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Aus der Region

Den Elan des Anfangs fortsetzen

Vor 50 Jahren, am 5. Juni 1952, wurde das Priesterseminar Erfurt gegründet / Feier im kleinen Kreis

Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten: Die ehemaligen Regenten Ducke, Hömer, Ulrich und Dittrich sowie der heutige Regens Werbs im Gespräch (von links).

Erfurt (ep) -Die Eichsfelder spendeten Fleisch- und Wurstwaren, die Katholiken der Röhn um die Osterzeit Eier. Die Theologiestudenten selbst sammelten im Herbst Kartoffeln. Auf diese Weise wurde zu DDR-Zeiten wesentlich die Verpflegung der Erfurter Theologiestudenten abgesichert. Daran erinnerte jetzt der Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek im Rahmen einer eher familiären Feier im Erfurter Priesterseminar anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Ausbildungsstätte.

Am 5. Juni 1952, dem Tag des heiligen Bonifatius, war mit einem Gottesdienst im Dom und einem Festakt das Priesterseminar Erfurt gegründet worden. Genau 50 Jahre später versammelten sich die heutigen Seminaristen, die Mitglieder der Hausleitung und ihre Mitarbeiter, aber auch Vertreter der Trägerdiözesen, vier ehemalige Regenten sowie Professoren der Theologischen Fakultät zu einer Erinnerungsfeier im "familiären Rahmen", nachdem der offizielle Akt bereits 14 Tage zuvor an der Theologischen Fakultät stattfand (TAG DES HERRN berichtete).

Gemeinsam mit dem Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinky, dem Erfurter Bischof Joachim Wanke, dem Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige, dem Regens des Seminars, Ulrich Werbs, Fakultätsrektor Eberhard Tiefensee und weiteren Priestern feierte die Festgemeinde einen Dankgottesdienst in der Brunnenkirche, der ersten Kirche des Seminars. Wanke, der in besonderer Weise für die in Erfurt ansässige Priesterausbildung verantwortlich ist, "erinnerte an den Elan, mit dem 1952 begonnen wurde. "Was sie mit innerem Feuer bewegt hat, sollte uns heute heilige Verpflichtung sein: dass Menschen durch uns Gott begegnen und durch das Evangelium das Ziel ihres Lebens finden", so der Bischof.

Nach der Eucharistie waren die Teilnehmer eingeladen, neben der Brunnenkirche weitere Orte zu besuchen, die einmal dem Priesterseminar Räume geboten hatten: das Konradhaus mit seiner einstigen "Hafengasse", wo heute das Bildungshaus St. Martin steht, das Waisenhaus, das St. Michaelshaus und das 1954 bis 56 gebaute Piushaus.

Kirchenhistoriker Pilvousek, der sich anlässlich des Jubiläums ausführlich mit der Priesterausbildung beschäftigt hatte (Theologischen Aufbrüche und gesellschaftliche Umbrüche, Benno- Verlag Leipzig 2002), erinnerte an "Amüsantes und Nachdenkliches" aus den zurückliegenden 50 Jahren. Am Ende seiner Ausführungen warnte Pilvousek angesichts der Orientierung der Theologischen Fakultät auf die Eingliederung in die Universität Erfurt davor, einen Graben zwischen Seminar- und Hochschulausbildung entstehen zu lassen, da dies dem Auftrag der Priesterausbildung "nicht mehr gerecht" würde. Auch Regens Werbs betonte, wie wichtig es sei, "beisammen zu bleiben", weil wissenschaftliche und geistliche Prägung sowie das Gebet in der Priesterausbildung zusammen gehörten.

Die früheren Regenten des Seminars, Dieter Hömer, Lothar Ullrich, Karl-Heinz Ducke, Bernhard Dittrich und der jetzige Regens Ulrich Werbs erinnerten in einem lockeren Podiumsgespräch miteinander an den wichtigen Dienst der Vinzentinerinnen im Seminar, an die Treffen der Seminaristen mit Kontakttheologen aus westlichen Diözesen zu DDR-Zeiten, an die komplizierten Wege, westliche theologische Bücher in die DDR zu bringen, an die Beziehungen zu theologischen evangelischen Einrichtungen. Ein Gruß ging von dieser Stelle auch an den Gründungsregens und -rektor der Priesterausbildung, Erich Kleineidam, der aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Feier dabei sein konnte.

Wie es in Zukunft mit der Priesterausbildung weitergehen soll, dieser Frage nahmen sich die derzeit sechs Seminaristen des Bistums Erfurt mit ihrem "Projekt 20" an: Mit einer gelbweißen Plakette und zwinkerndem Auge warben sie für das durchaus ernste Anliegen, dass sich mindestens 20 junge Männer als Priester für das Bistum Erfurt ausbilden lassen sollten. Derzeit leben einschließlich von sechs litauischen und einem rumänischen Theologen insgesamt 35 Alumnen im Seminar. Zudem befinden sich nach der Weihe von sechs Neupriestern derzeit noch fünf Priesteramtskandidaten im Pastoralseminar, also auf der letzten Etappe vor der Priesterweihe. Seit 1993 ist das Pastoralseminar, das sich vorher auf der Huysburg beziehungsweise in Neuzelle befand, ebenfalls im Piushaus Erfurt untergebracht.

Internet: www.priesterseminar-erfurt.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 24 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 12.06.2002

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