Nachdenkliches und Ermutigendes

Die Neugetauften aus dem Bistum Magdeburg waren am 27. April ins Kloster Helfta eingeladen. Pfarrer Christian Vornewald (Magdeburg) hat dazu folgenden Beitrag geschrieben:

Was wird eigentlich aus Christen, die als Erwachsenen getauft wurden? Wenn der Alltag kommt, die erste Euphorie verflogen ist? Wird es gelingen, dass sie in ihre Gemeinde hineinwachsen, werden sie Verständnis finden für ihren anderen Weg zum Glauben? Immerhin sagt ja das Sprichwort, dass Hans nimmermehr lernt, was Hänschen nicht gelernt hat. Bleibt der Glaube ein Flämmchen, das bald wieder erlischt, ist er für sie so tragfähig, dass er sich im weiteren Leben durchträgt? Gewiss haben sie doch mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Oder muss man es vielleicht auch andersherum sehen? Dass es eine echte Chance ist, wenn man den christlichen Glauben als Erwachsener annimmt, das man nicht so irgendwie halbbewusst und selbstverständnlich als Katholike aufwächst, ohne jemals wirklich dazu Stellung bezogen zu haben. Der Unterschied ist ja tatsächlich groß: Nicht mit der Familie und durch sie getragen von Kind auf dabei zu sein, sondern oft ohne und manchmal sogar gegen die eigene Familie zum christlichen Glauben zu finden. Aber dann ist ja weiter zu fragen: Finden diejenigen, die diesen bewussten Weg gegangen sind, Gesprächspartner, Christen, die bereit und fähig sind, sie auf ihrem Glaubensweg zu begleiten? Vielleicht muss man sogar noch hinzufügen: Können die "alteingesessenen" Katholiken nicht sogar lernen von denen, die einen solchen Schritt getan haben? Wenn sie sich zum Beispiel die Frage stellen, ob sie diesen Schritt tun würden, wenn sie nicht als Kind hineingewachsen wären?

Um den erwachsenen Neugetauften der vergangenen Jahre Hilfe und Begleitung zu geben, findet im Bistum Magdeburg einmal im Jahr ein Neugetauftentag statt. So auch in diesem Jahr am letzten April-Samstag im Kloster Helfta. Rund 30 Leute, Neugetaufte, einige hatten ihre Paten oder auch Ehepartner mitgebracht, trafen sich zu einem intensiven Austausch. Auch Bischof Leo Nowak war gekommen.

Mit ihm wurde zunächst in der Klosterkirche Eucharistie gefeiert. Anschließend gab es eine Runde mit ihm. Es wurde dabei von den Erfahrungen mit der eignenen Gemeinde erzählt, sehr viele hatten positive Erfahrungen gemacht. Aber bei einigen Beiträgen war auch herauszuhören, dass der Weg in die Gemeinde hinein nicht immer leicht war und ist, dass man sich nicht immer wirklich verstanden und akzeptiert fühlte. Bischof Nowak appellierte, Geduld mit den Gemeinden zu haben, die sich nicht immer leicht täten damit, wo ja vielleicht manche sich auch angefragt fühlten durch Leute, die neu hinzukämen, die Ansprüche hätten, die den gewohnten Trott durcheinanderbringen.

Nach dem Mittagessen bestand die Möglichkeit, das Kloster Helfta ein wenig kennen zu lernen, den Worten von Äbtissin Assumpta zu lauschen, die über den Bau der Kirche und das Wachsen des Klosters auf beeindruckende Weise erzählte.

Dann war noch einmal Zeit zum Austausch. War es morgens in großer Runde im Gespräch mehr um die Gemeinde gegangen, so wurde es nun in kleinen Gruppen noch persönlicher. Es wurde sehr offen über den eigenen Glauben miteinander gesprochen.Dabei wurden manche Fragen gestellt. Aber es war auch ein Wachstum und eine große Freude im Glauben zu spüren.

Der Tag endete mit der Vesper mit den Schwestern von Helfta. Dabei war jeder eingeladen, sich mit Taufwasser zu segnen und so die eigenen Taufe zu erneuern. Am Ende waren die meisten traurig, dass dieser wertvolle Tag schon zu Ende war. Das Zusammensein hatte sicherlich gut getan, auch denen, die schon als Kleinkind getauft worden waren und als Paten und Partner dabei waren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.05.2002