"Wir feiern heut ein Fest ..."
Katholische Kindertagesstätte Döbern besteht 75 Jahre - Große Feier am 26. Mai

Döbern -"Wir feiern heut ein Fest und freu'n uns alle sehr, ein Jubiläum wie noch nie, mit Spaß und Spiel und vielem mehr." Um die 40 Kinder werden am 27. Mai in Döbern Luftballons mit dieser Nachricht in den Himmel steigen lassen. Der Anlass zu dieser Feier, die eigentlich schon am Tag vorher stattfindet, ist ebenfalls auf den Zetteln für die Finder vermerkt: "75 Jahre Katholische Kindertagesstätte" (Kita) steht über einem Sommerbild im Schneekugelformat, gezeichnet von einem früheren Kita-Kind.
Dieses Logo mit Sonne, Wolken, Blumen, Fischen, Marienkäfer und einem lachenden Mädchen findet sich noch öfter in der Kindertagesstätte, zum Beispiel als Plakat an der Bürotür von Hiltrud Kirchner, die den Kindergarten seit 1983 leitet. Kirchner ging selbst schon als Kind dorthin. Sie erinnert sich, dass früher im ersten Stock nicht Gruppenräume, sondern Mietwohnungen waren und dass im Hof nur ein verfallener Schuppen stand, wo jetzt ein neu angelegter Spielplatz zum Herumtollen einlädt.
Vieles, was Kirchner an Schönem aus ihrer Kindergartenzeit im Gedächtnis geblieben ist, gibt es aber heute noch genau so: das gemeinsame Singen, das Erleben der Natur -beispielsweise bei Spaziergängen hinauf zum Caritasberg, wie eine kleine Anhöhe auf der anderen Straßenseite genannt wird.
Ebenfalls geblieben ist der hohe Stellenwert der christlichen Erziehung, auch wenn die Leitung des Kindergartens seit 1977 keine Ordensfrau mehr innehat und nur etwa eines von acht Kindern getauft ist. Kirchner erwartet aber von den nichtchristlichen Eltern genauso, dass sie die religiösen Inhalte, die den Kindern vermittelt werden, akzeptieren und nicht einfach als "Quatsch" abtun. Darüber hinaus sollen die Eltern selbst etwas über den Glauben erfahren, zum Beispiel beim gemeinsamen Feiern kirchlicher Feste.
Bei den Jubiläumsvorbereitungen haben die Eltern natürlich auch fleißig mitgeholfen. Einige Frauen nähten Kostüme für das Spiel der Kinder, eine Mutter gestaltete die Festschrift, ein Vater kümmert sich um das Feuerwerk am Sonntagabend.
Nicht nur zu den Müttern und Vätern -voriges Jahr im Mai gab es sogar einen eigenen "Vatitag" mit Waldspaziergang und Schatzsuche -, auch zur Döberner Pfarrgemeinde hält die Kita regelmäßig Kontakt. Am Sonntag Laetare etwa gestalten die Kinder einen Gottesdienst zum Frühlingsanfang. Im nahe gelegenen Alten- und Pflegeheim St. Hedwig sind die Ein- bis Sechsjährigen mit ihren Betreuerinnen ebenfalls gern gesehene Gäste. Einmal im Monat singen sie dort den Bewohnern, die in diesem Zeitraum Geburtstag hatten, am Bett ein Ständchen.
Die Verbundenheit mit dieser Einrichtung kommt nicht von ungefähr. Immerhin hat die katholische Kindertagesstätte -ebenso wie das Heim -viel mit dem Wirken der Hedwigsschwestern in Döbern zu tun. Die Gründung des Kindergartens im Januar 1927 erwähnt die Chronik der Schwester nur beiläufig. Die anfangs rund 30 Kinder wurden in einem Raum des Behelfskrankenhauses der Schwestern untergebracht. Wenig später zogen sie für kurze Zeit ins Pfarrhaus um. 1930 schließlich kaufte der Caritasausschuss der Pfarrgemeinde Döbern die "Padsche Villa" an der Spremberger Straße, in der die Jungen und Mädchen bis heute betreut werden. Dabei schien Anfang der 40er Jahre schon das Ende des Kindergartens gekommen zu sein: Auf Anweisung des Regierungspräsidenten sollten 1941 alle konfessionellen Kindergärten in Deutschland geschlossen werden, so auch der in Döbern. Doch der Bischof von Berlin und das Erzbischöfliche Generalvikariat Breslau protestierten. Ende September bestätigte schließlich ein amtliches Schreiben, dass der katholische Kindergarten in Döbern "bis auf auf Weiteres weiter bestehen darf".
Auch zu DDR-Zeiten wurde es der katholischen Einrichtung nicht immer leicht gemacht. So sollte sie einmal die Namen aller Kinder, darunter übrigens auch Söhne und Töchter von Armeeangehörigen, herausgeben. Doch die Mitarbeiter widersetzten sich mit Unterstützung des damaligen Trägers, Pfarrer Friedrich Quack, und des Caritasverbandes erfolgreich.
Vor dem Hintergrund solcher Erfahrungen wünscht sich Hiltrud Kirchner für die nächsten 75 Jahre, "dass die Kinder wirklich in Frieden glücklich sein können und diesen Frieden erhalten lernen". Neben diesem allgemeinen hat die Leiterin auch noch einen konkreten Wunsch: mehr Platz für die Kinder. "Wir träumen immer von einem wunderschönen großen Kindergarten. Aber das ist wirklich bloß ein Traum."
Ein solcher wird es wahrscheinlich auch bleiben -nicht nur weil das Geld fehlt. Eigentlich wollen Kirchner und ihre Kolleginnen die "Padsche Villa" nämlich gar nicht verlassen. Schließlich haben sie beim Umbau Ende der 80er Jahren selbst mit Hand angelegt und Fensterbänke und Linoleum herausgerissen, bevor nachmittags die Feierabendbrigade kam.
Platzmangel hin oder her: Am 25. und 26. Mai jedenfalls wird die Tür zur Kita weit aufgemacht -selbst wenn es für die 300 Gäste, die Kirchner erwartet, zeitweise ein bisschen eng werden sollte.
Karin Hammermaier
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 23.05.2002