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"Heraus aus dem Schneckenhaus"

Kinderwallfahrt von Wittichenau nach Rosenthal sollte zur Gemeinschaft ermuntern

Gemeinschaft erleben bei strahlendem Sonnenschein: Das konnten die Jungen und Mädchen auf dem Weg nach Rosenthal sowie bei der Wallfahrtsstunde vor der Kirche.

Wittichenau/Rosenthal (kh) -Teresa und Claudia können es gar nicht mehr erwarten, bis der Gottesdienst anfängt. Die beiden Mädchen aus Bernsdorf schlagen deshalb schon vorher das Liederheft auf und singen leise: "Wir sind die Kleinen in den Gemeinden ..." Gegen halb zwölf ist es dann so weit: Die rund 350 Teilnehmer der diesjährigen Kinderwallfahrt des Bistums Görlitz sind alle in Rosenthal angekommen und die Messe kann beginnen.

Obwohl es eine halbe Stunde länger gedauert hat als geplant, versichert Bischof Rudolf Müller den jungen Wallfahrern, dass sie die zwölf Kilometer von Wittichenau nach Rosenthal nicht im Schneckentempo zurückgelegt haben. Müller spielt damit auf das Motto der Wallfahrt, "Heraus aus dem Schneckenhaus", an.

Unter diesem Slogen sollte die Wallfahrt zur Gemeinschaft ermutigen. Wie Miteinander entstehen kann, das veranschaulichte zum Beispiel die Bildergeschichte, die die Kinder bei der ersten Statio auf dem Weg betrachteten: Sie handelte von einem Mädchen, das sich einsam fühlte, dann aber einen Anruf von einer Freundin bekam und sich mit ihr traf. Anschließend sollten sich die Kinder überlegen, ob sie einsame Menschen kennen, denen sie eine Freude machen könnten. Außerdem wurde bei dieser Statio das Wallfahrtsopfer eingesammelt. Die knapp 900 Euro, die dabei zusammenkamen, gehen an ein Kinderprojekt in Rumänien.

Bei der zweiten Statio lauschten die jungen Wallfahrer einem Gespräch zwischen einem Regentropfen, einem Cent-Stück und einer Ameise. Alle drei kamen sich völlig unwichtig vor, weil sie so klein sind. Doch dann wurde ihnen klar, dass auch der größte Wasserfall nur aus vielen kleinen Tropfen und der größte Reichtum aus vielen kleinen Geldstücken besteht. "Dadurch haben sie gemerkt, dass sie auch wichtig sind", fasste Claudia die Quintessenz dieser Geschichte zusammen.

"Jeder von euch ist wichtig", spricht Bischof Müller später beim Gottesdienst ebenso den Jungen und Mädchen zu. Das Thema "Gemeinschaft" greift auch er in seiner Predigt auf, indem er einen "Rucksack der Gemeinschaft" packt. Als erstes kommt eine Flöte hinein -als Zeichen dafür, dass das Volk Gottes eine fröhliche Gemeinschaft sein soll. Erfrischungstuch und Heftpflaster sollen daran erinnern, auf anderen Acht zu geben und ihnen zu helfen -so wie es Veronika getan hat, als sie Jesus das Schweißtuch reichte. Und die bunten Smarties veranschaulichen, wie unterschiedlich die einzelnen Menschen sind. Vor dem Hinausgehen bekommt jede Gruppe eine Tüte mit diesen gemeinschaftsfördernden Utensilien für ihren Rucksack, außerdem eine Wallfahrtskerze -natürlich mit Schneckenmotiv.

Am Ende der Messe verabschiedet sich die Wallfahrtsgemeinde auch mit einem Schuh und einer Schnecke aus Schokolade von Diözesanjugendseelsorger Bosco Marschner und Referentin Beate Steige. Beide werden die Kinderwallfahrt künftig nicht mehr mit vorbereiten, da sie ihre Arbeitsstellen wechseln.

Marschner gibt den Kindern ebenfalls etwas mit auf den Heimweg, den sie traditionell in Pferdewagen antreten: "Erzählt elefantastisch-bombastisch, wie 's hier war", fordert er die Jungen und Mädchen mit Blick auf das Lied auf, das sie soeben gesungen haben. Teresa und Claudia wollen das auf jeden Fall tun. Und wenn sie gefragt werden, was ihnen am besten gefallen hat, sind sie um eine Antwort nicht verlegen: "Das Zusammensein auf dem Weg!"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 27.06.2002

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