"Der Frieden liegt in euren Händen"
Ehemalige KZ-Häftlinge trafen sich mit Jugendlichen in Schmochtitz

Schmochtitz (jak) -Es war das erste Mal, dass Jan Kucenski über seine Geschichte sprechen konnte. Von 1942 bis 1945 gehörte er zu den Insassen eines Kinder-Konzentrationslagers im polnischen Lodz. Stanislaw Krawczyk wurde als junger Mann von der Gestapo verhaftet und kam nach drei Monaten Gefängnis zuerst ins Lager Großrosen und dann nach Buchenwald. Zwei Schicksale einer Gruppe ehemaliger KZ-Häftlinge, die Anfang des Monats auf Einladung des deutschen Maximilian- Kolbe-Werkes zwei Wochen im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz weilten.
Die Zeit bis zum 5. Juli stand ganz im Zeichen des Ausstausches mit Jugendlichen aus Deutschland und Polen. In der Auswertung zeigten sich die ehemaligen Häftlinge davon beeindruckt, dass die Mädchen und Jungen wirklich Zeit zum Zuhören hatten -und das nicht nur während der regulären Arbeitseinheiten des gemeinsamen Treffens. Schließlich waren die Jugendlichen selbst aufgefordert, das Gehörte umzusetzen. Wie der Rektor des Bischof- Benno-Hauses Peter-Paul Straube berichtete, gestaltete sich daraus eine Stunde, die einer tiefen Andacht glich und alle emotional packte. Zum einen wurde eine KZ-Szene nachgestellt, welche von den Überlebenden als authentisch beschrieben wurde. Und zum anderen machten sich die jungen Leute Gedanken, mit welchen Symbolen die Geschichte der ehemaligen Häftlinge aufgezeigt werden kann. Die einen brachten ihre Gedanken in Bildern zum Ausdruck, andere gestalteten in der Mittes des Seminarraums ein Lager aus Symbolen. Steine erinnerten an die Wachtürme; eine kleine Figur an die Toten, die es nicht mehr aushielten und ihr Sterben im Stacheldraht suchten; das Thermometer an die Hitze des Sommers und die Kälte des Winters; eine Dose mit der Aufschrift Zyklon B an die Gaskammern..
Die ehemaligen Häftlinge gaben der Hoffnung Ausdruck, dass sich das von ihnen erlebte Grauen nicht mehr wiederholen darf. Sie bezeichneten das Engagement und die Ausdauer der polnischen und deutschen Jugendlichen in Schmochtitz als ein wesentliches Zeichen dafür. Ein Teilnehmer sagte: "Die heutige deutsche Jugend hat keinerlei Verantwortung dafür, was in der Nazi-Zeit geschehen ist. Aber ihr sollt daran denken, dass der Frieden und die Freundschaft nun in euren Händen liegt." Diesem Anliegen sind beispielsweise Begegnungstage in Lodz gewidmet, die von der jungen Wiesbadenerin Dorothea Warneck mit organisiert werden.
In der nun zurückliegenden Woche besuchten die ehemaligen Häftlinge von Schmochtitz aus unter anderem den Bautzner Oberbürgermeister Christian Schramm (CDU). Treffen dieser Art finden in jedem Jahr im Bischof- Benno-Haus statt. Das einladendende Maximilian-Kolbe- Werk wurde 1973 aus dem Gedanken der Solidarität mit den Opfern der Konzentrationslager gegründet. In der Selbstauskunft heißt es unter anderem: "Im Mittelpunkt der Arbeit steht der einzelne Mensch, seine persönliche Geschichte und seine leidvollen Erfahrungen ...Das Maximilian- Kolbe-Werk ist für viele Opfer des NS-Regimes ein Vertrauensfaktor geworden und vermittelt vielen eine Geborgenheit, die weit über den Rahmen eines Hilfswerkes hinausreicht..." Begegnungs- und Erholungsaufenthalte -wie die Tage im Bischof- Benno-Haus -werden seit 1978 organisiert. Etwa 400 Frauen und Männer nehmen heute jährlich an solchen Tagen teil, bisher waren es zirka 7000.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.07.2002