Grenzenlose Gemeinschaft erlebt
Pfadfinder aus den Bistümern Erfurt, Fulda und Würzburg trafen sich in Meiningen
Meiningen (ep) - "Grenzen - los! Grenzen - los! Grenzen - los!" So war es am vergangenen Samstag und Sonntag immer wieder lautstark in Meiningen zu hören. Mitten in der Innenstadt, auf dem Gelände des ökumenischen Kinderhauses Regenbogen und auf städtischem Terrain, hatten knapp 200 Pfadfinder ihr Lager aufgebaut. Und auf dem Meininger Marktplatz wurde nicht nur immer wieder das Motto skandiert, sondern auch diverse Gemeinschaftsspiele gemacht, was nicht zuletzt das Interesse von Kindern und Jugendlichen aus der Stadt hervorrief.
Anlass war der St.-Georgs-Tag, zu dem die Kinder- und Jugendlichen der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, Diözesanverband Erfurt, jedes Jahr in einer anderen Stadt zusammenkommen. Diesmal hatte das Treffen einen ganz besonderen Charakter: Nach Meiningen waren nicht nur die Pfadfinderstämme aus dem Bistum Erfurt, sondern auch Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover aus den Diözesen Würzburg (40) und Fulda (35) gekommen. Die Idee dazu war vor einem Jahr bei einem Bundeslager in Westernohe entstanden, so die Vorsitzende des Diözesanverbandes Fulda, Claudia Landsiedl.
Unter dem Motto "Auf unseren gemeinsamen Spuren - grenzenlose Gemeinschaft" wollten sie sich in Meiningen auf Spurensuche der gemeinsamen Vergangenheit begeben, vor allem aber einander kennen lernen und Kontakte knüpfen, wie Siegfried Arand, der Diözesanvorsitzende des Bistums Erfurt, sagte.
Dies begann beim Zelte aufbauen am Freitagabend. Bei einem gemeinsamen Abend wurde spielerisch an die ineinander verwobene Geschichte der Diözesen erinnert. So wurde zum Beispiel ein Pfadfinderausweis des Stammes Heiligenstadt aus dem Jahr 1932 gezeigt, aus dem eindeutig hervorgeht, dass die Pfadfindergruppe damals zum Diözesanverband Fulda gehörte weil das Eichsfeld zu Fulda gehörte.
Auf Spurensuche begaben sich die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch am Samstagmorgen, als sie bei einem Stadtspiel auf bauliche Spuren der Jahrhunderte langen Zugehörigkeit Meiningens zum Bistum Würzburg stießen. In diözesan-gemischten Gruppen durchliefen die Pfadfinder verschiedene Stationen und hatten dabei Aufgaben zu lösen. So schauten sie sich den Heinrichsbrunnen auf dem Marktplatz an und sollten in Erfahrung bringen, was es mit ihm auf sich hat, (erinnert an die Stiftung der ersten steinernen Kirche durch Heinrich II. im Jahr 1003). Sie bestiegen die Türme der Stadtkirche, die auf den Grundmauern des romanischen Baues steht, hatten aber etwa auch herauszubekommen, wie viele Einwohner Meiningen hat ... Sieger der Stadtrallye war am Ende die Gruppe, die die meisten Punkte sammeln konnte.
Am Nachmittag gab es dann im Rahmen verschiedener Workshops Gelegenheit, einmal eine kulinarische Spezialität eines anderen Diözesanverbandes zuzubereiten! Handkäs mit Musik (eine Art Harzer Käse eingelegt in Essig, Öl, Knoblauch) aus Hessen zum Beispiel oder Würzburger "Blaue Zipfel", das sind saure Bratwürste in Zwiebel-Essig-Sud, aber auch Thüringer Rostbrätl. Einen schönen symbolischen Akzent setzten die Kinder und Jugendlichen am Samstagabend, als sie das Pfadfinderlied "Flinke Hände, flinke Füße" zunächst jeweils als Diözesanverband in der jeweiligen Mundart sangen und dann über Bistumsgrenzen hinweg in einen gemeinsamen Gesang einstimmten, grenzenlos!
Zeichen dafür, was auch am Sonntag dann in der gemeinsamen Eucharistiefeier zur Sprache kam: Es gilt wie der heilige Georg gegen den Drachen zu kämpfen: Gegen den Drachen der Vorurteile, gegen den Drachen der Selbstgenügsamkeit. Es gilt immer wieder auf den anderen zuzugehen. Der interdiözesane Pfadfindertag in Meiningen hat dazu beigetragen. Und Pfadfinderreferent Manfred Schmets aus Uder hofft, dass daraus feste Kontakte über Diözesangrenzen hinweg entstehen. Dass das Wetter die Tage über eher mäßig war, kommentierte der Diözesankurat der Pfadfinder aus Würzburg, Marcus Schuck, so: "Interessanter Weise sind die Pfadfinderlager, die untergegangen (will heißen im Regen abgesoffen) sind, die Erlebnisse, die am besten in Erinnerung bleiben." Für den elfjährigen Pfadfinder Wilhelm Neise aus Niederorschel jedenfalls waren die Tage ein Erlebnis und eben "typisch Pfadfinder": "Man verreist, lernt Leute kennen, erlebt viel und hat miteinander viel Spaß." Grenzenlos!
Neue Gelegenheit dazu bietet zu Pfingsten das traditionelle große Bundeslager in Westernohe.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.05.2001