Kirche geht auf die Straße
Merseburg: Gemeinde lud Anwohner zum Patronatsfest
Merseburg (ep) -Die quer über die Straße gebaute Bühne ist umlagert: Kinder, die auf dem Asphalt sitzen, Mütter und Väter, Omas und Opas, Anwohner, Neugierige. Manche stehen. Andere sitzen auf aufgestellten Bänken an Biertischen. Auf der Bühne wird von Mädchen und Jungen des katholischen Kindergartens Josefsheim das Theaterspiel "Die Arche Noah und der Regenbogen" aufgeführt. In farbenfrohen Kostümen, als Sonnenstrahlen und Wolken, als Elefanten, Schweine oder als Taube verkleidet, geben die Kinder ihr Bestes. Aufmerksamkeit und Applaus sind ihnen sicher, zahlreiche Eltern fotografieren und filmen. Als das Stück zu Ende ist, dankt Vikar Norbert Behrend den Kindern, Kindergartenleiterin Hildegard Pfeiffer und Frau Liebert von der Kreismusikschule für die gelungene Darbietung.
Es ist Samstagnachmittag in der Merseburger Bahnhofstraße. Seit elf Uhr findet hier auf Einladung der katholischen Pfarrei St. Norbert direkt unter dem Kirchturm ein Straßenfest statt. Pfarrer Reinhold Pfafferodt hat die Besucher am Morgen im Namen des Pfarrgemeinderates be- grüßt. Kirche müsse ein Ort der Begegnung sein, hat er gesagt, etwas über die Geschichte der Pfarrei, ihren Patron, den heiligen Norbert (Patronatsfest am 6. Juni!) und die Pfarrkirche erzählt und zu Gespräch zwischen Gemeindemitgliedern, den anderen Anrainern der Bahnhofstraße und den Gästen aus der gesamten Stadt ermutigt.
Später finden sich zahlreiche Neugierige in der Pfarrkirche ein. Manchen ist anzumerken, dass sie noch nie in einer Kirche waren. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Jürgen Bartossek (Er nimmt am Ausbildungsprojekt "Kirchen aufschließen -Kirchenräume erfahrbar machen" in Magdeburg teil und hat den Tag wesentlich mitorganisiert.) steht ihnen Rede und Antwort. Die Besucher interessierten sich für die Krypta, die Norbert-Reliquie, von der Pfarrer Pfafferodt bei seiner Begrüßung gesprochen hat, für den Beichtstuhl.
Draußen auf der Bahnhofstraße haben Kinder der Pestalozzi- Sonderschule inzwischen das Theaterspiel "Hänsel und Gretel" gezeigt, Studenten der Fachhochschule Merseburg bereiten gerade ihre Darbietungen vor. Vikar Behrendt und Jugendliche der Gemeinde malen mit Kindern mitten auf der Straße mit Kreide ein großes Labyrinth.
Geschäftsleute der Bahnhofstraße haben ihre Läden geöffnet, Stände aufgestellt. Gesundheitseinrichtungen bieten Informationen, eine Fotoausstellung über die Bahnhofstraße gestern, heute, morgen ist in der Sparkasse zu sehen. Unmittelbar vor der Kirche informiert der Pfadfinderstamm St. Norbert über seine Aktivitäten. Auch die Caritas und die Gruppe der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands sind präsent. Als sich das Fest schließlich dem Ende zuneigt, heißt es in der Kirche "Kreuz und Quer -Texte und Orgelmusik zum Straßenfest".
Gemeindemitglied Roland Striegel ist froh: Es ist uns gelungen, zu unserem Patronatsfest St. Norbert die Türen weit auf zu machen, sagt er. Die Menschen der Stadt und des Landkreises hätten das Angebot angenommen. Die viele Mühe habe sich gelohnt. Dass dies geschafft wurde, so Striegel, sei nicht zuletzt Pfarrer Pfafferodt zu verdanken, der im Sommer als künftiger Generalvikar nach Magdeburg geht.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 20.06.2002