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"Wetten, dass ... ?!"

Jugendliche und Politiker im Gespräch / Eine Aktion zur Bundestagswahl

Dresden (mh) -Wer im Internet nach den Begriffen "Bundestag / Jugend / Politik" sucht, erhält die Antwort: "Kein Dokument gefunden". Mit diesem Hinweis begrüßt Matthias Hoffmann von der Dresdner Dekanatsjugendseelsorge fünf Politiker, die für den nächsten Bundestag kandidieren, und junge Leute, die ins Dresdner Haus der Kathedrale gekommen waren, um mit ihnen zu diskutieren. Die Veranstaltung, zu der neben der Dekanatsjugend der Kinder- und Jugendring Sachsen und der Stadtjugendring Dresden eingeladen hat, ist Teil der Einlösung einer Wette, die der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) mit Bundespräsident Wolfgang Thierse eingegangen ist: Die katholischen Jugendverbände wollen in jedem Wahlkreis fünf Bundestagskandidaten befragen. Zumindest die Dresdner haben das erfüllt. Das war dem Moderator Pfarrer Frank Richter, Vorsitzender des Kinder- und Jugendringes Sachsen, schon mal einen Glückwunsch wert.

Drei konkrete Fragen hat der BDKJ zum Gespräch vorgeschlagen: politische Visionen, Fortentwicklung der Demokratie und konkrete Gesetzesvorhaben. Christa Reichard (CDU), Christine Ostrowski (PDS), Marlies Volkmer (SPD), Antje Hermenau (Grüne) und Ingo Liermann (FDP) nutzten die Gelegenheit ihre Visionen und Vorhaben den jungen Leuten zu erklären und so auch sich, ihre Partei und deren Anliegen vorzustellen. Sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze, Bürgerentscheide, Renten- und Steuerpolitik, Wahlrecht ab 16, Biotechnologie, Schutz der Umwelt -viele Themen kamen in der zweistündigen Veranstaltung zur Sprache. Bei den Antworten nach den Visionen waren mitunter kaum Unterschiede zwischen den Parteien zu erkennen. Deutlicher wurden diese eher bei der Frage nach konkreten Gesetzesvorhaben oder bei Schwerpunkten, die die einzelnen Politiker für ihr persönliches Engagement hervorhoben.

Für die FDP betonte Ingo Liermann besonders die Bildungspolitik: Qualitätssicherung an den Schulen, mehr Ganztagsschulen, stufenweise Abschlüsse nannte er als Vorhaben seiner Partei. Marlies Volkmer (SPD) wies vor allem darauf hin, dass heutige Politik weder in ökologischer noch in finanzieller Hinsicht auf Kosten der kommenden Generation betrieben werden dürfe. Christa Reichard (CDU) forderte von Politikern besonders eine verständliche Sprache. Dennoch war auch an diesem Abend immer mal wieder die Rede von Staatsquote oder nachhaltiger Politik, vom Umbau der Sozialsysteme und der Wirkung von Inflation und Deflation. Die Hauptsorge von Christine Ostrowski (PDS) galt der Überalterung besonders der ostdeutschen Gesellschaft: Wenn Politik hier so weiter mache, werde es bald keine Jugend mehr geben. Nötig sei ein radikales Umdenken in der Familienpolitik, besonders die Anerkennung von Kindererziehung als wertvolle Arbeit. Und die jüngste der fünf Politiker, Antje Hermenau (Grüne), richtete eine konkrete Erwartung an die Jugendlichen: dass mehr von ihnen sich in der Politik engagieren.

Besonders intensiv wurden natürlich die Themen diskutiert, die die jungen Leute betreffen: Wie beurteilen Sie Ganztagsschulen? Wird es künftig noch eine Wehrpflicht geben? Und wie geht es dann mit dem Zivildienst weiter? Was kann oder muss Politik angesichts negativer Auswüchse des Wirtschaftswachtums tun? Und selbstverständlich waren auch die Diäten der Angeordneten ein Thema.

Was die Politiker gesagt haben, wurde gesammelt und soll nach der Wahl in einem alternativen Bundestagshandbuch veröffentlicht werden. So gibt es die Möglichkeit zu überprüfen, was aus den konkreten Vorhaben geworden ist und welche Visionen ihrer Verwirklichung ein Stück näher gekommen sind. Als Dankeschön an die Politiker gab es eine Blume verziert mit Wünschen der Jugendlichen für die Jugendpolitik 2003: die Jugend in der Politik ernst nehmen und Ausbildungs- und Arbeitsmarktperspektiven standen ganz oben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 06.06.2002

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