. Petersburg gemacht?

Brosdetzko: Im Mittelpunkt der Reise stand der Besuch im Hartmut- Kania-Haus in St. Petersburg. Dieses Haus wird von der dortigen Caritas als Altenpflegeheim und als Zentrum für soziale Ausbildung genutzt. Der Bau war im vorigen Jahr fertiggestellt worden. Jetzt war es noch einmal nötig, die Rest- und Mängelleistungen zu bewerten. Hier konnte ich mit meiner Erfahrung helfen. Und ich konnte den Verantwortlichen konkrete Vorschläge machen, was baulich noch verändert werden müsste und durch welche Maßnahmen Kosten gespart werden könnten. Zwischen unserer Bistumscaritas und der Petersburger Caritas gibt es eine Vereinbarung, dass wir für zehn Jahre die Betriebskosten des Hartmut- Kania-Hauses tragen. Das sind jährlich 50 000 Euro. Wir wollen aber nicht nur mit Geld helfen, sondern auch -wo immer nötig und möglich -mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Frage: Zwischen der römischkatholischen und der russischorthodoxen Kirche gibt es zurzeit erhebliche Spannungen. Wie haben Sie die Situation während Ihres Besuches erlebt?

Brosdetzko: Zur allgemeinen Situation kann ich nichts sagen. Auf der unteren Ebene, vor Ort in St. Petersburg habe ich davon nichts gespürt. Hier klappt die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behören und den orthodoxen Gemeinden. Wo Not ist, wird geholfen. Ein Beispiel schildert der Osterbrief der Petersburger Caritas. Hier wird aus einem Dankesbrief des Leiters eines Stadtbezirks-Sozialamtes Folgendes zitiert: "...Ihre Hilfe trug dazu bei, dass die sozialen Spannungen in unserem Stadtbezirk wesentlich geringer geworden sind. Bitte richten Sie unseren ausländischen Schwestern und Brüdern unsere tiefe Dankbarkeit für Ihre uneigennützige Hilfe und Fürsorge für benachteiligte Bürger in Russland aus."

Frage: Unterstützen Sie neben dem Hartmut-Kania-Haus noch andere Projekte der Petersburger Caritas?

Brosdetzko: Unter anderem ein Projekt in Luga, einer Stadt mit 80 000 Einwohnern südlich von St. Petersburg. Hier kümmert sich die Caritas um rund 60 Straßenkinder. Ich habe mir das Gebäude, das derzeit hergerichtet wird, angesehen und bauliche Veränderungen in Auftrag gegeben. Ein besonderes Problem ist die Versorgung mit Trinkwasser. In Luga gibt es nur ein Brauchwassernetz. Das Trinkwasser für die Kinder wird mit einem Taxi von einer Quelle geholt. Das Problem ließe sich einfach beheben -mit dem Einbau einer Filteranlage für rund 4000 Euro. Als ich das vorschlug, wurde ich gefragt, wer das bezahlen solle. Ich habe versprochen, das Geld aufzutreiben und bin jetzt auf der Suche nach Spenden. Schließlich habe ich mich auch noch nach dem Gesundheitszustand eines jungen Mann in Novgorod erkundigt. Für den Familienvater, der an Hepatitis C erkrankt war, hatten wir in einigen Gemeinden unseres Bistums Ende vorigen Jahres Geld für dringend notwendige Medikamente gesammelt. Allen Spendern kann ich jetzt sagen: Die Therapie wird noch bis Anfang Juli fortgesetzt und dann wird der Mann hoffentlich wieder gesund sein.

Frage: Im März 2001, einen Monat nach Fertigstellung des Hauses, das jetzt seinen Namen trägt, ist Hartmut Kania gestorben. Der aus dem Bistum Görlitz stammende Priester hat die Caritasarbeit in St. Petersburg und anderen Teilen Russlands weitgehend aufgebaut und geprägt. Wie ist die Caritas in St. Petersburg mit dieser schwierigen Situation nach seinem Tod fertig geworden.

Brosdetzko: "Er fehlt uns", heißt ein Satz, den man immer noch häufig hört. Aber seine Mitarbeiter haben seine Arbeit fortgesetzt. Sie mühen sich nach Kräften, den Ruf, den sich die Caritas durch Hartmut Kania erworben hat, zu erhalten. Und wenn heute täglich rund 1000 Menschen in rund 20 verschiedenen Projekten von der Petersburger Caritas unterstützt werden, spricht das für sich. Die Lücke, die Pfarrer Kania hinterlassen hat, ist natürlich auch für uns im Bistum Görlitz eine Herausforderung: Wir wollen den Petersburgern weiter helfen, ihnen Mut machen, sie beraten und begleiten. Unser Generalvikar und unser Caritasdirektor waren deshalb auch kürzlich vor Ort. Für mich persönlich gilt: Wann immer Not am Mann ist, werde ich den Petersburgern helfen, sogut ich kann. Die Dankbarkeit, die ich bisher erfahren habe, entschädigt für alle Schwierigkeiten, die immer wieder mal auftauchen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.05.2002

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