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Spezial

Gemalte Heimat von hohem Wert

Zur Ausstellung "Die schönsten Ansichten aus Sachsen - Johann Alexander Thiele" in Dresden

Blick von den Lößnitzhöhen auf Dresden: 'Ein extra schöner Prospect, aufgenommen von der Höhe eines Weinbergs, ohnweit Wackerbarths Ruhe, das Gesicht gegen Dresden und Königstein, gemalt von Alex Thielen 1751' - so die Bezeichnung des Malers.

Für Harald Marx, Direktor der Sammlung Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ist die Ausstellung "Die schönsten Ansichten aus Sachsen -Johann Alexander Thiele" eine der seltenen Gelegenheiten, den Menschen ein Gefühl der Begeisterung für das Erleben der Heimat zu geben. Dabei betonte er, dass es sich bei Thiele um "gemalte Heimat von hohem künstlerischen Wert" handle. Harald Marx sprach im Zuge einer Pressekonferenz weiter von einer Entdeckungsreise, auf die sich der Besucher einlässt, wenn er der Ausstellung folgt. Zudem soll deutlich werden, was für ein bedeutsamer Maler Johann Alexander Thiele war. Für den Direktor der Alten Meister nahm er bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vieles voraus, was später die Landschaftsmalerei prägen sollte. Selbst romantische Stimmungen nahm Thiele voraus. Weiter betont Marx, dass nicht erst Adrian Zingg und Anton Graff die Sächsische Schweiz künstlerisch entdeckt hätten, vielmehr wartete Thiele bereits 1726 mit Ansichten des Königsteins sowie des Liliensteins auf.

Bis zum 27. Oktober sind 38 Bilder Thieles und 19 Bilder von Zeitgenossen im Dresdner Schloss zu sehen. Die gezeigten Bilder Thieles stammen fast ausschließlich aus dem Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen, nur ein Frühwerk wurde als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Der äußere Anlass der Ausstellung ist der 250. Todestag von Johann Alexander Thiele. Er bietet für Harald Marx eine gute Gelegenheit, an den heute leider in Vergessenheit geratenen Künstler zu erinnern. Eine Gesamtausstellung seiner Werke war zudem geboten, da es im Jahr 2000 gelang, sieben weitere Bilder Thieles aus dem Besitz des Hauses Wettin Albertinischer Linie zu erwerben. Möglich wurde der Ankauf des Freistaates Sachsen durch die Kulturstiftung der Länder und der Bundesrepublik Deutschland.

Geboren wurde Johann Alexander Thiele am 26. März 1685 in Erfurt, wo er eine Lehre als Buchdrucker absolvierte. Im Jahr 1710 heiratet er in Arnstadt Clara Benigna Dönicke. Fünf Jahre später lässt sich Thiele in Dresden nieder, wo er sich das Malen zumeist autodidaktisch beibringt. 1722 findet im Dresdner Zwinger ein Carnival Comique statt, den Thiele später in zwei Bildern darstellt. Viele seiner Bilder finden sich im Besitz des sächsischen Ministers Jacob Heinrich Graf von Flemming, der diese zu Repräsentationszwecken nutzt: Man will zeigen, was man in Sachsen hat. Mit dem Tode Flemmings verliert Thiele seinen wichtigsten Gönner und kehrt erst wieder nach Dresden zurück, als ihm dort ein neuer Förderer erwachsen ist: Heinrich Graf von Brühl. Doch zuvor folgen Jahre in Arnstadt und 1729 wird Johann Alexander Thiele Hofmaler des Fürsten Günther zu Schwarzburg- Sondershausen. Zurück in Dresden wird er am 3. November 1738 ebenfalls zum Hofmaler ernannt, Thiele muss jetzt vier Bilder (Landschafts- Prospekte) pro Jahr liefern und erhält dafür 1000 Thaler in je vier Raten. 1739 und 1740 entstehen die böhmischen Landschaften, 1744 die des Osterzgebirges, 1745 folgen Prospekte vom Berg Oybin und Zittau, 1746 die Ansicht von Dresden mit der Augustusbrücke ...Mit diesem Jahr ist auch der Ankauf von 100 Gemälden aus dem Besitz des Herzogs Francesco d' Este von Modena verbunden -die Gemäldegalerie wird zur bedeutendsten Sammlung ihrer Art in Deutschland.

Bereits sechs Jahre später -am 22. Mai 1752 -stirbt Johann Alexander Thiele im Alter von 67 Jahren, begraben wird er auf dem Neustädter Friedhof, sein Nachlass wird versteigert. Direktor Harald Marx gab zu bedenken, dass dieser Tod eigentlich zu früh kam. Hätte Thiele nur zehn Jahre länger gelebt, dann wäre die heute vorzeigbare Sammlung vielleicht doppelt so reichhaltig. Bereits drei Jahre nach Thieles Tod erscheint die erste würdigende Biografie des Malers von Christian Ludwig Hagedorn. Dieser Ruhm brachte seiner zweiten Frau, der Witwe Dorothea Sophia Axt, die er nach dem Tod von Clara Benigna 1743 heiratete, allerdings wenig. Sie starb im Jahr 1777 in völliger Armut. Zu dieser Zeit war das Augusteische Zeitalter, welches Thiele mitprägte, schon seit 14 Jahren Vergangenheit.

Holger Jakobi

Öffnungszeiten:
Bis 27. Oktober
immer Dienstag bis Sonntag
von 10 bis 18 Uhr im Georgentor des
Dresdner Schlosses, neben der Kathedrale

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 19 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 07.05.2002

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