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Bitten für die Zeit, die Gott noch schenkt

Tag der Kirchen in Bautzen endete mit ökumenischem Gottesdienst und Musiknacht

Kirchen präsentierten sich zum Stadtjubiläum: Im Bautzner Petri-Dom wurde symbolisch eine Leiter an der Trennungslinie der beiden großen Konfessionen als Zeichen des Dialoges und der Zusammenarbeit errichtet. Im Anschluss fand ein ökumenischer Gottesdienst mit Bischof Joachim Reinelt und Landesbischof Volker Kreß statt. Zuspruch am Tag der Kirchen fand auch die Domschatzkammer und das Puppenspiel der Heidelberger Partnergemeinde.

Bautzen (jak) -Mit einem Tag der Kirchen wollten sich die Bautzner Gemeinden am Jubiläum ihrer Stadt beteiligen. Am 29. Juni -dem Tag von Peter und Paul -war es dann soweit und alle Gemeinden und Einrichtungen hielten ihre Tore offen. Allerdings mit teils wenig Resonanz, Kirchenmitglieder und Gäste aus den Partnergemeinden blieben zumeist unter sich. So beim eigentlich gelungenen Puppenspiel der Heidelberger im Dompfarramt. Dieses entstand aus der Idee heraus, das 1000- jährige Bautzen auch in der Heimatstadt der Partnergemeinde bekannt zu machen. Domschatzkammer, der Dom selbst sowie das Klarissenkloster hingegen konnten über Interesse nicht klagen. Die Leiterin der Schatzkammer, Birgit Mitzscherlich, zählte gegen 15 Uhr bereits 300 Besucher. Wie sie weiter berichtete, war es notwendig, neben der geplanten Kinderführung eine weitere anzubieten.

Der Höhepunkt des Tages war dann der ökumenische Gottesdienst im Petri-Dom mit Bischof Joachim Reinelt vom Bistum Dresden-Meißen und Landesbischof Volker Kreß von der Evangelisch- Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Symbolische Leitern überbrücken die Trennung

Beide Bischöfe näherten sich aus den beiden Teilen des sowohl katholischen wie auch evangelischen Petri-Domes. Sie trafen sich genau an der "Grundstücksgrenze", wo zum Zeichen der Gemeinsamkeiten zwei Leitern angelehnt und miteinander fest verknotet wurden. Bevor die Bischöfe mit ihren Predigten begannen, ergriffen die Pfarrer der beiden Domgemeinden das Wort. Sie betonten den Dank gegen Gott für die 1000 Jahre ihrer Stadt, verbunden mit der Bitte für die Zeit, "die er uns schenken will".

Bischof Joachim Reinelt bestieg als erster die Kanzel des evangelischen Teiles um seine katholische Pauluspredigt zu halten. Er betonte, dass der Apostel ein Realist war und ist. Nach Paulus sei die Welt in zwei Teile geteilt: In die, die sich von Gott lossagen, und in diejenigen, die in Christus neugeboren und somit eine neue Schöpfung werden. Joachim Reinelt stellte weiter die Frage, was wäre, wenn Jesus Christus ein Bautzner gewesen wäre, wäre dann der Glaube in der Stadt leichter? Paulus, so der Bischof, würde mit Nein antworten. Aber Paulus würde den Dank ausdrücken, dass es möglich gewesen ist, "dass hier in all den 1000 Jahren das Wort Gottes gehört und gelebt wurde". Weiter betonte Joachim Reinelt die Rolle des Heiligen Geistes, der nicht spalte sondern eine, "dieser Geist führt uns zusammen". Reinelt machte den Anwesenden zudem Mut, sich ganz auf Gott den Vater zu verlassen. In der Beziehung zu Gott gehe es um den ganzen Menschen, gefragt seien Herz, Gefühl und Liebe. Wer Gott annehme, erfahre ihn als einen, der sich verströmt in Liebe -"die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen". Aus dieser Erfahrung heraus könnten die Christen zeigen, dass Christsein befreit und für die Zukunft wichtig bleibe.

Die Menschlichkeit des Apostels Petrus

Die evangelische Petruspredigt von Landesbischof Volker Kreß stellte den Apostel in seiner Menschlichkeit dar. Petrus -so Kreß -habe zwischen Glaube und Zweifel, Freude und Trauer, auch zwischen Gut und Böse und Erkenntnis und Irrtum gestanden. Die Unvollkommenheit des Petrus sei es, die ihn zu einer liebevollen Person mache. Gerade heutige Christen könnten sich zudem in Petrus wiederfinden und erkennen. Kreß betonte weiter, dass die Menschlichkeit Petri eine verwandelte sei, "weil Christus in uns Gewalt hat, so wie er in Petrus Gewalt hatte. Diese verwandelte Menschlichkeit auf Gott hin sei es, die der Zeit und der Welt gerade heute gut tue.

Nach den beiden Predigten bekundeten die Christen ihren gemeinsamen Glauben im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Der Tag endete mit einer ökumenischen Musiknacht von 21.30 bis 1 Uhr im Petridom. Mit dabei war der katholische Domchor, der bereits Teile des ökumenischen Gottesdienstes mitgestaltet hatte.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 27 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.07.2002

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