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Ein Glaubenserlebnis für Diaspora-Kinder

Knapp 30 Jungen und Mädchen trafen sich zur Religiösen Kinderwoche in Doberlug-Kirchhain

Am zweiten Tag dreht sich alles um das Wort Gottes: Vor der Laubhütte verteilt Diakon Norbert Zwingmann mit Bibelsprüchen umwickelte Bonbons an die Kinder.

Doberlug-Kirchhain (kh) -"Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht ..." Noch ein wenig zaghaft erklingt das Lied an diesem Sommermorgen auf der Wiese hinter der katholischen Kirche in Doberlug-Kirchhain. Vor einer Hütte sitzen dort rund 30 Kinder und Jugendliche sowie ein paar Erwachsene im Kreis. Sie nehmen an der Religiösen Kinderwoche (RKW) teil oder gestalten sie mit.

Das Thema der RKW lautet dieses Jahr: "Was den Himmel offen hält -Schau nach in Jeshuas Hütte". Deshalb steht auch die Hütte auf dem Pfarrgelände. Sie soll eine Laubhütte sein, wie sie die Juden zu ihrem Erntedankfest, dem Laubhüttenfest errichten. In Doberlug- Kirchhain haben sie die Kinder und Helfer am ersten RKW-Tag gemeinsam aufgestellt. Das eingangs erwähnte Lied soll sie nun auf den zweiten Tag einstimmen. "Heute geht 's um Gottes Wort", erklärt Diakon Norbert Zwingmann nach dem Singen.

Das Wort Gottes steht auch beim anschließenden Anspiel in der Kirche im Mittelpunkt. Auf der Suche nach einem Spruch fürs Poesiealbum entdecken Maik (Stephan Pierdel) und Chris (Dominik Wagner) einen Lederbeutel mit Bibelversen auf einer Trittleiter vor dem Plakat mit Jeshuas Hütte. Sie nehmen einen nach dem anderen heraus und lesen ihn laut vor. Später taucht auch Jeshua (David Wagner) -griechisch Jesus -auf. Er gibt Chris und Maik sowie der hinzugekommenen Paula (Katharina Weißer) ein Bonbon und erzählt ihnen eine "Geschichte von Gottes Wort". Sie handelt vom Propheten Ezechiel. Ihn fordert eine Stimme auf, eine beschriebene Buchrolle zu essen. Als Ezechiel das tut, wird sie in seinem Mund "süß wie Honig".

Nachher bekommen auch die Kinder etwas Süßes. Auf den Zetteln, in die die Bonbons eingewickelt sind, stehen einige der Bibelsprüche aus dem Anspiel. Alexandra zieht zum Beispiel "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein". "Was denkst du, was das bedeutet?", fragt Diakon Zwingmann. "Dass er auch noch den Heiligen Geist braucht", erläutert Alexandra. Als nächstes nimmt sich Marlen ein Bonbon. Auf ihrem Zettel steht: "Mein Gott, mach meine Finsternis hell." "Der macht, dass ich wieder fröhlich bin", interpretiert das Mädchen. Und Jessica entrollt einen Satz aus dem Buch Genesis: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein lebt." Diese Erfahrung hat auch Jessica schon gemacht: "Wir brauchen Freunde und Familie."

Welche Bedeutung der Kontakt zu anderen, gleichgesinnten Menschen gerade in der Diaspora hat, das ist auch Gemeindereferentin Irene Jaschinski bewusst, die die RKW mit vorbereitet hat. "Jeden Sonntag in die Kirche gehen, das formt nicht so den Glauben. Gemeinsame Erlebnisse mit Kindern und Jugendlichen: Das formt den Glauben", meint sie.

Glauben erleben -Gemeinschaft erleben im Glauben: Das sollte auch die RKW den Jungen und Mädchen aus Doberlug- Kirchhain ermöglichen, zum Beispiel während der gemeinsamen Morgen- und Tischgebete. Damit diese Tage für die Teilnehmer ein richtiges Glaubensereignis werden konnten, hatten sich die Helfer aber noch eine Menge mehr einfallen lassen:

Am Mittwoch, dem dritten RKW-Tag, unternahmen sie mit den Kindern eine Wallfahrt zum Claretiner-Kloster im etwa 40 Kilometer entfernten Mühlberg (Bistum Magdeburg). Für unterwegs bekam jedes Kind eine Wallfahrtstasche, die es bemalen durfte. In der Klosterkirche feierten die Jungen und Mädchen mit Pater Ansgar Leo einen Gottesdienst. Nachmittags lud sie der Geistliche zu einem Erkundungsspiel in das Gotteshaus ein.

Tags darauf schaute die Gruppe in einer Mühle beim Brotbacken zu. Je zwei Kinder teilten sich später ein kleines Brot. Ein besonders feierliches gemeinsames Mahl konnten die Jungen und Mädchen am Freitag, dem letzten RKW-Tag, erleben. In Anlehnung an die jüdische Sabbat- Feier wurde der Tisch festlich gedeckt -jedes Kind bekam sogar ein Platzdeckchen mit einem Bibelspruch -und ein siebenarmiger Leuchter aufgestellt. Frau Jaschinski hofft, dass die Kinder am Ende dieser Tage genauso empfunden haben wie sie früher nach einer RKW: "Das hat uns Kraft gegeben."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 18.07.2002

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