Das Leben will jetzt gelebt werden
2000 Frauen aus ganz Thüringen trafen sich auf dem Kerbschen Berg zu ihrer Wallfahrt

Dingelstädt (as) -"Was für ein Leben?!" -unter diesem Motto trafen sich am vergangenen Sonntag rund 2000 Frauen aus ganz Thüringen zur diesjährigen Frauenwallfahrt auf dem Kerbschen Berg bei Dingelstädt. Wie jedes Jahr war die Wallfahrt auch diesmal eine Einladung an alle Frauen, mit der eigenen Lebenssituation vor Gott zu treten und sich neu im Glauben bestärken zu lassen. Den Wallfahrtsgottesdienst hielt Weihbischof Hans- Reinhard Koch, der für den erkrankten Bischof Joachim Wanke eingesprungen war.
"Das Leben ist immer eine angefangene Geschichte", sagte Generalvikar Georg Jelich in seiner Wallfahrtspredigt. Die Menschen bleiben dabei immer "die vom Leben Überraschten". Gott halte jedem die Türen offen und heiße ihn im Leben willkommen. Gerade in einer Welt zunehmender Unsicherheiten müssten die Christen, "Gott die Stimme leihen", vor allem dann, "wenn man auf jemanden verzichten will, nur weil er die genetische Einlassprüfung nicht geschafft hat". Auch diese Wallfahrt sei die Gelegenheit, "Gottes Willkommen für unser Leben anzunehmen", betonte Jelich. Der Generalvikar rief dazu auf, in der Gesellschaft für diese Willkommen Gottes einzutreten. Nach der Messe gab es reichlich Gelegenheit zu Gespräch und Begegnung -die Kinder, die vergessen hatten etwas für den Muttertag zu basteln, bekamen im Familienzentrum die Gelegenheit das nachzuholen. Für die Frauen selbst ist die Wallfahrt ein wichtiger Termin im Jahr. "Hier bringen wir das ein, was uns besonders bewegt, was uns freut und was uns sorgt", sagt Elisabeth Schuchart. Die Wallfahrt werde von den Frauen selbst gestaltet. "Frauen haben eine emotionalere Sprache als Männer". Probleme des menschlichen Miteinanders würden von ihnen mutiger angesprochen.
Das bestätigt auch die Referentin für die Frauenseelsorge im Bistums Erfurt, Sabine Stephan. Frauen seien näher am praktischen Leben, sagt sie, da zeigte sich schon an der Formulierung der Texte bei der Vorbereitung. Die Wallfahrtsstunde nahm mit einem Kabarettstück "das Leben der Zukunft" aufs Korn. Ein Versicherungsbüro zum Beispiel versprach mit seiner Police "ewiges Leben" -man müsse sich aber vorher klonen lassen. Aber, so fragt der Clown, was wäre das für ein Leben?
Dass es vor allem wichtig sei, in der Gegenwart zu leben, betonte Andrea Wilke aus Erfurt bei ihrer Ansprache während der Wallfahrtsstunde. Das Leben beginne nicht erst in der Zukunft, sondern will jetzt gelebt werden.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.05.2002