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Auf zwei Minuten

"Erneuert euren Geist und Sinn"

Die Grundeinstellung zu uns selbst ist der Notenschlüssel unseres Lebens

Pater Damian

William James (1842 bis 1910), manchmal Vater der amerikanischen Psychologie genannt, hat einmal gesagt: "Die größte Entdeckung meiner Generation ist, dass Menschen ihr Leben verändern können, indem sie ihre Geisteshaltungen ändern." Diese Wahrheit finden wir immer wieder bestätigt im eigenen Leben. Die Grundeinstellung zu uns selbst, den Mitmenschen und der Welt ist sozusagen der Notenschlüssel zur Melodie des Lebens. Er ist auch entscheidend für unsere Grundstimmung und unsere Einstellung zu den Ereignisse um uns. Es ist sicherlich zum Teil Veranlagung und auch situationsbedingt, ob jemand mehr die Sonnen- als die Schattenseiten des Lebens in unserer Gesellschaft wahrnimmt. Die tägliche Nachrichtenflut, die uns in den Medien überschwemmt, bringt die Optimisten in Bedrängnis. Da ist es nahe liegend, in den allgemeinen Chor des Klagens über den miserablen Zustand der Gesellschaft und der Welt einzustimmen. Man wird ja schließlich täglich darin bestärkt und bestätigt.

In vielen Büchern, unter denen manche Bestseller sind, versuchen besonders amerikanische Autoren wie Norman V../../incent Peale, Dale Carnegie, Joseph Murphy die Kraft des positiven Denkens herauszustellen und für das tägliche Leben fruchtbar zu machen. Manches mag naiv und krampfhaft erscheinen, was sie als "Rezepte" für eine positive Einstellung empfehlen. Ihr Anliegen scheint mir jedoch berechtigt zu sein: Weg von Hoffnungslosigkeit und Pessimismus zu einer positiven und kreativen Haltung. Der enorme Absatz ihrer Bücher zeigt, dass sie hier ein Anliegen vieler Zeitgenossen ansprechen, die nach Lebenshilfe suchen.

Dass die Veränderung unseres Lebens in der Änderung unserer Geisteshaltung gründet, hat lange vor William James schon die Bibel gewusst. Aus den vielen Stellen hier zwei Beispiele: "Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken" (Röm 12,2). Und legt: "Legt den alten Menschen ab ... und erneuert euren Geist und Sinn" (Eph 4,22). Nun könnte es scheinen, dass es sich hier um einen rein moralischen Appell handelt. Wir wären aber hoffnungslos überfordert, wären wir allein auf unsere eigenen schwachen Kräfte angewiesen. Die moralischen Ermahnungen der Paulusbriefe sind aber aus diesem Hintergrund gesprochen: Werdet, was ihr schon seid! Lasst den Heiligen Geist, den ihr in Taufe und Firmung erhalten habt, in euch wirken! Gebt ihm Raum! An anderer Stelle sagt Paulus: " Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes" (Röm 8,14). Nur im Heiligen Geist und aus seiner Kraft heraus können wir dann dieses Gebet der "Hoffnung wider aller Hoffnung" sprechen: "Ich glaube an den Geist, der mit Jesus in die Welt gekommen ist, an die Gemeinschaft aller Völker und unsere Verantwortung für das, was aus unserer Erde wird: ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt oder die Stadt Gottes. Ich glaube an den gerechten Frieden, der herstellbar ist, an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens für alle Menschen, an die Zukunft dieser Welt Gottes" (Dorothee Sölle).

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 19.05.2002

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