Den Himmel offen halten
Religiöse Kinderwochen 2002

In vielen Gemeinden gehören die Religiösen Kinderwochen (RKW) zum Programm der Sommerferien. Worum es dabei in diesem Jahr geht, schildert der Gastbeitrag:
"Was den Himmel offen hält -Schau nach in Jeshuas Hütte" das ist unser Thema in der diesjährigen RKW. Wer von uns kennt nicht die Sehnsucht nach einem offenen Himmel? Aber wer sagt uns, was der Himmel ist und verspricht uns nicht nur das Blaue vom Himmel? Und noch wichtiger: Wer zeigt uns, welche Dinge es sind, die uns den Himmel offen halten? Auf diese Fragen suchen wir Antworten und folgen der Einladung: Schau nach in Jeshuas Hütte.
Dass sich hinter Jeshua Jesus von Nazaret verbirgt, ist sicher ein offenes Geheimnis. Von ihm wollen wir uns zurückführen lassen an unsere Wurzeln, wertvolle Glaubensstützen neu in den Blick bekommen. Denn hinter dem Thema stehen Fragen und Überlegungen: Wie ist ein Leben in der Gewissheit von Gottes Nähe und Begleitung möglich in einer Zeit, in der das Leben mit Gott und das Wissen um Gott immer mehr verdunstet. Wir haben darum auf die Quelle unserer Gottesbeziehung geschaut, auf Jeshua, Jesus von Nazaret. In der überlieferten Praxis Jesu sind Vollzüge zu entdecken, die seine Gottesbeziehung genährt und gestützt haben. Die Evangelien erzählen vom Segnen, vom Beten, vom Lesen in der Tora und der Auseinandersetzung mit ihr, der Teilnahme Jesu an den Wallfahrten und der Sabbatheiligung.
Angesprochen sind wichtige Grundvollzüge religiösen Lebens. Um diese Grundvollzüge ging es Jesus und um diese soll es in dieser RKW gehen. Denn sie halten den Himmel offen, damals und heute. Altbekanntes gilt es neu zu entdecken, denn viele christliche Glaubenspraktiken, die aus der jüdisch / jesuanischen Tradition erwachsen, sind in ihrem Ursprung und Wert kaum noch im Blick. Wir haben nach einem Rahmen, einem jüdischen Fest gesucht, wo diese Glaubensvollzüge bedacht und gefeiert werden. Nach Beratung mit jüdischen Glaubensschwestern und -brüdern meinen wir, dass das Laubhüttenfest unserem Anliegen gerecht wird.
Was aber ist das Laubhüttenfest (Sukkot)? Das Laubhüttenfest lädt ein zur Freude am Herrn. Indem die jüdische Familie ihr festes Haus verlässt und in die Sukka zieht, erlebt sie aufs Neue die Abhängigkeit von Gott und weiß sich geborgen in seiner unwandelbaren Treue. Mit dem siebentägigen Fest wird an die Zeit der Wüstenwanderung erinnert. Bis heute ist die Laubhütte das Symbol des göttlichen Schutzes. Auch ohne feste Wohnung und ohne solide gebautes Haus kann man unter Gottes Schutz die Pilgerfahrt durch das Leben unternehmen. Und ohne Gottes Schutz nützt selbst die festgebaute Wohnung nichts, sagt der jüdische Gelehrte Jakob J. Petuchowski. In dieser Hütte tun die Menschen das, was ihnen den Himmel offen hält.
Während der RKW wollen wir eine Laubhütte bauen und uns diese Glaubensstützen erobern: "Segen: Warum das Dach nicht dicht ist?" (erster Tag), "Tora: Weise Worte aufgerollt" (zweiter Tag), "Gebet: Ein heißer Draht zu Gott" (dritter Tag), "Wallfahrt: Ein Anliegen im Rucksack" (vierter Tag), "Anhalten: Mach fest, was dir den Himmel offen hält" (fünfter Tag) und "Sabbat: Zwei Kerzen -reserviert für einen Tag" (sechster Tag).
Amalia Christl / Matthias Slowik
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.06.2002