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Ein Buch als deutsch-polnische Brücke

Zweisprachiges Werk über das Bistum Breslau soll Miteinander dienen

Görlitz/Münster (tdh) - Einen neuen Brückenschlag zwischen Deutschen und Polen soll das soeben erschienene Buch "Erbe und Auftrag der schlesischen Kirche - 1000 Jahre Bistum Breslau" ermöglichen. Das durchgehend zweisprachig verfasste Werk enthält Beiträge zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des kirchlichen Lebens in Schlesien. Herausgeber ist der Apostolische Visitator der katholischen Schlesier in Deutschland, Prälat Winfried König, Münster.

Die "Verständigung mit unseren Nachbarn im Osten" bezeichnet er im Vorwort als ein Hauptanliegen seiner pastoralen Arbeit, ebenso wie die Wahrung des religiösen und kulturellen Erbes der Heimatvertriebenen. Beiden Zielen soll auch das rund 450-seitige Buch dienen.

Zur Redaktion gehörten der Historiker Michael Hirschfeld und der Theologe Markus Trautmann. Deutsche und polnische Veröffentlichungen zur Breslauer Bistumsgeschichte hätten bisher meist unverbunden nebeneinander gestanden, schreiben sie im einleitenden Kapitel. Deshalb sei der Versuch unternommen worden, "im christlichen Geiste der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gemeinsame Wurzeln zu vertiefen, dabei aber auch unterschiedliche Auffassungen nicht zu verschweigen" und so zu einem "aufrichtigen Miteinander" hinzuführen.

Der mit mehr als hundert Abbildungen illustrierte Band erschien zum Abschluss der 1000-Jahr-Feier des Bistums Breslau, die im vergangenen Jahr in Breslau, Mainz und Hildesheim begangen worden war. Hirschfeld stellt auf zehn Seiten engagierte Gläubige aus den verschiedenen Epochen der Diözese vor, beispielsweise den Mystiker Angelus Silesius und den Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff, einen Vertreter der schlesischen Romantik.

Der Theologe Paul Mai schreibt über Heilige und Selige aus dem Bistum Breslau. Dabei geht er unter anderem auf die heilige Hedwig, die Schutzpatronin Schlesiens, ein. Er erwähnt aber auch Menschen aus jüngerer Zeit, etwa Edith Stein und Bernhard Lichtenberg.

Der zweite Hauptteil des Buches enthält Aufsätze über einzelne Bestandteile kirchlichen Lebens in Schlesien. Hier finden sich Streifzüge durch die Musik- und Kunstgeschichte der Region, aber auch Aussagen zum politischen Katholizismus.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt des Werkes liegt auf der Geschichte der schlesischen Religiosität nach der Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46. Vier Beiträge beschreiben, wie die Heimatvertriebenen ihren Glauben nach dem Krieg in der Bundesrepublik Deutschland, Polen, Tschechien und der DDR lebten. Der Geschichte des heutigen Bistums Görlitz widmet sich eine 13-seitige Darstellung des bereits verstorbenen Ehrenprälaten Wolfgang Müller.

Den Abschluss des Buches bilden geistliche Impulse für die Gegenwart und Zukunft der Region. Verfasst wurden sie von Bischöfen, die heute in Schlesien wirken oder von dort stammen, darunter der Kölner Kardinal Joachim Meisner und der Bischof von Oppeln, Alfons Nossol.

Bischof Rudolf Müller äußert sich in seinem Beitrag zur Diasporasituation in den neuen Bundesländern: Die Christen in der Diaspora sollten wissen, dass sie mit dem Evangelium nicht eines von vielen Angeboten auf dem "Markt menschlicher Meinungen und Lebensprogramme" anzubieten hätten. Die Frohe Botschaft besitze eine innere Qualität, die durch nichts zu ersetzen und zu überbieten sei, schreibt Müller. Sie stelle gerade auch für den heutigen Menschen eine Heilsbotschaft dar, weil in ihr eine befreiende Kraft liege, nach der sich der Mensch von heute in all den Zwängen, in denen er sich befindet, sehne.

Die Botschaft, die das Christentum verkündet, sei "Evangelium für alle Menschen, ,die guten Willens sind'". Deshalb gehen Müller zufolge alle Menschen die Christen etwas an, "auch die Leute auf der Straße, in den Markthallen, am Arbeitsplatz, im Freizeitzentrum oder Krankenhaus." Die Gläubigen müssten sich ständig fragen, wie sie ihre Mitmenschen erreichen könnten, um selbst zur christlichen Botschaft für sie zu werden.

Winfried König (Hrsg.): Erbe und Auftrag der schlesischen Kirche. 1000 Jahre Bistum Breslau; Laumann-Verlag; 39,80 Mark, ISBN 3-87466-296-9.

Tipp: Bücher über die Geschichte Schlesiens

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.05.2001

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