Nicht schutzlos ausgeliefert
Von der diesjährigen Benediktuswallfahrt zur St. Marienkirche auf der Huysburg
Dresden (jak) -Der heilige Benedikt war überzeugt von der Gegenwart des Auferstandenen, betonte Prior Pater Athanasius Polag (OSB) im Hochamt zur Benediktuswallfahrt zur St. Marienkirche auf der Huysburg. Er machte den Menschen Mut, sich dieser Gegenwart Gottes zu stellen, sind sie doch dieser Gegenwart anvertraut. "Wir sind nicht schutzlos oder ohne Pespektive", meinte Polag mit Blick auf das Pfingstfest und die Ausgießung des Heiligen Geistes, der das Leben der Menschen bestimmen kann, wenn diese sich öffnen. Weiter wies er auf die Erfahrung Benedikts hin, in den alltäglichen Begegnungen Gott zu finden. Selbst unangenehme Begegnungen können so -mit der Deutung des Glaubens -zu einem Gefäß Gottes werden.
Die Benediktuswallfahrt ist ein Angebot des Benediktinerpriorats St. Marien auf der Huysburg und der Katholischen Akademie Magdeburg. Angesprochen sind besonders Akademiker, aber auch andere Interessierte. Die Wallfahrt findet seit nunmehr fünf Jahren immer am Sonntag vor Christi Himmelfahrt statt. Neben dem Hochamt und der Teilnahme an den Gebetszeiten wird ein Vortrag mit anschließender Diskussion angeboten.
In diesem Jahr ging es dabei um den Aspekt von Frieden und Versöhnung auf der Grundlage der Regel des heiligen Benedikt. Pater Athanasius Polag machte deutlich, dass die Regel ursprünglich für das Leben der Abtei Monte Cassino geschrieben wurde und alle möglichen Konflikte bedachte. Dennoch ist sie bis heute wegweisend für Mönche und für Laien. So die Aufforderung Benedikts, noch vor Sonnenuntergang Frieden zu schließen. Das, so Athanasius Polag, muss nicht immer ein endgültiger Frieden sein, es kommt dabei vielmehr auf die Bereitschaft zum Frieden an und dass diese Bereitschaft dem anderen Menschen kundgetan wird. Etwa so: "Heute war es zwischen uns sehr schwierig, aber das letzte Wort ist zwischen uns noch nicht gesprochen." Wichtig ist weiter, das Eingeständnis der eigenen Schwäche. Dies bedarf einer inneren Stärke und ist ohne das Wirken der Gnade Gottes nicht möglich.
In der Bewältigung von Konflikten ist die Liebe zum Nächsten eine wichtige Basis. Beispielsweise ist es unerlässlich, den Nächsten zu ehren, indem er aussprechen kann. Nach einer ersten Aufregungsphase, so der Prior weiter, muss in einem zweiten Schritt zuerst geklärt werden, was wirklich passiert ist. Dabei soll jedoch nicht gewertet werden. Im dritten Schritt geht es dann um das eigentliche Anliegen und um die mögliche Gesundung der Konfliktparteien -im Kloster die Brüder. Athanasius Polag betonte, dass es oft erstaunlich ist, wenn beide merken, dass sie eigentlich mehr an Übereinstimmung haben als sie bisher dachten. Schwierig wird es aber bei Menschen, die sich ganze Kellergeschosse mit Zurücksetzungen und anderen Problemen im Zwischenmenschlichen anlegen und immer darunter leiden.
Bleibt die Frage, was geschehen kann, wenn die Lösungen und getroffenen Absprachen nicht funktionieren. Athanasius Polag machte hier Mut, sich in solchen Fällen erneut zu treffen, um dabei die Frage zu stellen, warum es nicht klappte. Allerdings ist klar, dass es nicht immer zu dauernden Lösungen kommen kann. Der Weg zur Versöhnung ist kein leichter, dies jedenfalls wurde am Ende des Referates nochmals deutlich. Ein gangbarer Weg ist aber das fürbittende Gebet, wie der Prior betonte.
Der Tag endete mit einer sakramentalen Vesper in der Klosterkirche.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.05.2002