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Bistum Erfurt

Kinder sind weiterhin Armutsrisiko

Die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Thüringen steigt - Es trifft besonders Frauen und Kinder

Erfurt (as) -Die Entwicklung gibt Anlass zur Sorge. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes hat die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Thüringen im vergangenen Jahr erstmals die Grenze von 50 000 überschritten. Das bedeutet eine Steigerung von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Erschreckende: Mit 23 Prozent war laut der Behörde fast ein Viertel der Leistungsempfänger jünger als sieben Jahre. Der Anteil von Frauen mit 55,7 Prozent sei unverändert hoch.

"Das ist eine Entwicklung, auf die wir schon seit Jahren hinweisen", betonte der Vorsitzende des Katholischen Familienbundes in Thüringen, Andreas Malur, in einer ersten Stellungnahme. Der Trend nach unten lasse sich auch an anderen Zahlen belegen. Malur: "Wenn in Thüringen jede dritte Frau bei der Stiftung Familie in Not einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellt, zeigt dies recht deutlich, dass Kinder in unserer Gesellschaft immer noch ein Armutsrisiko darstellen." Der Familienbund fordere "endlich" konsequent spürbare Schritte hin zu einer "echten Familienförderung". Vor allem eine Trendwende in der Arbeitsmarktpolitik mahnte Diözesan- Caritasdirektor Bruno Heller an. Jeder Anstieg von Sozialhilfeempfängern sei "alarmierend", weil vor allem Kinder und Alleinerziehende betroffen sind.

Auch die Zahl der Rat Suchenden wächst

Messbares Indiz für die wachsende Armut im Freistaat sei, dass die Zahl der Ratsuchenden im Bereich der Caritas-Schuldnerberatungsstellen "ständig ansteigt". Heller weist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeiten der Allgemeinen Sozialberatung hin und kritisiert, dass zum Beispiel Mutter-Kind- Kuren von den Krankenkassen kaum noch finanziert werden.

Eine "politische Korrektur" fordert auch der Sozialreferent der Diakonie in Eisenach, Jürgen Hoffmann. Aufgrund der rückläufigen Zahlen von Sozialhilfeempfängern in Thüringen Mitte bis Ende der neunziger Jahre, habe man den allgemeinen negativen Trend vor allem in den neuen Bundesländern unterschätzt und sich "besser dargestellt". Auch die Diakonie habe auf die Entwicklung immer wieder hingewiesen. Die Ursachen für die Situation sieht Hoffmann vor allem in der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. "Was aber kaum in der Öffentlichkeit diskutiert wird, ist, dass auch Leute, die Arbeit haben, aufgrund ihres geringen Verdienstes auf Sozialhilfe angewiesen sind", so Hoffmann. Er kritisierte weiterhin, dass der Armutsbericht der Bundesregierung in Thüringen nicht ernst genommen wurde. "Die Tatsachen sind nicht positiv", meinte Hoffmann. Er hoffe, dass in Zukunft die warnenden Stimmen der Wohlfahrtverbände auch von der Politik gehört werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 25 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.06.2002

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