Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

"Damit wir möglichst schnell helfen können"

Caritas initiiert regelmäßiges Treffen von Mitarbeitern aus der Psychiatrie

Markus Adam: Will Hilfsangebote für psychisch Kranke besser vernetzen.

Psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu. Die Caritas im Bistum Görlitz reagiert mit einem verbesserten Hilfsangebot für Betroffene. In Hoyerswerda ist gerade eine neue Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) im Aufbau. Die bereits bestehende Beratungsstelle in Forst will die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen verbessern. Sie regte deshalb einen Kontakt-Tag für all diejenigen an, die im Landkreis Spree-Neiße mit psychisch Kranken arbeiten. Rund 50 Personen sind gekommen -darunter Vertreter von ambulanten und stationären Einrichtungen, Krankenkassen und Kreisverwaltung. Der TAG DES HERRN sprach mit KBS-Mitarbeiter Markus Adam:

Frage: Herr Adam, warum haben Sie sich für einen solchen Begegnungstag stark gemacht?

Adam: Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass wir Informationen darüber haben, welche verschiedenen Angebote es im Bereich der psychiatrischen Versorgung gibt, damit wir Menschen, die eine Beratung suchen, möglichst schnell weiterhelfen können. Außerdem suchen psychisch Kranke oft bei unterschiedlichen Stellen Hilfe. Auch deshalb ist es notwendig, Kontakt zu verschiedenen Anbietern zu haben, um Doppelberatungen zu vermeiden und zu verhindern, dass Hilfen angeboten werden, die in entgegengesetzte Richtung laufen.

Frage: Besteht dieser Kontakt nicht schon längst?

Adam: Es gibt im Landkreis zumindest keine feste Form der Zusammenarbeit unter den psychiatrischen Einrichtungen. Die verschiedenen Angebote bestehen einfach nebeneinander. Es kommt immer auf den einzelnen Träger oder Mitarbeiter an, inwieweit er sich Kontakte sucht, knüpft und auch hält. Das haben wir bisher auch gemacht. Aber wenn ein Mitarbeiter wechselt, dann können diese Kontakte schnell wieder wegbrechen.

Frage: Was hat das erste Mitarbeitertreffen in dieser Hinsicht gebracht?

Adam: Wir haben uns einfach gegenseitig kennen gelernt. Auch andere Teilnehmern waren der Meinung, dass es wichtig ist, wenigstens einmal im Jahr ein Forum zu haben, bei dem sie diesen Kontakt halten können, andererseits aber auch die Möglichkeit haben, sich mit bestimmten Themen auseinanderzusetzen. In Zukunft wollen wir neben den Mitarbeitern auch Betroffene zu diesen Kontakt-Tagen einladen, zum Beispiel wenn es um Informationen über bestimmte Krankheitsbilder geht.

Frage: Welche Fortbildungsangebote gibt es darüber hinaus für Mitarbeiter in diesem Bereich?

Adam: Wir nehmen als KBS an den Fortbildungen des Sozialpsychiatrischen Dienstes, einer Einrichtung des Landkreises, teil. Das beruht auf einer dieser Absprachen, die ich vorhin erwähnte. Ansonsten gibt es im Landkreis meines Wissens keine regelmäßigen Fortbildungsmöglichkeiten.

Frage: Das sieht ja nicht gerade rosig aus -...

Adam: Nein!

Frage: ... die Hilfseinrichtungen sind nicht vernetzt. Es mangelt an Fortbildungen für die Mitarbeiter. Wird für psychisch Kranke generell zu wenig getan?

Adam: Ich möchte das nicht verallgemeinern. Ich kenne auch Regionen in der Bundesrepublik, wo mehr für psychisch Kranke getan wird als in unserem Gebiet -in den alten Bundesländern liegen da einfach schon mehr Erfahrungen vor. Aber ich denke, es hängt auch ganz viel davon ab, welche Personen auf bestimmten Stellen sitzen und wie viel Interesse diese am Thema Psychiatrie haben.

Frage: An wen können sich psychisch Kranke im Bistum Görlitz wenden?

Adam: Hundertprozentig an die Caritas. Wir als KBS bieten Betroffenen im Landkreis Spree- Neiße unsere Hilfe an. Auch in Hoyerswerda gibt es ab 1. Juli eine solche Stelle und in Mengelsdorf besteht eine sozialtherapeutische Wohnstätte. Außerdem gibt es das St.-Florian-Stift, das kürzlich sein 125-jähriges Jubiläum feierte. Das heißt, die Caritas hat psychische Erkrankungen als Schwerpunkt erkannt und unterhält in einzelnen Regionen spezielle Einrichtungen. Wo solche konkreten Angebote nicht vorhanden sind, können Hilfesuchende auch erst einmal in die allgemeine soziale Beratung gehen oder andere Dienste der Caritas aufsuchen. Dort werden sie dann an eine geeignete Stelle weitervermittelt.

Fragen: Karin Hammermaier

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 27 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.07.2002

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps