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Aus der Region

Pressearbeit ist eine Art Mission

Ursula Wicklein über ihre Arbeit als Leiterin einer Bistums-Pressestelle

Verabschiedet: Zehn Jahre leitete Ursula Wicklein die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen. Weihbischof Georg Weinhold hat sie jetzt verabschiedet.

Zehn Jahre hat Ursula Wicklein die Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen geleitet. Jetzt ist sie in den Ruhestand verabschiedet worden. In einem Gespräch mit dem TAG DES HERRN blickt sie auf ihre Tätigkeit zurück:

Frage: Frau Wicklein, welche Bilanz ziehen Sie nach zehn Jahren?

Wicklein: Als ich meine Arbeit in der Pressestelle im Februar 1992 begann, war eine professionelle Pressearbeit für die katholische Kirche im Osten Deutschlands ja noch etwas verhältnismäßig Neues. Hier in Dresden war ein Grundstein schon gelegt, auf dem ich aufbauen konnte. Besonders wichtig war mir von Anfang an der Kontakt zu den säkularen Medien. Hier gab es auf beiden Seiten Ängste, Unbeholfenheit und Misstrauen. Dass das heute weitgehend nicht mehr so ist, zähle ich zu den positiven Seiten der Bilanz. Und wenn bei manchem Journalisten der Eindruck hängengeblieben ist, katholisch ist gar nicht so exotisch wie angenommen, dann bin ich zufrieden.

Frage: Kirchliche Pressearbeit mit Journalisten zu machen, für die zum größten Teil Kirche und Glauben fremde Welten sind -wie sind Sie damit umgegangen?

Wicklein: Zunächst hatte ich einen großen Vorteil. Durch meine Tätigkeit bei einer Dresdner Tageszeitung kannte ich viele Kollegen, so dass eine persönliche Ebene vorhanden war. Natürlich hat das nicht genügt. Für mich war es immer eine der wichtigsten Aufgaben, ein positives Image der katholischen Kirche in den säkularen Medien zu fördern und das, was wir als Kirche zu sagen haben, unter unseren Bedingungen verständlich rüberzubringen. Besonders am Anfang war da sehr viel Übersetzungsarbeit nötig, um das "Kirchenchinesisch" für die Menschen hierzulande verständlich zu machen. Inzwischen haben wir damit einige Erfahrungen gesammelt. Aber es bleibt immer noch viel zu tun.

Frage: Zur Bilanz gehören auch die Schattenseiten. Was war schwierig in Ihrer Tätigkeit?

Wicklein: Die größte Schwierigkeit ist die Grundvoraussetzung: Die Erkenntnis, dass Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Kirche wichtig ist. Wenn die Verantwortlichen das erkannt haben und umsetzen wollen, ist schon viel erreicht. Dann gilt es aber, die Kompetenz der Leute zu achten, die von Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit etwas verstehen. Denn es gibt bestimmte Regeln, die im Umgang mit den Medien beachtet werden müssen. Man muss auch bedenken: Öffentlichkeitsarbeit kostet Geld. Aber ich denke, dieses Geld ist gut angelegt, denn die Kirche hat etwas zu sagen, und sie tut viele gute Dinge, die in das öffentliche Bewusstsein gehören. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Vertrauen gewünscht: Eine Pressestelle posaunt doch nicht gleich alles hinaus, wovon sie Kenntnis erhält. Wenn es nötig ist, werden Dinge selbstverständlich vertraulich behandelt. Aber eine Pressestelle muss alle notwendigen Informationen haben, um reagieren zu können. Sie sollte außerdem beizeiten entsprechend ihrer Aufgabe in alle Planungen einbezogen werden.

Frage: Welche Tipps können Sie aus Ihrer Erfahrung denen, die die Verantwortung in der Kirche tragen, zum Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geben?

Wicklein: Kirche sollte in dieser Mediengesellschaft mehr agieren, statt häufig nur zu reagieren. Gerade bei den Dingen, die dann zu negativen Schlagzeilen führen, findet Pressearbeit oft erst statt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wenn Kirche aber -soweit das möglich ist -schon vorher agiert, kann sie die Darstellung einer Sache in der Öffentlichkeit zumindest teilweise steuern. Ich denke, Kirche könnte hier aus dem säkularen Bereich lernen, zum Beispiel von der Industrie. Ein zweiter Punkt ist mir wichtig: Auch wenn die Technik heute eigene Kirchenradios und Fernsehsender möglich macht, auch wenn es Bistumszeitungen und andere kirchliche Druckerzeugnisse gibt: Kirche sollte immer einen Fuß in der Tür der säkularen Medien haben, denn: Kirche ist nicht nur für die Gläubigen da, sondern für alle Menschen. Und die säkularen Medien sind eine Möglichkeit, unseren Mitmenschen das unaufdringlich aufdringlich immer wieder zu sagen. In diesem Sinne ist Pressearbeit eine Art Mission. Wir können so zeigen: Wir denken nicht nur an uns, sondern auch an das Heil der anderen.

Frage: Und zum Schluss noch einen praktischen Tipp für die Pfarrgemeinden?

Wicklein: Jede Gemeinde sollte jemanden haben, der sich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig fühlt. Der sich dafür engagiert, Kontakte herstellt und die Arbeitsweise der Medien kennt und versteht. Immer wichtiger wird auch die Präsenz im Internet, denn für viele Journalisten ist das inzwischen eine wichtige Informationsquelle.

Fragen: Matthias Holluba

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 28 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.07.2002

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