"In deiner Liebe erschaffe mich neu"
Helfta: Frauenwallfahrt im Zeichen des 700. Todestages der heiligen Gertrud

Helfta (ep) -Ich fühle mich von den vielen Aufgaben als Ehefrau und Mutter, in Haus und Garten oft erschlagen und wie ausgedorrt. -Ich stehe mit beiden Kindern völlig allein. Meine Ehe ist gescheitert. Ich fühle mich von vielem ausgeschlossen, auch von der Kirche. -Ich bin eine Frau, die keine Kinder bekommen kann. -Ich sehne mich nach Liebe. Den richtigen Partner finde ich nicht. Klagen, wie sie am Beginn der diesjährigen Frauenwallfahrt stellvertretend für die Sorgen, Nöte und Ängste der Teilnehmerinnen vor Gott getragen wurden und in den Kyrieruf einmündeten "In deiner Liebe erschaffe mich neu".
Unter diese Bitte, die aus dem Exerzitienbuch Gertrud von Helftas stammt, war die gesamte Frauenwallfahrt am vergangenen Samstag gestellt und stand so im Zeichen des 700. Todestages der heiligen Ordensfrau und Mystikerin (TAG DES HERRN berichtete). Während der Eucharistiefeier im Mechthildsaal trug die Helftaer Äbtissin Maria Assumpta Schenkl die Bitte "In deiner Liebe erschaffe mich neu" im Gesamtzusammenhang eines Gebetes der heiligen Gertrud vor. In seiner Predigt ermunterte Weihbischof Gerhard Feige die gut 500 Teilnehmerinnen, immer wieder im Gebet mit Gott zu sprechen und ihm zu vertrauen. Glaube sei ein wesentlicher Aspekt, die Wirklichkeit zu sehen und zu bestehen und zugleich bleibende Aufgabe. Zur Gabenbereitung sammelten die Frauen für ein Labyrinth aus lebenden Heilpflanzen, das als Ort der Sammlung und Ruhe im Klostergarten entstehen soll. Musikalisch sorgten Studierende und Lehrende des Magdeburger Seminars für Gemeindepastoral für die Gestaltung von Messe und Schlussandacht.
Nach einer Pause, die Gelegenheit für Mahlzeit und Begegnung bot, waren die Frauen zu verschiedenen Angeboten eingeladen: Texte, Szenen und Gesang zu Gertrud, die die Magdeburger Theatergruppe Serafime in der Klosterkirche präsentierte, waren von Gebeten und Gedanken der Mystikerin bestimmt. Es gab aber auch Gelegenheit, stille Einkehr zu halten, sich am meditativen Tanzen zu beteiligen oder zu töpfern. Die angebotenen Klosterführungen wurden nicht zuletzt von erst mittags Hinzugekommenen genutzt.
In der Schlussandacht segneten sich die Teilnehmerinnen gegenseitig: Mit Salböl zeichneten sie einander ein Kreuz in die Innenhand und sagten sich ein persönliches Segenswort. Zuvor hatten sie darüber nachgedacht, was ein Mensch mit seinen Händen tun kann: eine andere Hand halten, helfen, trösten, zärtlich sein, sie ausstrecken, aber auch drohen, raffen, festhalten. Ihre Segensbitten füreinander und sich selbst verbanden die Frauen mit dem Gebetsruf "In deiner Liebe erschaffe mich neu".
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.06.2002