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Einer, der lebte, was er sagte, und sagte, was er lebte

Professor Konrad Hartelt sprach beim Cottbuser Akademieforum über Pionteks Hirtenworte

Bekannt als 'Ferdinand der Korrekte': Der Kapitelsvikar von Breslau in Görlitz, Ferdinand Piontek.

Cottbus (ks) -"Schau dich um in deiner Wohnung, sieh nach im Schrank und in den Schubläden, ob du etwas findest, womit du deiner Mitschwester helfen kannst." Mit dieser Aufforderung wandte sich Ferdinand Piontek, Kapitelsvikar von Breslau in Görlitz, 1947 in einem Hirtenwort an die Frauen. Beim jüngsten Akademieforum zitierte der Erfurter Kirchenrechtler Konrad Hartelt aus dem Papier. Thema des Abends war die "Sorge um den Menschen" in Pionteks Hirtenworten.

Der brütenden Hitze gezollt, waren nur etwa 30 Zuhörer ins St. Johanneshaus gekommen. Aber alle hörten aus den vorgetragenen Texten die sonore, unverwechselbare Stimme ihres einstigen Oberhirten mit dem harten oberschlesischen Akzent heraus -Piontek wurde in Leobschütz in Oberschlesien geboren.

"Für alle Hirtenworte Pionteks lässt sich sagen, dass sie immer sehr konkret sind, er empfiehlt das gemeinsame Gebet, das religiöse Lied. Er spricht die Adressaten mit ,du' an, wodurch seine Worte eindringlich und zupackend werden", sagte Hartelt.

"Ist das an Aktualität noch zu übertreffen?"

"Viel beachtet" und "mehrfach nachgedruckt" worden sei das eingangs erwähnte "Hirtenwort zum Schutz der Ungeborenen" . Darin heißt es: "Darum rufe ich jede Pfarrei unserer Diözese auf, sich der Trägerinnen des neuen Lebens in ihrer Mitte zu erinnern und überall zu helfen, wo zu helfen ist. Jede werdende Mutter soll die Überzeugung haben, dass die Pfarrgemeinde, zu der sie gehört, ihrer im Gebet gedenkt und bereit ist, ihr mit Rat und Tat beizustehen." Ein paar Sätze weiter fährt Piontek fort: "Und haben wir nicht unsere Caritas? ... Sie freut sich, wenn sie sich schützend vor das junge Leben stellen und es retten darf." "Ist das an Aktualität noch zu übertreffen?", fragte Hartelt.

Seiner Zeit und damit dem Zweiten Vatikanischen Konzil voraus gewesen sei Piontek auch, als er 1955 den Beschluss fasste, in jeder Gemeinde einen "Pfarrhelferrat" zu gründen, das Vorläufergremium des heutigen Pfarrgemeinderats. Außerdem gab es auf Pionteks Initiative hin in allen Dekanaten so genannte "Laienkonferenzen". Bei diesen Versammlungen führten die Laien das Wort. Die Priester waren nur schweigende Zuhörer.

In einem Brief an seinen Bruder berichtet Piontek zwei Monate vor seinem Tod von seinen bescheidenen, selbst gewählten Lebensverhältnissen im St.- Otto-Stift in Görlitz. Das gesamte Inventar gehörte den Borromäerinnen, Piontek besaß "weder einen Empfänger noch einen Bildschirm". Nicht zuletzt aus diesem Brief zog Hartelt den Schluss: "Piontek lebte, was er sagte, und sagte, was er lebte!"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 27.06.2002

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