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Aus der Region

Zu wenig Bewerber für diese Ausbildung

Kein neuer Direktstudiengang für Gemeindereferenten im Seminar für Gemeindepastoral

Magdeburg (mh) -Das Seminar für Gemeindepastoral in Magdeburg wird künftig keine Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Direktstudiengang mehr ausbilden, aber weiterhin in der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern der Pastoral tätig bleiben. Darüber informierte der Rektor der Einrichtung, Dr. Bernhard Scholz, im Anschluss an eine Sitzung des Kuratoriums des Seminars vom 13. Juni.

Diese Entscheidung kommt nicht überraschend. In den letzten Jahren waren die Bewerberzahlen stark rückläufig. Scholz: "Die von den Bistümern Dresden -Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg 1998 getroffene Vereinbarung über die Ausbildung im Seminar sieht vor, dass, ,wenn die Anzahl der Direktstudierenden an zwei aufeinander folgenden Anfangssemestern fünf Personen unterschreitet', die Bistümer nicht mehr an die Vereinbarung gebunden sind." Dieser Fall ist nun eingetreten. Die beteiligten Bistümer erklärten gegenüber dem Träger-Bistum Magdeburg, dass sie ab Wintersemester 2002/03 keine Studenten mehr in das Seminar nach Magdeburg entsenden werden. Zuvor hatte schon das Erzbistum Hamburg -im Gaststatus am Seminar beteiligt -diesen Schritt angekündigt.

"Diese Entscheidung ist den Bistümern nicht leicht gefallen. Sie war aber im Interesse der Ausbildung nicht mehr zu umgehen", sagte Scholz. Mit den Studenten, die zurzeit im Seminar studieren, wurde inzwischen eine Regelung gefunden. "Das Seminar wird das Direktstudium noch ein Jahr fortsetzen", so Scholz. Die Studenten des jetzigen zweiten Studienjahres können so im nächsten Sommer ihren Abschluss machen. Und das jetzige erste Studienjahr wird nach diesem Jahr wahrscheinlich zunächst ins Berufspraktikum gehen und dann die Ausbildung an einer anderen Einrichtung beenden. Die Entscheidung, an welcher Einrichtung das sein wird, fällen die jeweiligen Bistümer. Einrichtungen, die dem Magdeburger Seminar vergleichbar sind, gibt es noch in Freiburg, in Hildesheim und in Neuburg an der Donau.

Aber auch für diese Ausbildungsstätten ist die Bewerbersituation nicht viel günstiger, erklärt Scholz. Die Fachakademie in Mainz schließe aus diesem Grund mit dem Sommersemester 2002 und in der Fachschule für kirchlichen Gemeindedienst in Hildesheim werde kein neuer Direktstudienkurs starten. "Das zeigt, dass die geringen Bewerberzahlen kein spezielles ostdeutsches Problem sind. Für die pastoralen Berufe gibt es in ganz Deutschland nicht genügend Interessenten." Es sei schwer, junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen. In einer Zeit sinkender Katholikenzahlen sei das ein Problem der Kirche insgesamt. Ein anderer Grund liege aber im Berufsbild, das im Wandel begriffen sei. Und schließlich handle es sich um einen "rein innerkirchlichen Beruf" ohne staatlich anerkannten Abschluss, sagt Scholz.

Außerdem gibt es andere Wege zum Berufsziel: Möglichkeiten sind ein theologisches Hochschulstudium, eine Fachhochschulausbildung oder eine praxisbegleitende Ausbildung.

Scholz: "Der Wegfall des Direktstudiums in unserem Seminar in Magdeburg ist also nicht gleichzusetzen mit dem Aussterben des Berufes." In diesem Sinn kann das Magdeburger Seminar eine Zukunft haben. Scholz: "Das Bistum hat beschlossen, das Seminar als Standort für die Ausbildung in pastoralen Berufen zu erhalten." Im Seminar sollen auch weiter Gemeindereferentinnen und -referenten ausgebildet werden: "Hier gibt es zurzeit konkrete Überlegungen." Eine Möglichkeit könnte die praxisbegleitende Ausbildung für Frauen und Männer sein, die schon in einer Gemeinde tätig sind. Erfahrungen damit liegen aus der Vergangenheit vor. Ein Teil dieses Vorhabens ist die Anfang März gestartete gemeinsame Ausbildung der Ständigen Diakone der Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Als weiteren Schwerpunkt könnten sich die Magdeburger die Fort- und Weiterbildung von Gemeinedereferentinnen, -referenten und Diakonen vorstellen. Und schließlich könnte in Seminar auch stärker die Qualifikation von Ehrenamtlichen angebunden sein. Während Letzteres sicher jedes Bistum für sich selbst regeln muss, kann Scholz sich in den beiden anderen Bereichen Kooperationen mit den bisherigen Partnern vorstellen. Die nächsten Monate sollen für die Konkretisierung dieser Überlegungen genutzt werden.

Und was ändert sich für diejenigen, die Gemeindreferentin oder -referent werden wollen? Zunächst nichts, denn der erste Ansprechpartner bleibt das jeweilige Bistum. Gemeinsam mit den Verantwortlichen dort wird dann über den Ausbildungsweg entschieden. Das Ende des Direktstudiums in Magdeburg solle keineswegs in dem Sinne missverstanden werden, dass der Beruf von der Kirche nicht mehr gewollt sei, betont Scholz. Im Gegenteil. Er macht Interessierten Mut: "Wir brauchen auch künftig Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 27 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.07.2002

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