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Bistum Erfurt

Wirksame Hilfe für Mütter in Not

Die katholischen Schwangerenberatungsstellen im Bistum sind nach wie vor gefragt

Beraterin Dorothea Zengerling: Wichtig ist es, die betroffenen Frauen und Familien auf rechtliche Ansprüche und Hilfen hinzuweisen.

Erfurt -Die Diskussionen um die Schwangerschaftskonfliktberatung durch kirchliche Institutionen ist in den vergangenen Jahren sehr kontrovers geführt worden. Aber auch ohne die Ausstellung von Beratungsscheinen für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch ist die Arbeit der Caritas-Beratungsstellen für Schwangere und Familien nicht weniger oder unbedeutsamer geworden -im Gegenteil.

Die drei Beraterinnen der Caritas- Regionalstelle in Erfurt haben alle Hände voll zu tun. Sie bieten im Erstgespräch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte rund um die Schwangerschaft und den Familienalltag an, was häufig zu einem längerfristigen Beratungsprozess führt.

Sozialarbeiterinnen unterstützen umfassend

"Oftmals sind die werdenden Mütter verunsichert, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten oder ihr Partner sie verlassen hat, sich die sozialen Bedingungen durch die Geburt eines Kindes verändern", berichtet die Leiterin Dorothea Zengerling. In solchen Fällen sei es wichtig, auf rechtliche Ansprüche und Hilfen hinzuweisen. Darüber hinaus versuchen die Sozialarbeiterinnen auf alle Probleme einzugehen. Sie unterstützen zum Beispiel bei der Wohnungssuche und sind behilflich bei der Durchsetzung gesetzlicher Ansprüche wie die Beantragung von Sozialhilfe.

Neben der Beratung stellt die Caritasstelle Sachmittel zur Verfügung. "Es kommt vor, dass manche Frauen keinen Kinderwagen oder keine Babybekleidung zur Geburt ihres Kindes haben", erklärt Frau Zengerling. Zudem vermitteln die Beraterinnen für werdende Mütter oder Familien finanzielle Hilfe. Sie überprüfen ihre wirtschaftliche Situation und wenn das Einkommen eine bestimmte Grenze nicht überschreitet, können die Betroffenen in der Beratungsstelle einen Antrag bei der Thüringer Stiftung "Hilfe für schwangere Frauen und Familien in Not" stellen. In besonderen Notsituationen kann mit dem bischöflichen Fonds "Pro Vita" geholfen werden.

Diese Hilfe soll dazu beitragen, dass die Familie wieder selbständig zurechtkommt. Dazu ist es notwendig, die Gesamtsituation Gesamtsituation der Familie im Blick zu haben. Beraterin Maria Zucht ergänzt: "Als Behörde und Auszahlstelle sind wir aber nicht anzusehen, die finanzielle Hilfe ist immer nur ein Teil der umfassenden Beratung". Die Begleitung der werdenden Mutter ist in der Beratungsstelle bis zum dritten Lebensjahr des Kindes möglich. Das Angebot ist kostenfrei, freiwillig und offen für jede Mutter oder Familie.

Seitdem die katholischen Einrichtungen keine Beratungsscheine mehr ausstellen, hat sich das Angebot der Beratung in Erfurt erweitert. Es konnten neue Aspekte in den Blick genommen und Bewährtes intensiviert werden. So ist der wöchentliche "Babytreff" ein gut genutztes Angebot für Mütter und Väter mit Kindern im ersten Lebensjahr. Dort können die Eltern Erfahrungen austauschen und sich gegenseitige Tipps geben. "Es ist für manche Mutter ein Weg, um aus einer möglichen Isolation während der Erziehungszeit herauszukommen", sagt die Leiterin.

Schulung von Jugendlichen als Babysitter

Seit März 2001 wurde ein Hilfsnetz aufgebaut, um Frauen in einer extrem schlechten sozialen Situation eine anonyme Geburt zu ermöglichen beziehungsweise das Kind abzugeben. Dieses Projekt "Ausweg" dient dem Schutz des Lebens. In die Vorbereitung und in das Beratungsangebot ist die Beratungsstelle eingebunden. Die Möglichkeit ist inzwischen thüringenweit gegeben. Die Schwestern zum Guten Hirten bieten Unterkunftshilfe in dieser Krisenzeit für Mütter ohne und mit Kindern an, damit sie eine endgültige Entscheidung treffen können.

Die im Jahr 2001 vorbereiteten Projekte konnten in diesem Jahr verwirklicht werden. So wurde in Zusammenarbeit mit dem katholischen Familienbund Thüringen in der Beratungsstelle eine Schulung für Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren zum Babysitter durchgeführt. An fünf Abenden haben die Jugendlichen vor allem gelernt, verantwortlich mit Kindern und Säuglingen umzugehen. Die Treffen halfen dabei, dass junge Leuten Freude am Umgang mit Kindern bekamen, Ängste abgebaut und die Kleinen als etwas Wertvolles wahrgenommen wurden. Wegen der großen Nachfrage findet im Herbst ein neuer Kurs statt -die bisher vermittelten Babysitter werden zudem zu einem Austausch eingeladen. -Die Vermittlung an Familien ist inzwischen gut angelaufen.

"Es ist wichtig, die Familien zu stärken. Jedes Kind gibt es nur einmal und jede Schwangerschaft ist einzigartig", sagte Dorothea Zengerling. Umso schwerer ist der Verlust eines Kindes durch Fehl- oder Totgeburt. Der plötzliche Kindstod ist immer wieder Thema in der Beratung. Mit der "Trauergruppe für Eltern", die im August erstmalig stattfindet, setzt die Beratungsstelle ein Zeichen ihrer Anteilnahme. In Gemeinschaftsarbeit mit Hospizdiensten, Hebammen und Frauenkliniken soll der Umgang mit dem Tod für die Eltern in einer begleitenden Selbsthilfegruppe erleichtert werden.

Seit Gründung der Beratungsstelle 1991 haben die Mitarbeiter die Angebote und Hilfen weiterentwickelt und verbessert, so dass seither eine steigende Nachfrage besteht. Im letzten Jahr wurden zirka 1000 Beratungsgespräche geführt. Nachdem keine Beratungsscheine mehr ausgestellt wurden, ging die Zahl der Klientinnen zurück. Jetzt ist wieder ein Aufschwung zu verzeichnen -bis Juli 2002 fanden zirka 750 Gespräche in der Erfurter Beratungsstelle statt. Die vorwiegende Finanzierung dieser Stellen in Thüringen übernimmt die Caritas.

Christine Jany

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.07.2002

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