Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Spezial

Der Einzelne muss wieder zum Glauben kommen

Dietrich Oettler aus Bischofswerda: Der Glaube darf nicht auf der Stufe des Jugendalters stehen blei

Dietrich Oettler: Alle sind berufen zur Heiligkeit.

"Gott hat jedem Menschen einen Ruf zugedacht", ist Dietrich Oettler überzeugt. Seinen Ruf habe er verspürt und sei ihm gefolgt. Wenn er jetzt, in wenigen Wochen als Seelsorger in einer Gemeinde tätig sein wird, will er sich besonders darum bemühen, "dass jeder einzelne Christ seinen Ruf zum Klingen bringen kann". Ein Priester sei so etwas wie ein Gärtner. Seine Aufgabe sei es, die Berufung jedes Einzelnen zu pflegen. Von einer Fixierung auf die Berufung zum Priestertum hält er dabei nichts, denn: "Wir alle sind berufen -zur Heiligkeit."

Dietrich Oettler ist am 5. Februar 1975 in Bischofswerda geboren und dort aufgewachsen. Nach dem Abitur 1993 war er sich noch nicht sicher, ob der Priesterberuf sein Lebensweg sei. Erst die Erfahrungen als Zivildienstleistender im Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie in Arnsdorf gaben den Ausschlag. Es folgten ein Jahr Sprachenkurs im Colleg Norbertinum Magdeburg und das Theologiestudium in Erfurt. Zwei Semester studierte Dietrich Oettler an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt / Main. Hier habe ihn besonders die ignatianische Spiritualität und die Art der wissenschaftlichen Arbeit beeindruckt. Wichtige Erfahrungen nimmt Dietrich Oettler auch aus den beiden halbjährlichen Praktika mit: In der St.-Petrus- Gemeinde in Dresden-Strehlen waren es besonders die "ermutigende Form der Mitbrüderlichkeit im Pfarrhaus" und eine von lebendigem Glauben und regem Interesse an der Theologie geprägte Gemeinde. Und in der Herz-Jesu-Pfarrei im vogtländischen Plauen -hier war er als Diakon -beeindruckte ihn vor allem das soziale Engagement. Ein Schwerpunkt dieses Praktikums sei die Mitarbeit im Seniorenzentrum gewesen. Hier habe er zum ersten Mal erfahren, was es heißt, als Geistlicher gefragt zu sein. ",Sie sind doch von der Kirche', haben die Menschen gesagt und dann kamen sie ganz schnell mit ihren Fragen, Sorgen und Hoffnungen." Wenn er sich jetzt auf einen lebenslangen Dienst in der Kirche einlässt, macht ihm die Überzeugung besonders Mut, "dass die Kirche auch in einer pluralen Zeit ihre Leuchtkraft nicht verliert, sondern die Botschaft vom Reich Gottes auch weiter in die Welt tragen wird." In einer Zeit, in der vor allem Flexibilität gefragt sei, werde das der Kirche nicht leicht fallen.

Der Schwerpunkt in der Seelsorge heute müsste seiner Ansicht nach besonders bei den Erwachsenen gesetzt werden: "Der Einzelne muss wieder zum Glauben kommen." Denn: Den vielfältigen Anfragen der Umwelt an den erwachsenen Christen stehe häufig ein auf der Stufe des Jugendalters stehengebliebener Glaube gegenüber.

Eine Gruppe, die Dietrich Oettler besonders am Herzen liegt, sind die Gehörlosen. "Es sind Menschen, die mit einem Sinn weniger leben müssen." Ihnen möchte er "in ihrer Sprache und Kultur die Botschaft vom Reich Gottes nahe bringen".

Gitarre spielen und Lesen -von zeitgenössischer Belletristik bis zur aktuellen Theologie -sind Dietrich Oettlers Hobbys. Und Wallfahrten natürlich zu Fuß nach Santiago, Altötting oder Assisi.

mh
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.05.2002

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps